DNA-Analysen decken Lebensmittelbetrug auf

Österreich. „In 23 von 31 gezogenen Proben aus österreichischen Supermarktregalen steckt hinter der Etikettaufschrift ,Honig‘ nur aromatisierter Zuckersirup, der noch nie eine Biene gesehen hat.“ Imker Ing. Reinhard Hetzenauer ist Präsident der Biene Österreich, des Dachverbandes der österreichischen Bienenzuchtverbände. Er ist angesichts des Ergebnisses der jüngsten DNA-Tests alarmiert. Schon bisher war bekannt, dass weltweit Honig neben Olivenöl zu den meistgefälschten Lebensmitteln zählt.

Um diesen Etikettenschwindel auf den Grund zu gehen, ließ die ORF-Sendung konkret notariell beaufsichtigte Stichproben von Imkerhonig, Markenprodukten und Eigenmarken der Handelskonzerne ziehen und in zwei Labors DNA-Analysen erstellen. Die Handelsketten SPAR und REWE reagierten rasch und nahmen mehrere Honigsorten zur Überprüfung aus den Regalen.

Kommissar DNA im Supermarkt

Wirtschaftsforensiker Mag. Dr. Matthias Kopetzky ist Sachverständiger für Wirtschaftskriminalität und selbst Imker. Er plädiert in der Lebensmittelbranche für jene molekularbiologische Analysemethode, die bei polizeilichen Ermittlungen seit 1997 Standard ist. „Diese DNA-Untersuchung, mit der Straftäter von den Gerichten mitunter lebenslänglich ins Gefängnis geschickt werden, ist für ehrliche und genauere Honigtests eine zeitgemäße Methode.“ Dieser Test hilft schweren gewerbsmäßigen Betrug, wie die Zuckersirupabfüllung in Honiggläser, zu entlarven.

Ass.-Prof. Kaarel Krjutškov, PhD, ist ein renommierter Genforscher an der Medizinfakultät der Universität Tartu (Estland), in dessen Labor Celvia mehr als 30 anonyme Honigproben sequenziert wurden. „Nachdem wir vollständige DNA-Profile erstellt haben, klassifizierten wir authentische und nicht-authentische Proben. Diese Entscheidung wurde von sorgfältig trainierten Algorithmen getroffen und von einem Spezialisten überprüft.“

Verdächtige Herkunft von Zuckersirup: „EU- und Nicht-EU-Länder“

Alle beanstandeten Honigproben haben ihren Ursprung außerhalb Österreichs. In heimischen Supermarktregalen stehen viele Flaschen und Gläser, in denen laut Etikette angeblich „Honig aus EU und Nicht-EU-Ländern“ steckt. Oft zu scheinbar attraktiven Preisen unter acht Euro pro halben Kilogramm im Regal. Die Gentests zeigen nun, dass nicht nur die Konsumenten sondern auch die Händler betrogen werden. Denn die DNA-Sequenzierung deckte auf, dass die goldgelben Mischungen mit nicht näher benannter Abstammung als „nicht authentisch“ glatt durchgefallen sind.

Tipps für den Honigkauf

  • Auf dem Etikett sollte „Herkunftsland Österreich“ stehen. Die bloße „Abfüllung in Österreich“ gewährleistet nach dieser Untersuchung nicht, dass kein Zuckersirup beigesetzt ist.
  • Einkauf ab Hof bei einem heimischen Imkerbetrieb. Die Bestäubungsleistung der Bienen gewährleistet die Sicherheit unserer Nahrungsmittelversorgung.
  • Ein scheinbar günstiger Preis unter 8 Euro pro halbem Kilogramm ist verdächtig.
  • Achtung: Rot-weiß-rote Fähnchen oder andere Symbole sagen nichts über die tatsächliche Herkunft aus.

Imker:innen fordern strengere Kontrollen

Reinhard Hetzenauer fordert als Präsident der Biene Österreich im Interesse seiner Imker:innen und aller Konsument:innen strengere Kontrollen. „Wenn die Handelsbetriebe ab jetzt die DNA-Methode anwenden, ist ein wichtiger Schritt zur Absicherung der Produktqualität getan.“ Österreichs Betriebe sollten nicht auf Vorschriften oder Erlässe aus Brüssel warten. „Die freiwillige Selbstkontrolle hat bewirkt, dass keine Käfigeier mehr in den heimischen Regalen sind. Dieselbe strenge Lieferantenkontrolle sollte auch für Honig zur Anwendung kommen.“

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