Der Complexity Science Hub (CSH) trauert um Hannes Androsch, der am 11. Dezember im Alter von 86 Jahren verstorben ist. Wir werden ihn sehr vermissen – als Vorsitzenden unseres Strategischen Beirats, als treibende Kraft des Instituts und als brillanten Intellektuellen. Hannes Androsch hat uns gelehrt, nach seinem Motto 'Niemals aufgeben' zu leben, und hat uns inspiriert, auch unter schwierigen Umständen beharrlich zu bleiben.
Vieles wird über diesen großen Mann gesagt werden. Eine Tatsache ist: Ohne Hannes Androsch gäbe es den CSH nicht. Buchstäblich von der ersten Minute an, als die Idee entstand, ein weltweit führendes Zentrum für die Wissenschaft des 21. Jahrhunderts zu schaffen, wurde er zu einem unerschütterlichen Unterstützer. Er setzte sich proaktiv für die Idee ein, die Gesellschaft mithilfe von Wissenschaft und digitalen Fähigkeiten zu verbessern. Sein Engagement hat die nötige Energie für die Gründung, den Aufbau und die Weiterentwicklung des CSH mobilisiert, der nun – zweifelsohne und gegen alle Wahrscheinlichkeit – Realität ist. Insbesondere das Doktorand:innenprogramm des CSH, das wir im vergangenen Jahr eröffnen konnten, ist eine Idee, die Hannes Androsch über Jahre hinweg beharrlich vorangetrieben hat. Er war entscheidend daran beteiligt, die anfänglichen Startmittel für den CSH zu sichern. Und er war für uns ein intellektueller Mentor, der uns stets aufs Neue vor Augen führte, wie man aus Ideen tatsächlich Realität werden lässt.
Ich bin zutiefst dankbar, dass ich einige Schritte an der Seite dieses großartigen Visionärs gehen durfte – dieses außergewöhnlichen Intellektuellen, der Situationen und Systeme so tiefgreifend zu verstehen suchte, dass er in der Lage war, die Spielregeln tatsächlich zu verändern. Diese Fähigkeit bewies er viele Male, vielleicht am eindrucksvollsten durch seinen beharrlichen Einsatz für einen fixen Wechselkurs zwischen Schilling und Deutscher Mark, den er in seiner Zeit als Finanzminister gegen das gesamte Establishment und die damalige Nationalbank durchsetzte.
Hannes Androsch besaß die seltene Fähigkeit, in mehreren Szenarien zu denken und dabei auch mögliche unbeabsichtigte Konsequenzen für sich und die Gesellschaft zu berücksichtigen. Er verstand es, sich auf das große Ganze zu konzentrieren. Es ärgerte ihn über unwichtige Details zu diskutieren, aber er genoss es, die relevanten Details leidenschaftlich zu analysieren.
Er hatte eine tiefe Freude daran, Potenzial in anderen zu erkennen und zu fördern. Und er besaß diesen fantastischen Sinn für Humor – der keinesfalls mit Sarkasmus zu verwechseln ist -, der es ihm ermöglichte, seine Beobachtungen darüber, was seiner Meinung nach falsch lief, auf charmante, unterhaltsame und höchst intelligente Weise zu kommunizieren.
Die Ideen von Hannes Androsch waren immer größer und gingen weit über das hinaus, was bis heute umgesetzt werden konnte. In den letzten Jahren war er ein großer Befürworter der Idee einer „Global Transition University“ – einer vollkommen neuen Art, Universitäten im 21. Jahrhundert zu denken. Leider hat er uns nun zu früh verlassen, um zu sehen, wie sich diese Idee weiterentwickelt.
Nicht viele Menschen haben die Fähigkeit, über große und tiefgreifende Ideen zu debattieren. Mit dem Verlust von brillanten Visionären wie ihm wird die Welt ein wenig dunkler. Wir werden ihn sehr vermissen.
Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.
Mit tiefster Dankbarkeit und Hochachtung,
Stefan Thurner
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