„Die aktuelle Winterprognose der Wirtschaftsforscher muss uns ein dringender Weckruf sein, die strukturellen Probleme, die auf dem Wachstumsausblick lasten, anzugehen. Es gilt, alles auf die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit zu setzen, um die ungünstige Entwicklung von Produktivität, Lohnstückkosten und Energiepreisen im Vergleich zu internationalen Mitbewerbern abzufedern“, sagt Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) anlässlich der heute von WIFO und IHS vorgelegten Winterprognose.
WIFO und IHS gehen für 2024 von einer Wirtschaftsschrumpfung von 0,9 Prozent aus. Nach einem BIP-Rückgang um 1,0 % im Jahr 2023 verharrt die heimische Konjunktur das zweite Jahr in Folge in Rezession. Österreich gehört damit zu den Schlusslichtern in der EU.
Wirtschaft verweist auf umfassende Vorschläge
Die Wirtschaft hat umfassende Vorschläge vorgelegt, zuvorderst ein Bündel an gezielten Entlastungsmaßnahmen, um die Betriebe von den sehr hohen Arbeitskosten zu befreien. Dringend nötig ist die Senkung der Lohnnebenkosten, damit die hohen Lohnkostensteigerungen zumindest etwas kompensiert werden. Denn beim Faktor Arbeit belegt Österreich im OECD-Vergleich mit 47,2 Prozent den drittschlechtesten Platz (OECD-Schnitt 34,8 Prozent). Bei der reinen Betrachtung des Lohnnebenkostenanteils an den Arbeitskosten liegt Österreich deutlich über dem EU-Schnitt.
Zudem müssen Leistungsanreize im Steuersystem gesetzt werden, um eine Ausweitung der Arbeitszeit attraktiver zu machen, etwa durch steuerfreie Überstunden und Anreize für längeres Arbeiten. Dringend notwendig ist außerdem der Abbau von überbordender Bürokratie, insbesondere die Vermeidung und Rücknahme von Gold Plating, also der Übererfüllung bei der Umsetzung von EU-Vorschriften.
Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, brauchen die Unternehmen außerdem Energiepreise, die wettbewerbsfähig sind, sowie den Ausbau einer zukunftsfähigen Energieinfrastruktur. „Gerade energieintensive Produktionsbetriebe sind auf den Zugang zu einer verlässlichen Energieinfrastruktur angewiesen“, so Kopf. Parallel dazu brauchen die Betriebe einen Anschub, um Investitionen tätigen zu können, so der Generalsekretär und fordert steuerliche Investitionsanreize für private Investitionen.
„Die Konjunkturlage ist anhaltend schwierig und kann sich nur durch rasche, tiefgreifende und konsequente Maßnahmen zum Positiven verändern. Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen und die strukturellen Probleme anpacken, damit der Standort wieder wettbewerbsfähig wird und endlich auf Wachstumskurs kommt“, sagt Kopf.
Nach der Industrierezession 2023 und 2024 wird für 2025 eine Stagnation der Industrie erwartet. Die hohen Lohnsteigerungen belasten die Unternehmen (Lohnstückkostenanstieg: 2023: +8,6 %, 2024: +9,0 %, 2025: +3,1 %) und hatten bislang keine Konsumbelebung zur Folge. Stattdessen ist die Sparquote angestiegen, sie bleibt im Prognosezeitraum hoch. Österreich erleidet einen Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit durch den starken Anstieg der Lohnstückkosten und hohen Energiepreise im Vergleich zu Mitbewerbern. Die Lohnquote steigt durch die starken Reallohnzuwächse 2024 auf ein langjähriges Hoch. WIFO und IHS gehen für nächstes Jahr von einem leichten Wachstumsaufschwung aus (Wifo: +0,6 Prozent; IHS: +0,7 Prozent), angetrieben von einem Aufhellen der Konsumstimmung, niedrigeren Zinsen und Verbesserung des internationalen Umfelds. (PWK486/PAT)
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