50 Jahre Fristenlösung – 50 Jahre Stillstand

Vor 50 Jahren wurde die seit Kaiserin Maria Theresia bestehende und von Hitler verschärfte Bestrafung von Abtreibungen deutlich abgeschwächt. Zwar blieb Abtreibung als Straftatbestand im Strafgesetzbuch bestehen (mit einer Strafandrohung von bis zu 1 Jahr Gefängnis, was immer noch gilt), aber es wurden zumindest einige Ausnahmen eingeführt, die allgemein als Fristenlösung bekannt sind. Das war damals der maximal mögliche politische Kompromiss zwischen der Kreisky-SPÖ und dem massiven Widerstand der ÖVP-Kirchen-Achse.

Seit 50 Jahren Stillstand

Mit der Fristenlösung wurde zumindest das unvorstellbare Leiden von Frauen durch den „verbotenen Eingriff“ beendet. Aber unter allen Regierungen der letzten 50 Jahre blieb die Verurteilung durch den Staat, sowie zahlreiche weitere frauenfeindliche Regelungen, wenn eine Frau sich nicht in der Lage sieht ein (weiteres) Kind verantwortungsvoll ins Leben zu begleiten:

  • Eine Gefängnisstrafe nach Abtreibung traut sich zwar kein Gericht mehr auszusprechen, die Strafbarkeit wird aber als Drohung weiterhin eingesetzt.
  • Frauen müssen weiterhin die Kosten für einen Abbruch selbst bezahlen, obwohl sie ja bekanntlich nicht alleine schwanger werden. Inzwischen ist Österreich mit dieser Regelung das letzte Land in West-Europa.
  • Es gibt keine wohnortnahe Versorgung, wie uns das unwürdige Schauspiel in Vorarlberg letztes Jahr vor Augen geführt hat. Und im SPÖ-regierten Burgenland gibt es nach wie vor keinen Arzt der Abbrüche durchführt.

Abtreibung ist nicht „umstritten“

„Abtreibung ist keineswegs „umstritten“ wie immer wieder irreführend behauptet wird. Betroffene Frauen und ihre Partner sind sich einig: sie möchten selbst entscheiden und verbitten sich jede staatliche Einmischung. Lediglich Außenstehende, die sich mit der Selbstbestimmung von Frauen nicht abfinden wollen, versuchen die staatliche Bevormundung zu rechtfertigen, indem sie eine künstliche Diskussion inszenieren“ erklärt der Verhütungsexperte und Direktor des Wiener Verhütungsmuseums DDr. Christian Fiala,

Frauen wollen echte Selbstbestimmung

Wenn wir als Gesellschaft Frauen zutrauen, dass sie gewollte Kinder ins Leben begleiten, warum bevormunden wir sie immer noch, wenn sie eine ungewollte Schwangerschaft vermeiden oder beenden möchten? Diesen unwürdigen Zustand möchte Fiala geändert sehen. Er fordert, die reproduktiven Rechte von Frauen und Paaren zu stärken und hat eine 5-Punkte-Forderung an die künftige Regierung:

  1. Schwangerschaftsabbruch aus dem Strafgesetzbuch streichen, wie Kanada dies bereits 1988 getan hat.
  2. Das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in die Verfassung aufnehmen, nach französischem Vorbild
  3. Kostenübernahme von Verhütung und Schwangerschaftsabbruch durch die Krankenkasse
  4. rezeptfreie Abgabe der Abtreibungspille Mifegyne
  5. Regelmäßige Präventionskampagnen für bessere Verhütung

“Die bisherigen Regierungen haben Frauen diesbezüglich vollkommen im Stich gelassen und die staatliche Bevormundung weitergeführt. Die künftige Regierung hat nun die Möglichkeit, tatsächlich etwas für Selbstbestimmung der Frauen und Paare zu machen“, so Fiala abschließend.

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