Die mysteriöse Herkunft und wechselvolle Geschichte der umstrittenen und zugleich ikonisch verehrten Reichskrone – Herrschaftszeichen des Heiligen Römischen Reichs, das mehr als 800 Jahre lang die Geschicke eines großen Teils Europas bestimmte – ist Thema einer neuen ORF-Kulturdokumentation, die am Donnerstag, dem 19. Dezember 2024, um 21.05 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON Premiere feiert. Anlass zu dieser Hochglanzproduktion gab ein internationales interdisziplinäres Forschungsprojekt unter Federführung des Kunsthistorischen Museums Wien (KHM), das dieses bedeutende Machtsymbol vergangener Zeiten nach neuesten wissenschaftlichen Analysemethoden untersucht. Der österreichische Filmemacher Klaus T. Steindl und sein Filmteam begleiten darin die Arbeit der Forscher:innen und enthüllen mit innovativer Aufnahmetechnik bisher unbekannte Details des wertvollen Objekts, das im Hochsicherheitstrakt der Wiener „Schatzkammer“ aufbewahrt wird.
„Meist müssen wir Dokumentarfilmer:innen Geschichten und neue Erkenntnisse retrospektiv erzählen – ganz einfach, weil sie schon stattgefunden haben und weil wissenschaftliche Erkenntnisse bereits vorliegen. Hier war es anders“, erklärt Steindl. „Bei diesem Projekt haben wir uns entschlossen, Forscher:innen bei ihrer Arbeit zu begleiten – ohne den Ausgang, das Ergebnis zu wissen. Es war – auch für einen so lang gedienten Filmemacher – eine spannende Erfahrung, Forschung ‚live‘ erleben zu dürfen.“ „Die Reichskrone – Mythos, Rätsel, Machtsymbol“ entstand als Koproduktion von ORF, ARTE und EPO-Film, in Zusammenarbeit mit Kunsthistorischem Museum Wien und ORF-Enterprise, gefördert von Fernsehfonds Austria und Filmfonds Wien.
Dreharbeiten zwischen Wien, Nürnberg, Aachen und Paris
Fast zwei Jahre lang hat der gebürtige Steirer am Projekt „Reichskrone“ gearbeitet und mit seinem Team zwischen März 2023 und Oktober 2024 an unterschiedlichen Schauplätzen in Wien, Nürnberg, Aachen und Paris gedreht. So nimmt er das Publikum mit auf eine Reise durch die europäische Geschichte, enthüllt die ganze Schönheit des Objekts und zeigt mit Hilfe von innovativen Aufnahmetechniken neue Details, die bisher verborgen blieben. Als Interviewpartner:innen im rund 45-minütigen Film, der in ARTE in einer 52-minütigen Fassung zu sehen sein wird, kommen u. a. zu Wort: Karl Habsburg-Lothringen, seines Zeichens amtierendes Familienoberhaupt, weiters KHM-Generaldirektorin Sabine Haag, der Direktor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg Daniel Hess, Marie Godet vom Zentrum für Forschung und Restauration der Museen Frankreichs (C2RMF) sowie in der 52-minütigen Doku-Version Kunsthistoriker Florian Meunier vom Pariser Louvre.
Mehr zum Inhalt
In ihrer künstlerischen und historischen Bedeutung ist die Reichskrone einzigartig: Sie gilt als Meisterwerk der Goldschmiedekunst und nimmt eine herausragende Stellung unter den Herrschaftssymbolen dieser Welt ein. Ihre kunstvolle Konstruktion besteht aus feinsten Golddrähten, die die bunten Edelsteine wie schwebend erscheinen lassen. Durch das filigrane Geflecht kann Licht von hinten auf die Steine fallen, was sie zum Funkeln und Leuchten bringt – ein Effekt, den die Erschaffer des Kleinods bewusst herbeiführen wollten. Wann, wo und in wessen Auftrag dies geschah, ist ungewiss.
Wissenschafter:innen aus ganz Europa untersuchen nun in einer bisher einzigartigen interdisziplinären Zusammenarbeit die verborgenen Geheimnisse der „Krone der Kronen“. Mit neuesten Methoden werden Geschichte, Konstruktion und Symbolik des imperialen Schmuckstücks analysiert und neu interpretiert: So lassen beispielsweise einige der Edelsteine Spuren früherer Verwendungen erkennen und sind womöglich antiken Ursprungs. Ihre bunten Farben waren nicht zufällig gewählt, sondern standen für Tugenden. Manche stammen von weit her, sogar aus dem fernen Hindukusch, was die Handelsrouten des Mittelalters in neuem Licht erscheinen lässt.
Die achteckige und 3,5 Kilo schwere Krone, die in ihre Einzelteile zerlegt werden konnte, war ursprünglich nicht rund, sondern länglich geformt – wie ein kleines Schiff. Auch der Mythos der Reichskrone beruht auf einem Irrtum: Sie ist NICHT die Krone Karls des Großen, auf den sich nachfolgende Herrscher beriefen.
„Die Reichskrone selbst ist ja ein Mythos und ein großes Rätsel. Auch für mich war es verwunderlich, dass weder Herkunft noch Erschaffer:innen dieses großen Europäischen Symbols bekannt sind. Aber noch mehr verwunderlich war für mich die Ausstrahlung dieses Meisterwerks der Goldschmiedekunst“, erzählt Filmemacher Klaus T. Steindl. Der Faszination und Wirkung des ikonischen Herrschaftssymbols auf den Grund zu gehen und diese medial zu transportieren, war bei der Doku-Produktion eine zentrale Aufgabe. „Dazu sind wir der Reichskrone auch mit der Kamera ganz nahe gekommen und haben in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Museum hier völlig neue Aufnahmetechniken verwendet. „Die Bilder aus dem 3D-Mikroskop sind erstmalig und einzigartig, sie zeigen, wie lebendig dieses Objekt aus Gold und Edelsteinen gestaltet ist“, so Steindl.
Weitere Details zur Produktion sind auf presse.orf.at bzw. unter tv.ORF.at abrufbar.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. ORF