Kurzfristiges Denken gefährdet Gasversorgung Österreichs

Vor über eineinhalb Jahren, am 02.06.2023, hat der Kompost & Biogas Verband Österreich (KBVÖ) die Wette in den Raum gestellt, ob zuerst ein Erneuerbares-Gas-Gesetz (EGG) in Kraft tritt oder die russischen Gaslieferungen nach Österreich eingestellt werden. „Wir glauben fest daran, dass das Gesetz den National- und Bundesrat noch in diesem Jahr passiert. Denn nur dann kann das heimische Grüngaspotential auch zur Versorgungssicherheit genutzt werden“, zeigte sich damals Norbert Hummel, Biogas-Obmann des KBVÖs, optimistisch.

Zum Jahresbeginn 2025 wurde man auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Bereits im November 2024 stellte der russische Staatskonzern Gazprom die Erdgas-Lieferungen an die OMV ein. Es kamen zwar weiterhin russische Lieferungen am österreichischen Gas-Drehkreuz in Baumgarten an, diese wurden jedoch am freien Markt verkauft und standen somit Unternehmen in ganz Europa zur Vermarktung zur Verfügung. Mit 01.01.2025 hatte jedoch auch das ein Ende. Das Transitabkommen zwischen der Ukraine und Gazprom zur Durchleitung von russischem Erdgas ist mit Jahresende 2024 ausgelaufen und wurde von der Ukraine nicht verlängert. Seitdem kommt kein russisches Erdgas mehr über die Ukraine in Baumgarten an.

Beide Vorkommnisse haben die Gaspreise kurzfristig leicht nach oben steigen lassen. Generell sind die Gaspreise derzeit auf einem so hohen Niveau, wie zuletzt Ende 2023. Die Versorgung in Österreich sei aber weiterhin gesichert, heißt es aus dem Energieministerium. Die Gasspeicher seien gut gefüllt und Österreich könne zudem zusätzliches Gas über Deutschland und Italien importieren. Die Frage die sich hierbei jedoch stellt, ist „Wie lange geht das noch gut?“

Die derzeit langanhaltende Kältephase in großen Teilen Europas lässt die Gasvorräte rasch schwinden, auch in Österreich. Waren im November Österreichs Gasspeicher noch zu 95 % gefüllt, ist dieser Puffer heute bereits auf rund 70 % geschmolzen. Täglich werden zurzeit um die 500 GWh Gas aus den österreichischen Speichern bezogen, vier Mal so viel wie noch vor wenigen Wochen. Ein Ende der hohen Entnahmen ist momentan auch nicht in Sicht.

Bereits vor vielen Jahren hätte man die richtigen Hebel in Bewegung setzen können, um dem heutigen Geschehen mit mehr Gelassenheit begegnen zu können. Seit etlichen Jahren diskutiert man die verstärkte Einspeisung von Biomethan in das heimische Gasnetz um die Importabhängigkeit zu reduzieren und die Versorgungssicherheit Österreichs zu stärken. Doch die Einspeisemengen von Biomethan sind seit Jahren auf dem gleichen niedrigen Niveau. Bis heute fehlt ein adäquater Rechtsrahmen um den Produzenten die nötige Planungs- und Investitionssicherheit zu bieten.

Wir hätten 2019 schon viele weitere Anlagen ans Netz anschließen können. Dieser Umstand wurde bereits beim Erarbeiten des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) diskutiert, es war ein eigener Grüngas-Teil mit Quotenverpflichtung vorgesehen. Als das Gesetz 2021 veröffentlicht wurde, hat man den Teil mit der Quotenverpflichtung jedoch kurzerhand wieder rausgestrichen und versprochen, ein eigenes Grüngas-Gesetz zu verfassen. Bis heute haben wir dieses nicht!“, so Norbert Hummel. „Wäre die Hochlaufkurve damals schon gestartet, hätten wir heute mehr als 500 Mio Nm3 an inländischer Versorgung mit Erneuerbarem Gas. Stattdessen hat man wertvolle Jahre verloren und schlittert von einer Gaskrise in die nächste. Dieses kurzfristige Denken gefährdet unsere Versorgungssicherheit und kann keineswegs als nachhaltige Arbeitsweise angesehen werden!“, zeigt der Biogas-Obmann wenig Verständnis für die trägen Fortschritte in der Transformation von Österreichs Gasversorgung.

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