Begleitet von mehr als 400 Gästen fand am 17. Jänner 2025 im Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz eine „Weitergeben“-Feier der besonderen Art statt. Die Leitung des renommierten Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie (ISSN) wurde von Univ. Prof. Primar Dr. Johannes Fellinger, der das Institut über Jahrzehnte mit visionärem Weitblick und unermüdlichem Engagement aufgebaut hat, an seinen Nachfolger, Primar Dr. Johannes Hofer, übergeben. Die Veranstaltung war geprägt von einer warmherzigen und wertschätzenden Atmosphäre, die die tiefe Verbundenheit der Beteiligten und die gemeinsame Freude über das Erreichte spürbar machte.
Ein Fest der Dankbarkeit und des Miteinanders
Die Feier stand ganz im Zeichen des gemeinsamen Wirkens und der Dankbarkeit – gegenüber der Arbeit von Dr. Fellinger, aber auch gegenüber den vielen Wegbegleiter*innen, die diesen Erfolg möglich gemacht haben. Über 400 Gäste, darunter Vertreter aus Kirche, Wissenschaft, Forschung, Politik und Gesellschaft, sowie Mitarbeitende, Klientinnen und Klienten, Freundinnen und Freunde des ISSN, kamen zusammen, um diesen besonderen Moment zu feiern. Die Anwesenheit der internationalen Kooperationspartner von der Harvard Medical School, Prof. Dr. William Barbaresi und Dr. Jason Fogler, unterstrich die globale Bedeutung der Arbeit des Instituts.
Landeshauptmann Thomas Stelzer verleiht Fellinger das „Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich“
Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer hob in seiner Rede hervor, wie grundlegend die Arbeit des ISSN die Lebensqualität vieler Menschen verändert hat und auch weiter dazu beitragen wird. „Das Institut für Sinnes- und Sprachneurologie ist ein unverzichtbarer Teil des Gesundheits- und Sozialsystems in Oberösterreich. Ich bin froh, dass die Leitung mit Primar Johannes Hofer weiterhin in guten Händen ist und danke Primar Johannes Fellinger für seine Pionier- und Aufbauarbeit. Er hat Oberösterreich nicht nur sozialer und bunter gemacht, sondern Meilensteine im Zusammenleben mit Menschen mit beeinträchtigter Kommunikationsfähigkeit gesetzt“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer, der dem scheidenden Leiter Johannes Fellinger im Rahmen des Festakts auch das „Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich“ überreichte.
Würdigung durch Kardinal Christoph Schönborn
`Das Christliche ist nicht etwas jenseits des Menschlichen, sondern es will mitten im Menschlichen sein.´ Dieses Wort Dietrich Bonhoeffers erinnert an die Wahrheit des Evangeliums: Gott wird in Jesus Mensch, nicht um uns aus der Welt herauszuführen, sondern um mitten in unserem Leben, unseren Freuden und Sorgen, gegenwärtig zu sein. In diesem Sinne ist das Christentum eine Einladung, das Leben mit einem Herzen zu leben, das von Gottes Liebe erfüllt ist. Diese Einladung hat Primar Fellinger angenommen. Kardinal Christoph Schönborn würdigte Primar Univ.-Prof. Dr. Johannes Fellinger sowohl für sein außergewöhnliches Wirken am Institut für Sinnes- und Sprachneurologie der Barmherzigen Brüder Linz als auch als Freund. Es gelingt ihm als Mediziner und als Mensch, das Heil zu sehen und zu fördern – getragen von einem tief verwurzelten Mitgefühl, das aus dem Innersten des Menschen entspringt. Schönborn nahm Anleihe bei André Heller und hob hervor, mit welcher Aufrichtigkeit Fellinger die „Weltmuttersprache Mitgefühl” spricht – eine Sprache, die jeder Mensch versteht, unabhängig von seinen Lebensumständen, seiner Herkunft oder seinen Fähigkeiten.
Aus der Freundschaft von Kardinal Christoph Schönborn und Primar Johannes Fellinger ist in den letzten Jahren der soeben erschienene Bildband “Meine Augen haben das Heil gesehen. Auf Jesus schauen mit Helmut Michael Berger” entstanden. Er widmet sich dem Werk von Fellingers Schwiegervater, dem Künstler Helmut Michael Berger (1925-2013). Dieser verlor als Jugendlicher sein Gehör und fand in der bildenden Kunst eine Ausdrucksform.
Das Vermächtnis von Univ. Prof. Dr. Johannes Fellinger
Im Gespräch mit Dr. Johannes Jetschgo reflektierte Primar Dr. Johannes Fellinger über seine langjährige Tätigkeit und das Symbol des „Weitergebens“: Weitergeben Feiern ist für mich Ausdruck tiefer Dankbarkeit für das Empfangene. Mein Vater hat im Zuge seiner Ertaubung mit 15 Jahren viel mitgemacht. Kurz vor seinem Tod sagte er aber, als er sah was für gehörlose Menschen entstehen konnte: ich bin dem lieben Gott so dankbar, dass ich taub geworden bin. In diesem großen Zusammenhang dürfen wir die Entstehung und Weiterentwicklung des Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie sehen und dabei auch allen danken, die Vertrauen geschenkt haben: meine Familie – allem voran meine Frau, die großen Anteil an allem hat – Patient*innen, Kolleg*innen, Wegbegleiter*innen, Rechtsträger und Politik. Es ist ein beruhigendes und schönes Gefühl, das Institut in die Hände von Primar Dr. Johannes Hofer zu legen. Er ist nicht nur ein herausragender Wissenschaftler mit immensem Fachwissen, sondern auch ein Mensch mit einem großen Herzen. Ich weiß, dass er die Werte des ISSN fortführen wird – Gutes tun und es gut tun gemeinsam mit den bewährten Leiter*innen und Kolleg*innen.“
Fellinger betonte zudem, wie wichtig das „Verstanden werden“ für jeden Menschen ist und welche Rolle das ISSN hierbei spielt: „Verstanden werden ist für jeden Menschen ein entscheidendes Grundbedürfnis und auch Grundlage für die Entwicklung von Vertrauen und Beziehung. Auf dieses VERSTEHEN von Menschen mit Problemen in der Kommunikation gilt es in der Arbeit am ISSN am meisten zu achten.“
Dr. Fellinger, der auch Künstler ist, überreichte seinem Nachfolger Dr. Hofer ein selbst gestaltetes Herz mit Ohren aus Ton als Symbol für ein verstehendes Herz, besonders für Menschen, die allgemein sehr schwer verstanden werden.
Ein starker Faden gelebter Hospitalität
Pater Provinzial Frater Saji Mullankuzhy OH, als geistlicher Repräsentant der Barmherzigen Brüder, richtete berührende Worte des Danks an Primar Fellinger: „Ich danke Prim. Dr. Fellinger für sein beharrliches jahrzehntelanges Wirken und sein weites Herz. Sein Tun besitzt eine ungeheure Strahlkraft. Das ist für uns alle ein Antrieb, um mindestens genauso engagiert weiterzuarbeiten und ebenfalls neue, wirkungsvolle Formen der Hilfe und Unterstützung zu entwickeln. Hier zeigt sich ganz klar, dass die Pionierarbeit des heiligen Johannes von Gott Geschichte macht und Menschen inspiriert, sodass sie selbst tätig werden und sich für andere in einer einzigartigen Weise einsetzen. So sehr, dass auch sie wieder zu Mentoren und Impulsgeber für andere werden. Es ist großartig, dass dieser Faden der Hospitalität nie abreißt!“
Damit gab er auch seiner Zuversicht Ausdruck, dass Primar Dr. Johannes Hofer diesen Faden der Hospitalität aufnehmen und mit ebenso viel Engagement weiterführen werde.
Mag. Hubert Eisl, Gesamtleiter der Barmherzigen Brüder Linz, würdigte die Arbeit von Dr. Fellinger mit warmen Worten: „Ihr jahrzehntelanges Wirken war geprägt von einem großen Herzen, unermüdlichem Einsatz und einem tiefen Glauben an die Würde jedes einzelnen Menschen. Mit Ihrer Expertise und Ihrer Strahlkraft haben Sie die Entwicklungsmedizin nachhaltig geprägt.“ Er hob zugleich die Bedeutung des neuen Leiters hervor: „Mit Primar Dr. Johannes Hofer übernimmt ein würdiger Nachfolger die Leitung, der durch seine medizinische, organisatorische und wissenschaftliche Expertise überzeugt und mit seinem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse der Menschen die Werte der Barmherzigen Brüder lebt.“
Die Zukunftsvision des neuen Leiters Dr. Johannes Hofer
Primar Dr. Johannes Hofer hob in seiner Rede die Schwerpunkte des Instituts hervor: „Das Institut für Sinnes- und Sprachneurologie sieht seinen Auftrag in der Ermöglichung der vollen Entfaltung der persönlichen Potenziale, von Kindern und Erwachsenen mit neuronalen Entwicklungsstörungen sowie Menschen mit Gehörlosigkeit. Dieser Auftrag erfordert ein dienendes Miteinander unterschiedlichster Berufsgruppen und Systeme auf höchstem qualitativem Niveau, welches gemeinsam den Hilfesuchenden in die Mitte nehmen. Der Auftrag ist gleichsam medizinisch, pädagogisch, agogisch, sozial sowie gesellschaftspolitisch und damit mitten im Menschlichen. Akuter Handlungsbedarf besteht im Bereich der Früherkennung und Intervention sowie weiterführenden Begleitung von Kindern mit angeborenen Entwicklungsstörungen wie v.a. Autismus Spektrum Störungen. Auch die Versorgungslage von erwachsenen Menschen mit Mehrfachbeeinträchtigung in Kombination mit einer Störung der intellektuellen Entwicklung ist problematisch. Der weitere Auf- und Ausbau unserer Ambulanz für Inklusive Medizin (AIM) für und mit diesen Menschen ist eine zentrale Notwendigkeit. Die Lebensspannen übergreifenden Angebote für Menschen mit Hörbeeinträchtigung und Gehörlosigkeit inklusive unserer Lebenswelt Standorte bilden weiterhin das Herz unseres Institutes. Beständiger Wissenszuwachs zur Verbesserung der Angebote ist notwendig und nur durch international vernetzte, wissenschaftliche Begleitforschung gesichert. “
Mit seiner Kompetenz als Mediziner und Wissenschaftler sowie seiner tiefen Empathie für Menschen mit besonderen Bedürfnissen ist Primar Dr. Johannes Hofer die ideale Wahl, um das ISSN in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Seine Vision, die Bedürfnisse der Betroffenen durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und innovative Forschung weiter in den Mittelpunkt zu rücken, baut auf seiner langjährigen Erfahrung in der Kinder- und Jugendheilkunde sowie der Neurologie auf. Seine wissenschaftliche Tätigkeit und die enge Verbindung von Forschung und Praxis sind eine wertvolle Grundlage, um das Institut weiterzuentwickeln und nachhaltig zu prägen.
Ein inspirierender Abend voller Menschlichkeit
Die Veranstaltung war mehr als ein feierlicher Akt. Sie war ein Fest des Zusammenhalts und der Freude über das gemeinsam Erreichte. Die Wärme, mit der sich Kolleginnen und Kollegen, Wegbegleiter*innen und Gäste begegneten, spiegelte den Geist der Barmherzigen Brüder wider. Mit jedem Wort, jeder Erinnerung und jedem Blick in die Zukunft wurde deutlich: Der Leitsatz der Barmherzigen Brüder „Das Herz befehle.“ war den ganzen Abend spürbar, denn wo Menschen zusammenkommen, um Gutes zu tun, entstehen nicht nur Fortschritte, sondern auch Hoffnung und Gemeinschaft.
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