Mit 1. Jänner 2025 hat Dr. Ralph Gleis als Generaldirektor die Leitung der ALBERTINA übernommen. Heute, Mittwoch präsentierte Gleis im Musensaal des Museums sein Programm:
„Die ALBERTINA hat einen Wandel vom Grafikkabinett zum vielbesuchten Ausstellungshaus vollzogen, heute wollen wir einen Schritt weitergehen und es zu einem international beachteten zeitgemäßen Museum machen. Das Haus hat durch seine Sammlungen und das exzellente Team ein enormes Zukunftspotential, das noch auszuschöpfen ist. Durch innovative Ansätze wollen wir die ALBERTINA gemeinsam neu denken, soll Kunst neu erlebbar gemacht sowie die Institution internationaler vernetzt werden. Kunst ist immer ein Spiegel der Gesellschaft: Ich möchte mit unseren Ausstellungen aktuelle Fragen diskutieren, Menschen neugierig machen. Vor allem aber sollen unsere Ausstellungen Freude machen: gemeinsam wollen wir Kunst neu entdecken!“, so Gleis.
Künftig werden Sammlung und Ausstellung näher zusammen gedacht. Als weitere Ziele nannte Gleis die Etablierung einer Sammlungsstrategie für das 21. Jahrhundert: „In allen Aufgaben sind die digitale Transformation sowie die ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgaben für die gesamte strategische Ausrichtung zu begreifen“, so Gleis.
Vision und Strategie
1. Ein Museum am Puls der Zeit – Themen von heute
2. Internationale Netzwerke stärken – Ausstellungs- und Forschungskooperationen
3. Zeitalter der Kooperationen – Gemeinschaftsprojekte lokal und international
4. Sammlungsbasierte Forschung ausbauen – Sichtbarkeit des Kompetenzzentrums für Kunst auf Papier
5. Dialog mit der Gesellschaft – Vermittlungsoffensive und ausgeweitete Digitalstrategie
‚Nowness‘ im Programm 2025: Die Sammlung im Zentrum
Die Stoßrichtung für das kommende Jahr charakterisiert Gleis als ein „experimentelles Jahr der Entdeckung, Erprobung und Evaluierung.“ Das diesjährige Programm spiegelt dies wider und wurde bereits von Ralph Gleis konzipiert.
„Wir haben für 2025 ein weitgefächertes Ausstellungsprogramm zusammengestellt, das ihrer grafischen Sammlung von Weltrang, den umfangreichen Sammlungen zur Malerei, Skulptur, Fotografie und Architektur gerecht wird“, so Generaldirektor Ralph Gleis.
Der Bezug zu gegenwärtigen Diskursen spielt dabei eine besondere Rolle:
„Wir greifen in unseren Ausstellungen und in der wissenschaftlichen Arbeit auf Kunst aus über sechs Jahrhunderten zurück – oft in epochenübergreifenden Fragestellungen, denn gute Kunst ist zeitlos. In meinem Verständnis muss ein Museum jedoch – egal was es sammelt und zeigt – der Gegenwart verpflichtet sein. Es braucht immer eine Idee von nowness, Aktualität, um eine Relevanz für die Zeitgenoss:innen zu erzeugen. Ich möchte ein Museum für die Menschen von heute, mit den Fragen von heute. Das bedeutet es für mich, ein Museum mit Zukunft zu gestalten“, so Gleis.
Wissenschaftliche Arbeit
„Es ist mir ein elementares Anliegen, die Forschungstätigkeit in den Vordergrund zu rücken und die hervorragende Arbeit der Kurator:innen und Restaurator:innen sichtbarer zu machen. Es gilt die sammlungsbasierte Forschung auszubauen und die Rolle als Kompetenzzentrum für Kunst auf Papier zu stärken“, so Gleis.
2025 startet ein internationales Forschungsnetzwerk mit der materialtechnischen Untersuchung des einzigartigen Konvoluts an Zeichnungen Dürers in der ALBERTINA. Zum Gedenkjahr 2028 entsteht so ein Bestandskatalog, der die Ergebnisse umfassend vorstellt und neue Maßstäbe setzen soll. Auch die Ausstellungen ‚True Colors‘ zu den Anfängen der Farbfotografie (Jänner) und ‚Faszination Papier‘ (Dezember) liefern wichtige Beiträge zur Aktualität im wissenschaftlich-methodischen Zugang.
Selbstverständlich: Künstlerinnen in der ALBERTINA
Im kommenden Jahr lädt die ALBERTINA zu sechs Personalen von Künstlerinnen: Leiko Ikemura (1951), Francesca Woodman (1958-1981), Jenny Saville (1970), Brigitte Kowanz (1947-2022), Lisette Model (1901-1983), Jitka Hanzlova (1958).
Die Ausstellungen sind gattungsübergreifend konzipiert von der Malerei und Skulptur bei Jenny Saville und Leiko Ikemura über die Lichtkunst einer Kowanz bis zur Fotografie der Wiener Emigrantin Lisette Model. Häufig international bereits anerkannt, sind viele der Künstlerinnen bislang hierzulande unentdeckt.
Innovative Ansätze im Programm: die ALBERTINA neu entdecken
Wie sich die ALBERTINA 2025 neu entdecken läßt, zeigt sich am besten anhand des aktuellen Ausstellungsprogramms: Das Museum soll sich auch neue Zielgruppen erschließen, Menschen die selten Museen besuchen, soll durch innovative Ansätze ein Angebot gemacht werden.
Themenausstellungen
Kunst steht zwar für sich und ist immer ein visuelles Erlebnis, doch meist steckt mehr dahinter. Die ALBERTINA setzt auf kreative und zeitgemäße Interpretationen von Kunstthemen, die eine Brücke zwischen den Fragen der Vergangenheit und jenen der Gegenwart schlagen. Mit Ausstellungen wie: ‚True Colors‘ zu den Anfängen der Farbfotografie (Jänner), ‚Remix: Von Gerhard Richter bis Katharina Grosse‘ (April), ‚De Sculptura‘ (April) ‚Leonardo -Dürer‘ (Juni), ‚Unterwegs – Künstler auf Reisen‘ (Juni), ‚Die Wiener Boheme‘ zur Hagengesellschaft (Juli), ‚Gothic Modern‘ (September), ‚KAWS Art and Comic‘ (Oktober) und ‚Faszination Papier‘ (Dezember).
Hands on
In der weltweit ersten Ausstellung zum zeichnerischen Werk von Damien Hirst im Mai wird Kunst partizipativ gedacht: Teil der Schau ist eine durch den Künstler entwickelte Zeichenmaschine, die auch durch das Publikum bedient werden kann. Das Entdecken der eigenen Kreativität ist ein wesentlicher Teil des Museumsbesuchs und soll hier gezielt gefördert werden.
Sammlung neu entdecken
Bislang nicht gezeigte Werke eröffnen den Besucher:innen frische Perspektiven auf die Sammlung und regen dazu an, Kunst auf unerwartete Weise zu erleben. In ‚Unterwegs – Künstler auf Reisen‘ (Juni) erwarten das Publikum zahlreiche Neuentdeckungen, wie Zeichnungen von Johann Wolfgang von Goethe.
Neue Präsentationsformen
Neue Perspektiven ergeben sich auch durch neue Ausstellungsdisplays und das Betrachten von Kunst aus ungewöhnlichen Blickwinkeln – wie historische Stadtpläne aus der Vogelperspektive in der Ausstellung ‚Faszination Papier‘ (Dezember).
Sechs neue Künstler:innen erstmals in Österreich
Nicht nur das grafische Werk Hirsts feiert in der ALBERTINA Weltpremiere. Sechs Künstler:innen sind 2025 erstmals in Österreich in umfassenden Museumsshows zu sehen: Matthew Wong (‚Wong – Van Gogh‘, Februar), Jenny Saville (März), Jitka Hanzlova (Juli), Lisette Model (Oktober), KAWS (Oktober) und Leiko Ikemura (November).
Überraschende Gegenüberstellungen
‚Wong – Van Gogh‘ (Februar): Der über ein Jahrhundert später geborene, chinesisch-kanadische Künstler Matthew Wong wird in dieser Ausstellung in Bezug zu Van Gogh gesetzt.
‚Vasarely – Adrian’ (Oktober): Victor Vasarely, ein international anerkannter Künstler wird hier dem Wiener Lokalmatador Marc Adrian gegenübergestellt.
Internationale Kooperationen
Internationale, auch längerfristige Kooperationen mit Sammlungen und Museen: Die Zusammenarbeit mit Kurator:innen anderer Institutionen, die einen neuen Blick auf die Sammlung der ALBERTINA werfen, bringen internationale Fragestellungen nach Österreich und sorgen für wissenschaftlichen Austausch.
Schwerpunkt Skulptur in Klosterneuburg
In einer neuen Schwerpunktsetzung werden unter dem Titel ‚De Sculptura‘ künstlerische Erkundungen und Erweiterungen des klassischen Skulpturenbegriffs in Klosterneuburg präsentiert. Die preisgekrönte Architektur ist prädestiniert, um auch platzgreifenden, monumentalen Skulpturen und Installationen den idealen Rahmen zu bieten. Ortsspezifische Vorteile werden genutzt und ein ansprechendes Vermittlungsprogramm soll vor die Tore Wiens locken.
Biografie Dr. Ralph Gleis
Dr. Ralph Gleis, geb. 1973 in Münster, studiert Kunstgeschichte, Geschichte und Soziologie an den Universitäten Münster, Bologna und Köln und promoviert 2008. Im Jahr darauf folgt der Umzug nach Wien, wo Gleis als Kurator für Malerei und Grafik bis 1900 im Wien Museum einsteigt und zwischen 2013 und 2017 als Kurator für Skulpturen und Plastiken zudem die Projektleitung „Neue Dauerausstellung“ übernimmt. 2017 wird er als Leiter der Alten Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin berufen und ab 2022 mit deren neugeschaffener Direktion betraut. Seit 1. Jänner 2025 leitet Ralph Gleis als Generaldirektor die ALBERTINA.
Alle Infos zu den Ausstellungen und Bilder zum Download finden Sie auf der Website der ALBERTINA.
Hier finden Sie Porträtfotos zu Generaldirektor Ralph Gleis.
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