Erster „kulturMontag“ 2025: Hommage an Otto Schenk, Anton Zeilinger im Musikverein, Ausblick auf steirische Kulturpolitik

Clarissa Stadler präsentiert am 13. Jänner 2025 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON den ersten „kulturMontag“ des Jahres, der u. a. einen umfangreichen Nachruf auf Otto Schenk bringt (Details zum In-memoriam-Programmschwerpunkt unter presse.ORF.at). Weiters begrüßt die Moderatorin Anton Zeilinger live im Studio, der nicht nur als Quantenphysiker und Nobelpreisträger von sich Reden macht, sondern auch als leidenschaftlicher Musikmensch Protagonist der Reihe „Perspektiven“ im Wiener Musikverein ist. Außerdem befasst sich die Sendung mit der zukünftigen Kulturpolitik der neuen steirischen Landesregierung. Anschließend an das Magazin steht die Dokumentation „Die Kunstaufpasser: Das Centre Pompidou – erzählt von seinem Aufsichtspersonal“ (23.30 Uhr) auf dem Programm.

Abschied von einer Legende – Eine Hommage an Otto Schenk

Otto Schenk war eine unermüdliche wie unverwüstliche Institution des österreichischen wie internationalen Kulturlebens. Sieben Jahrzehnte lang hat der große Menschendarsteller, Theaterdirektor, Theater- und Opernregisseur auf der Bühne verbracht. Ein Theater-Enthusiast und Publikumsliebling ist er bis zuletzt gewesen. Noch bevor er als Kind das Theater überhaupt kannte, betrachtete der Sohn eines Wiener Notars und einer Triestiner Verkäuferin und Geschäftsleiterin das Leben als Schauspiel. Seine Sucht etwas darzustellen oder nachzumachen brachte ihn schon als 17-Jährigen auf die Bretter, die ihm die Welt bedeuteten. Schenk debütierte in Karl Schönherrs „Karrnerleut“ im Theater der Jugend. Als Bockerer, Rappelkopf, Zauberkönig oder als Theatermacher in Thomas Bernhards gleichnamigem Stück überzeugte der „Menschenfresser“ mit seinem „Adlerauge für das Unwesentliche“, wie es der legendäre Fritz Kortner einmal bezeichnete. Seinen Durchbruch als Regisseur feierte er 1960 mit seiner Josefstadt-Inszenierung von Eugene O’Neills „O Wildnis!“, deren Direktor er von 1988 bis 1997 war. Weltkarriere machte Schenk schließlich als Opernregisseur. Die New Yorker Met, wo er 1970 mit Beethovens „Fidelio“ reüssierte, wurde seine zweite künstlerische Heimat. Seine breite Popularität verdankte der unglaubliche Grantler mit einer Riesenportion Wiener Schmäh dem Fernsehen. Unvergessen sind seine Rollen etwa als pensionierter Kaffeehausbesitzer, Grantler und Hypochonder in Helmuth Lohners Verwechslungskomödie „Mein Opa ist der Beste“ oder 2020 als äußerst übellauniger Musikprofessor in Michael Kreihsls Film „Vier Saiten“. Der „kulturMontag“ würdigt den Ausnahmekünstler mit einer Hommage.

Perspektivenwechsel – Der Musik-Freak Anton Zeilinger

Quantenphysiker und Nobelpreisträger Anton Zeiliger ist ein leidenschaftlicher Musikmensch, davon kann man sich bis März in der Reihe „Perspektiven“ im Wiener Musikverein überzeugen. Nach Größen wie Filmregisseur und Oscar-Preisträger Michael Haneke, Künstler Georg Baselitz und Architekt Peter Zumthor ist er der vierte „Nicht-Musiker“, den Intendant Stephan Pauly für diese Reihe gewinnen konnte.
Musik sei für den Wissenschafter, der im Mai seinen 80.Geburtstag feiert, seit den 1960er Jahren ein „bedeutsamer, unverzichtbarer Teil meines Lebens“. In der großen Karajan-Zeit fand man den gebürtigen Oberösterreicher oft am Stehplatz, ein „Zubrot“ verdiente er sich der Student der Physik und Mathematik einst als Statist an der Oper. Etwa bei der Inszenierung des „Lohengrin“ unter der Leitung von Wieland Wagner, in der James King die Titelpartie gesungen hat. Neben Wagner, Beethoven, Verdi, Mozart und Bach liebt er die Komposition „Das Buch mit sieben Siegeln“ von Franz Schmidt, dessen Geburtstag sich 2024 zum 150. Mal jährt. Für Zeilinger ein unfassbares, gewaltiges, kosmisches Werk. Oder etwa Hans Pfitzners „Palestrina“, die wohl einzige Oper, in der es um keine Liebesgeschichte, sondern nur um Kreativität und Inspiration geht. Anton Zeilinger, ein durch und durch musischer Mensch, spielt außerdem Cello und liebt neben der Klassik auch den Jazz. Von seiner Musikleidenschaft erzählt Anton Zeilinger im Gespräch mit Clarissa Stadler live im Studio.

Blau-schwarze Kulturpläne – Quo vadis Kulturland Steiermark?

Während auf Bundesebene gerade erst die Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP anlaufen, hat auf Landesebene nach der Landtagswahl in der Steiermark Ende November die blau-schwarze Polit-Wende schon vor Weihnachten stattgefunden. Im Bereich Kunst, Kultur und Brauchtum gab es Überraschungen, wurden die Verantwortlichkeiten in der steirischen Landesregierung dafür doch getrennt. Was zuvor ressortmäßig zusammen war, bekommt nun zwei Zuständigkeiten: Das Thema Brauchtum wandert zu Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ), während Landesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) zum Gesundheitsbereich die Kulturagenden dazubekommen hat. Ein weitgehend fremdes Metier für Kornhäusl, der im Brotberuf Arzt ist. Nun hat er nicht nur die Impulse seines Vorgängers Christopher Drexler, wie die Steiermark-Schau und die „Kulturstrategie 2030“ geerbt, sondern auch viele Herausforderungen: eine um ihre Existenz bangende Freie Szene, die auf Förderverträge wartet, ebenso wie die Sorge zahlreicher Kulturschaffender um die Freiheit der Kunst. „Tradition und Moderne sind gleichberechtigt“, heißt es zumindest im Untertitel zum Kulturkapitel im Regierungsprogramm und doch meint man, die Volkskultur könnte mit höheren Förderungen etwa für Brauchtums- und Gesangsvereine die Oberhand gewinnen. Vor allem dürfte es weniger Geld geben, zeigen sich steirische Kulturschaffende besorgt, denn die Einhebung der ORF-Landesabgabe, die bisher zu 75 Prozent im Kulturbudget gelandet ist, soll gestrichen werden. Ein Budgetloch von rund 30 Millionen Euro, das allerdings nicht im Kapitel zur Kultur im Regierungsprogramm zu finden ist, sondern bei den Landesfinanzen. Der „kulturMontag“ hat sich in der Kultur- und Volkskulturszene umgehört und bittet Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl zum Interview.

Dokumentation „Die Kunstaufpasser: Das Centre Pompidou – erzählt von seinem Aufsichtspersonal“ (23.30 Uhr)

Der Film von Corinna Belz und Tuan Lam führt ins Centre Pompidou nach Paris, das für seine innovative Architektur und seine umfangreiche Sammlung moderner Kunst bekannt ist. Die Doku zeigt, wie das Aufsichtspersonal das Museumserlebnis der Besucher:innen bereichert – nicht nur als Hüter:innen, sondern auch als Kunstvermittler:innen mit persönlichen Perspektiven auf die Werke und ihre Geschichten. Sie machen das Centre Pompidou zu einem lebendigen Ort der Kunst und Kultur.
Anfang des 20. Jahrhunderts zog Paris namhafte Kulturschaffende aus aller Welt an, die das kulturelle Leben der Stadt bereicherten und sie zum Epizentrum kultureller Innovationen machten. Das Centre Pompidou verkörpert auch heute noch den Geist dieser Epoche und beherbergt die größte Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst in Europa, u. a. Werke von Marcel Duchamp, Piet Mondrian, Robert Delaunay oder Yves Klein. Das Museumsgebäude selbst, ein auffälliges Konstrukt aus Rohren und Leitungen, markierte bei seiner Eröffnung in den 1970er Jahren einen Wendepunkt in der Architektur. Es hat seitdem sowohl Bewunderung als auch Kritik erfahren und bleibt ein markantes Symbol für den Kunstmarkt. Der rebellische Geist des Centre Pompidou ist bis heute erhalten geblieben und wird auch vom Aufsichtspersonal gelebt. Die Kunsthüter fungieren als Kunstvermittler und haben einen eigenwilligen Blick auf die Werke, die sie beschützen.
Das Regieduo Corinna Belz und Tuan Lam rückt drei Aufseherinnen und Aufseher der renommierten Institution sowie deren einzigartigen Blick auf die Kunstwerke in den Mittelpunkt. Denn: Kaum jemand verbringt so viel Zeit mit den Arbeiten wie sie. Sie präsentieren ihre Lieblingswerke und gewähren Einblicke in die Schätze des Pariser Kulturerbes bzw. auch hinter die Kulissen des Hauses. So etwa Pascal Gourmelin, seit rund 30 Jahren Aufseher im Centre Pompidou: Er wacht über eine blaue Skulptur von Yves Klein. Für ihn ist die hypnotisierende Farbe das eigentliche Kunstwerk, nicht die Skulptur selbst. Véronique Testard, eine Schauspielerin, zeigt den Plattenladen von Ben Vautier, ein Geschäft, das der Künstler mit Objekten und Versen bemalt hat. Ein Spruch an der Wand, „Kultur ist dazu da, die Armen zu beeindrucken“, bringt die Aufseherin zum Lachen und verdeutlicht, dass Kunst auch Unterhaltung für alle sein kann.

Weitere Details zum Programm sind unter presse.ORF.at abrufbar.

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