Die Religionsberichterstattung in TV, Radio und Online nimmt im ORF einen großen Stellenwert ein, denn die vielfältigen Stimmen der Kirchen, Glaubens- und Religionsgemeinschaften in Österreich sind nicht nur angesichts sozialer und gesellschaftlicher Herausforderungen von zentraler Bedeutung, sie bilden in ihrer Diversität die österreichische Gesellschaft ab und tragen wesentlich zu einem friedvollen Zusammenleben aller Menschen in Österreich bei. Die Religionsabteilung des ORF hat sich – in Kooperation mit der Universität Wien – in dem groß angelegten Projekt „Was glaubt Österreich?“ mit der Frage beschäftigt, wie sich Glaube und religiöse Praxis der Menschen, die in Österreich leben, angesichts von Pluralisierung, Individualisierung und Digitalisierung verändern.
Derzeit werden die Ergebnisse einer österreichweiten repräsentativen Studie, die im Zuge des Projekts von der Universität Wien gemacht und vom ORF und dem Zukunftsfonds Österreich mitfinanziert wurde, in den ORF-Programmen präsentiert. Heute, Mittwoch, 8. Jänner 2025, lud ORF-Generaldirektor Roland Weißmann die Spitzen der 16 gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich zu einem Gedankenaustausch im ORF-Mediencampus ein, bei dem die Ergebnisse dieser Studie präsentiert und gemeinsam diskutiert sowie die Bedeutung unabhängiger Religionsberichterstattung und deren Beitrag für ein gutes Zusammenleben in der österreichischen Gesellschaft hervorgehoben wurden.
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann begrüßte u. a. Kardinal Christoph Schönborn, Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche A.B., Maria Kubin, Bischöfin der Altkatholischen Kirche, Jaron Engelmayer, Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, und in Vertretung von Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft, deren Vizepräsidentin Erika Erber. An der Veranstaltung nahmen neben weiteren Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen christlichen Kirchen und zahlreicher anderer Religionsgemeinschaften seitens der ORF-Info-Chefredaktion Johannes Bruckenberger sowie Stiftungsrat Bernhard Tschrepitsch und Publikumsrat Martin Schenk teil.
Kardinal Schönborn war – voraussichtlich – zum letzten Mal in seiner Funktion als Erzbischof von Wien, die er 30 Jahre innehatte, bei dem Treffen dabei. Rund um seinen 80. Geburtstag wird damit gerechnet, dass sein Rücktrittsgesuch von Papst Franziskus angenommen wird. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann bedankte sich bei Kardinal Schönborn für „die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit, die geprägt war von gegenseitigem Respekt bei gleichzeitiger guter kritischer Distanz“.
Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Barbara Krenn, Leiterin der ORF-Hauptabteilung „Religion und Ethik – multimedial“, die u. a. ausgewählte Ergebnisse der umfangreichen, vom Zukunftsfonds der Republik Österreich geförderten Studie „Was glaubt Österreich?“ vorstellte. Die repräsentative Studie der Universität Wien ist Teil des multimedialen Kooperationsprojekts zwischen ORF-Hauptabteilung „Religion und Ethik“ und Forschungszentrum „Religion and Transformation in Contemporary Society“ und gibt Auskunft darüber, was die Wert- und Glaubensvorstellungen der Menschen in Österreich angesichts der großen gesellschaftlichen Entwicklungen wie Säkularisierung, Pluralisierung und Digitalisierung charakterisiert. Von der Universität Wien berichteten Studienautorin Regina Polak und Studienautor Patrick Rohs über die Ergebnisse.
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann: „Als ORF wollen wir mit unseren Programmen Verständnis füreinander und ein gutes Zusammenleben in Österreich fördern“
„Der ORF soll ein ORF für alle sein, Vielfalt ist daher zentral für uns. Weil Österreich geprägt ist von einer pluralen Gesellschaft mit einer Vielfalt von Glaubens-, Sinn- und Wertvorstellungen, nehmen auch Religion und Ethik im ORF einen hohen Stellenwert ein. So wie sich die Gesellschaft verändert, verändern sich aber auch die Glaubens-, Sinn- und Wertvorstellungen der Menschen in Österreich. Es ist daher wichtig für uns, mit den Vertreterinnen und Vertretern der 16 in Österreich gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften darüber im Gespräch zu bleiben, denn: Glaube und Werte sind zwar einerseits etwas höchst Persönliches, andererseits auch hochpolitisch. Woran die Menschen in Österreich glauben und welche Werte ihnen wichtig sind, bestimmt letztlich auch, wie wir in Österreich zusammenleben. Als ORF wollen wir mit unseren Programmen Verständnis füreinander und ein gutes Zusammenleben in Österreich fördern. Daher ist es wesentlich für uns, die verschiedenen Vorstellungen, Ansichten und Meinungen immer wieder miteinander ins Gespräch zu bringen.“
Spitzen der Kirchen und Religionsgemeinschaften zur Bedeutung unabhängiger Religionsberichterstattung und deren Beitrag für ein gutes Zusammenleben in Österreich:
Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien:
„Wir leben in einer pluralen Gesellschaft, in der verschiedene Religionen und säkulare Sinnangebote friedlich nebeneinander bestehen. Um das gute Miteinander der Religionen weiter zu fördern, ist ein Religionsjournalismus unerlässlich, der nicht nur fundiert informiert und Orientierung bietet, sondern auch von Respekt und Wohlwollen den anderen Religionen gegenüber geprägt ist. Einer respektvollen und kritischen medialen Berichterstattung kommt daher eine große Verantwortung zu. Ein solcher Journalismus, der sich durch Professionalität und Sachkenntnis auszeichnet, leistet einen unverzichtbaren Beitrag zum Gemeinwohl.“
Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche A.B.:
„Gerade in Zeiten, in denen einst sichere Gewissheiten ins Wanken geraten und individuelle Lebensentwürfe sich aus verschiedensten, teils widersprüchlichen Quellen speisen, braucht es einen kompetenten Religionsjournalismus, der diese Quellen benennen und einordnen kann, ohne sie zu bewerten. Grundpfeiler unserer Demokratie, wie die universelle Geltung der Menschenrechte, unabhängige Medien, Gewaltenteilung, Minderheitenrechte und die Religionsfreiheit, werden zunehmend in Frage gestellt. Die Verteidigung dieser demokratischen Grundfeste ist nicht allein Aufgabe politischer Akteure, sondern auch der Zivilgesellschaft und der Religionsgemeinschaften. Diese Bemühungen um das Zusammenleben sichtbar zu machen, ist eine wesentliche Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, insbesondere im Punkt der Religionsfreiheit und des religiösen Dialogs.“
Maria Kubin, Bischöfin der Altkatholischen Kirche Österreichs:
„In Zeiten wie diesen, in denen wir auf höchster politischer Ebene schmerzlich mitansehen und feststellen müssen, dass die Findung eines gemeinsamen Nenners nicht immer gelingt und mögliche Konsequenzen daraus bitter sein können, ist es uns als Altkatholische Kirche besonders wichtig, den Weg eines friedvollen Miteinanders zu gehen. Wir bemühen uns um einen Weg, der im Dickicht der Diversität und Individualität alle in ihrem Anders-Sein akzeptiert. Dabei wollen wir stets das Ziel im Auge behalten: das Wohl der Menschen, der Gesellschaft, der Arten und des Klimas. Wir müssen einander nicht verstehen, wir werden es auch oftmals nicht. So zu tun als wäre es so, ist weder authentisch noch zielführend. Den anderen anders sein zu lassen, dieses Anders-Sein nicht zu bekämpfen, sich davon nicht bedroht zu fühlen und sich sein eigenes Sein trotz des Anders-Seins des Anderen zu erlauben, darin üben wir uns jeden Tag. Das ist unsere Lebensphilosophie, dafür stehen wir. Diesen Weg wollen wir nach außen hin objektiv und fundiert vermittelt wissen. Dazu braucht es einen verlässlichen Partner, der ohne Parteinahme, ohne Hetze und neutral über ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit und Projekte berichtet. Wir verlassen uns darauf, dass der ORF auch weiterhin der Berichterstatter unseres Vertrauens ist und diese Forderungen in seiner religionsjournalistischen Tätigkeit erfüllt. Nur so wollen wir und können wir unsere Arbeit für die Menschen in diesem Land öffentlich machen.“
Jaron Engelmayer, Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien:
„Der ORF schafft ein öffentliches Forum für die Vielfalt unserer Gesellschaft. Das Kennenlernen von Religionen trägt dabei auch zum Abbau von Vorurteilen bei. Besonders die seriöse sowie unabhängige Berichterstattung über Religion bietet Orientierung für Zuschauerinnen und Zuschauer und schafft Verständnis für ein besseres Miteinander. Durch diese Beiträge können Menschen die Welt der Religionen entdecken und Antworten zu immerwährend relevanten und auch aktuellen Themen erhalten.“
Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ):
„Vor dem Hintergrund tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen ist das Bedürfnis nach Orientierung und Dialog dringlicher denn je. Unabhängig von Religionszugehörigkeit oder weltanschaulicher Prägung verbindet uns das gemeinsame Interesse an einem gelingenden Austausch und respektvollen Miteinander in unserer pluralistischen Gesellschaft. Religionsberichterstattung übernimmt dabei eine weitreichende Funktion, die über die reine Informationsvermittlung hinausgeht: Sie eröffnet Diskursräume, in denen vielfältige Perspektiven auf Fragen des Glaubens, der Werte und des Sinns sichtbar und verständlich gemacht werden. In einem kulturell und religiös heterogenen Land wie Österreich ist eine Berichterstattung, die sensibel, fundiert und kritisch zugleich ist, unverzichtbar. Ein stabiler, unabhängiger und qualitativ ausgerüsteter ORF tut gut daran, auch eine qualitativ hochwertige Religionsberichterstattung zu bieten: Die damit verbundene Förderung des Dialogs und der Verständigung innerhalb wie zwischen den Weltanschauungen ist ebenso wie eine Orientierungsleistung in Zeiten der beschleunigten Gesellschaft – von der sozialen Polarisierung über den Umgang mit Migration und Klimawandel bis hin zu Fragen der sozialen Gerechtigkeit und der Bewältigung globaler Krisen – gar nicht hoch genug zu veranschlagen. Die Rolle von Religion und Weltanschauung in diesen zentralen Themenfeldern muss analysiert und kontextualisiert werden. Diesen wichtigen Beitrag zum sozialen Frieden und Zusammenleben gilt es zu schützen und zu stärken – im Interesse unserer gesamten Gesellschaft.“
Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft (ÖBR):
„Zu den wichtigsten Dingen in Zeiten großer Veränderungen gehören seriöse und verlässliche Quellen der Information. Der ORF muss hier seiner Aufgabe einer unabhängigen und konstruktiv-kritischen Berichterstattung unbedingt nachkommen. Das betrifft besonders den sensiblen Bereich der Religionsberichterstattung. Gerade im Rahmen der aktuellen politischen Entwicklungen könnte die wertvolle Vielfalt in unserem Land gefährdet sein, insbesondere die religiöse Vielfalt. Einer solchen Entwicklung kann nur mit der Vermittlung von Wissen über das Andere sinnvoll entgegengewirkt werden. Hier sind vor allem die Medien zu einem seriösen und konstruktiven Beitrag gefordert, allen voran der ORF.“
Barbara Krenn, Leiterin der ORF-Hauptabteilung „Religion und Ethik multimedial“:
„Die Kirchen, Glaubens- und Religionsgemeinschaften in Österreich in ihrer Vielfalt und Diversität leisten einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag – gerade in Zeiten multipler Krisen und gesellschaftlicher Spannungen. Sie setzen sich für soziale Gerechtigkeit ein, weisen immer wieder auf die Würde des Menschen hin und sind um ein gutes Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft bemüht. Wir berichten in Radio, Fernsehen und Online über dieses Engagement und diskutieren unterschiedliche Glaubens- und Wertvorstellungen, indem wir sie miteinander ins Gespräch bringen.“
Sämtliche Informationen zu „Was glaubt Österreich?“ sind unter religion.ORF.at/wasglaubtoesterreich zu finden.
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