JG Wien/Malkoč: Nicht das kleine Schwarze, sondern das weiße Brautkleid ist das gefährlichste Kleidungsstück für Mädchen & Frauen

27 Frauen wurden dieses Jahr in Österreich bereits von Männern ermordet. Zusätzlich gab es 41 Mordversuche bzw. Fälle schwerer Gewalt. Jede 3. Frau in Österreich ist von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Die Frauensprecherin der JG Wien Jasmina Malkoč stellt klar: „Das sind alles keine Einzelfälle, sondern Ausdruck struktureller Gewalt. Diese Gewalt beginnt nicht erst bei körperlichen Übergriffen, sondern viel früher – bei Cat Calling, sexistischer Sprache und abfälligen Witzen, die als ‘normal’ empfunden werden. Sie bilden die Basis eines Systems, das zunehmend zu psychischer, verbaler und schließlich körperlicher oder sexueller Gewalt führt.”

Die Junge Generation Wien kritisiert dahingehend die häufige Täter-Opfer-Umkehr. Denn gerade wenn es um sexualisierte Gewalt geht, werde oft die Kleidungswahl von Frauen und Mädchen in den Fokus gerückt und als Rechtfertigung für Gewalt und zur Verschiebung der Schuldfrage herangezogen. Malkoč betont: “But how we dress, is not a yes! Kein Kleidungsstück der Welt rechtfertigt Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Aber für viele Mädchen und Frauen wandelt sich das “yes to the dress” oft vom Traum in Weiß zum patriarchalen Albtraum! Nicht das kleine Schwarze, sondern das weiße Brautkleid ist das gefährlichste Kleidungsstück.”

Das Brautkleid – das gefährlichste Kleidungsstück für Mädchen und Frauen

“Das weiße Brautkleid wurde vom Patriarchat quasi maßgeschneidert, um Mädchen und Frauen zu unterdrücken”, so Malkoč. Es steht sinnbildlich für die Unterdrückung der Frau durch die Ehe – ein patriarchales Konstrukt, das Frauen über Jahrhunderte in ökonomische Abhängigkeit und Kontrollverhältnisse gezwungen hat, auch in Österreich. Bis vor wenigen Jahrzehnten waren Frauen in Österreich durch die Ehe rechtlich und gesellschaftlich stark eingeschränkt. „Bis zur Gleichstellung der Geschlechter 1975 unter der ersten Frauenministerin Johanna Dohnal durften Frauen ohne die Erlaubnis ihres Ehemannes nicht arbeiten. Vergewaltigung in der Ehe war bis 1989 in Österreich kein Straftatbestand. Und auch heute ist die Ehe noch ein Instrument, um Frauen zu kontrollieren. Denn der Großteil der kostenlosen Care-Arbeit wird nach wie vor von Frauen geleistet. Würden sie das nicht, müsste der Staat sie anders organisieren (Stichwort: flächendeckende Kinderbetreuung, Pflegemangel) und das wäre sehr viel teurer. Die Ehe entlastet also nicht nur die Ehemänner, sondern auch den Staat”, erklärt Malkoč.

Ungleiche Care-Arbeit und Gewalt
Die ungleiche Verteilung von unbezahlter Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern trage zudem wesentlich zu Gewalt an Frauen bei: Je ungleicher diese Arbeit verteilt, desto höher das Risiko für häusliche Gewalt. Umso bedenklicher seien jene junge Frauen, die in den sozialen Medien das Bild der sogenannten ‘Trad Wives’ propagieren. „Diese vermeintlich romantische Rückkehr zu traditionellen Geschlechterrollen mag harmlos erscheinen, birgt aber die Gefahr, Mädchen und Frauen wieder in Abhängigkeit und Isolation zu führen. Dabei ist die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen so wichtig, insbesondere um sich aus Gewaltverhältnissen lösen zu können“, warnt JG Bundesfrauensprecherin Stefanie Grötz. Gerade junge Mädchen gelte es davor zu schützen.

Zwangsheirat: Ein globales Problem
Umso mehr begrüßt die Junge Generation, dass Heiraten in Österreich nun nur noch ab 18 Jahren erlaubt sei – ohne Ausnahmen. „Diese Gesetzänderung ist ein wichtiger Schritt. In weiterer Folge braucht es umfassende Aufklärung, Unterstützung für Betroffene und eine entschlossene Bekämpfung patriarchaler Strukturen, die solche Praktiken begünstigen. Nicht nur in Österreich, sondern weltweit.“, so Malkoč.

Denn jährlich werden rund 15 Millionen Mädchen weltweit vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Zwangsheiraten und Kinderehen sind eine massive Menschenrechtsverletzung, die Mädchen in Armut, Abhängigkeit und Gewalt drängt. „Diese Praxis raubt Mädchen ihre Kindheit, ihre Zukunft und ihre Selbstbestimmung. Das ist inakzeptabel. Daher muss sich Österreich auf europäischer Ebene intensiv für die Weiterentwicklung feministischer Ansätze in der Außenpolitik einsetzen. Denn auch wir in Österreich sind nicht frei, solange noch eine einzige Frau auf der Welt unfrei ist“, erklärt Malkoč.

Neben flächendeckendem Gewaltschutz fordert die Junge Generation Sensibilisierungsarbeit bei Männern und das gezielte Aufbrechen patriarchaler Strukturen, um Gewalt an Frauen und Mädchen nachhaltig zu bekämpfen. „Ein sicheres und selbstbestimmtes Leben für alle Frauen und Mädchen in Österreich sollte keine Verhandlungssache, sondern im Rahmen der Grundrechte von der Politik garantiert werden. Denn Frauenrechte sind Menschenrechte!“, so die Frauensprecherin der JG Wien Jasmina Malkoč und JG Bundesfrauensprecherin Stefanie Grötz abschließend.

Fotos zur Medienaktion: https://we.tl/t-PBrdRLL7aF

(Schluss) jm

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