Großzügige Schenkung: Arnold Schönbergs bildnerisches Werk geht aus US-amerikanischer Privatsammlung nach Wien

Das Jahr 2024 stand im Zeichen des Wiener Komponisten Arnold Schönberg, dessen Geburtstag sich am 13. September zum 150. Mal jährte. Die beiden von der Stadt Wien geförderten Institutionen Wien Modern und Arnold Schönberg Center Privatstiftung wurden mit zusätzlichen Projektmitteln ausgestattet, um das Jubiläumsjahr „Schönberg 150“ zu realisieren. Dieses setzte 260 Veranstaltungen mit 77 Partner*innen an 50 Orten in Wien um.

Zum Abschluss des Jubiläumsjahres kommt es zu einem großzügigen Geschenk der Familie Schoenberg an die Arnold Schönberg Center Privatstiftung:

Die Familie Schoenberg hat sich entschlossen, die Sammlung an Gemälden und Zeichnungen von Arnold Schönberg in die Arnold Schönberg Center Privatstiftung einzubringen. Diese Sammlung befindet sich seit 1998 als Leihgabe am Center und umfasst 227 Gemälde und Zeichnungen – davon entfallen 97 Werke auf Malerei, 130 Werke auf Grafik. Den Schätzwert der umfangreichen Schenkung beziffert die Privatstiftung mit rund 27 Millionen Euro.

Michael Ludwig, Bürgermeister:

„Arnold Schönbergs Name ist untrennbar mit Wien verbunden, jene Stadt, die ihm nicht nur prägende Heimat war, sondern auch jene Stadt, die er seinerseits maßgeblich beeinflusste – künstlerisch, kulturell und intellektuell. Trotz Exil blieb Schönbergs Zuneigung zu Wien ungebrochen. Im Andenken an ihn, feiern wir nicht nur sein Leben und Schaffen, sondern auch jene Werte, die uns als Stadt definieren sollen: die Förderung von Innovation, die Wertschätzung von Vielfalt und die Verpflichtung, auch in schwierigen Zeiten den Geist der Freiheit und des kreativen Ausdrucks zu bewahren. Als Wiener Bürgermeister möchte ich mich bei der Familie Schoenberg ganz herzlich dafür bedanken, dass Arnold Schönbergs Werk nun dauerhaft und in seiner grandiosen Vielfalt in der Geburtsstadt des großen Meisters beheimatet ist. Arnold Schönberg ist für Wien ein Erinnerer an die Kraft der Kunst, Brücken zu bauen und Horizonte zu eröffnen. Wir sind stolz, ihn als einen der Unseren zu ehren und seine Werke für kommende Generationen lebendig zu halten.“

Veronica Kaup-Hasler, Stadträtin für Kultur und Wissenschaft:

„Es ist für uns eine große Freude, dass sich die Schönberg-Erben dazu entschlossen haben, die Gemälde und Zeichnungen nach Wien zu schenken. Eine Zusammenführung des Nachlasses ist Beweis, dass die Stadt Wien mit dem Kulturgut ihrer Vorfahren respekt- und würdevoll umgegangen ist und umgehen wird.

Es ist eine wunderbare Fügung, dass diese Schenkung am Ende des großen Jubiläumsjahres ‚Schönberg150‘ erfolgt, das den Künstler Arnold Schönberg einem breiteren Publikum zugänglich gemacht und die Auseinandersetzung mit seinem Werk vertieft hat. Es bot zudem Anlass, den ersten Arnold-Schönberg-Preis der Stadt Wien auszuloben: Dieser setzt dem Künstler ein weiteres Denkmal und bietet zugleich einem außergewöhnlichen Talent im Bereich der zeitgenössischen Musik eine verdiente Bühne.

Die intensive Beschäftigung mit Schönberg durch verschiedenste Veranstaltungen und Projekte hat Wurzeln geschlagen, die weit in die Zukunft reichen werden. In diesem Sinne blicke ich mit großer Vorfreude auf die kommende Ausstellung im Frühjahr zum bildnerischen Werk am Arnold Schönberg Center.“

Lawrence Schoenberg für die Familie Schoenberg:

„I am delighted that our collections of paintings and drawings will now join the valuable collection at the Arnold Schönberg Center in Vienna, which already includes the music manuscripts, the library, and many other significant objects.

Through our donation, the Center will not only be able to continue presenting exhibitions in Vienna and throughout the world, but also to develop innovative, technology-driven formats. These include immersive exhibitions that incorporate music, VR headsets, and many other possibilities that are still hard to imagine today, offering visitors a unique and interactive experience.

Our artworks are in good hands – there is a secure alliance.

Ulrike Anton, Direktorin Arnold Schönberg Center Privatstiftung:

„Es ist von unschätzbarem Wert, dass das Arnold Schönberg Center im Jubiläumsjahr ‚Schönberg150‘ sämtliche Gemälde und Zeichnungen des Komponisten aus dem Privatbesitz der Familie Schoenberg als Schenkung erhält. Wir freuen uns wirklich sehr über das uns entgegengebrachte Vertrauen und werden aus diesem Anlass ab März 2025 am Center eine umfassende Ausstellung der Gemälde und Zeichnungen des Komponisten der Öffentlichkeit präsentieren.“

Der Universalkünstler Arnold Schönberg

Der Komponist, Maler, Schriftsteller, Lehrer und Theoretiker Arnold Schönberg, am 13. September 1874 als Sohn jüdischer Eltern in Wien geboren, nahm Unterricht bei Alexander Zemlinsky, war aber grundsätzlich Autodidakt. Schönberg lebte sowohl in Wien als auch in Berlin, bis er nach der Machtübernahme der Nationalsozialist*innen 1933 zuerst mit seiner Familie nach Paris und noch im selben Jahr in die USA emigrierte. In den USA nahm er zuerst Lehrverpflichtungen in New York und Boston an und zog 1934 aus gesundheitlichen Gründen nach Los Angeles. 1941 wurde Arnold Schönberg amerikanischer Staatsbürger. Er verstarb am 13. Juli 1951 in Los Angeles.

Arnold Schönberg zählt zu den einflussreichsten Komponist*innen des 20. Jahrhunderts: Er überschritt die Grenzen der Dur-Moll-Tonalität. Als zentrale Persönlichkeit der Wiener Moderne schuf er die „Methode der Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen“, die nicht nur die Wiener Musikszene, sondern die gesamte Musikgeschichte nachhaltig veränderte.

Der Nachlass

Arnold Schönbergs Nachlass umfasst etwa 8.000 Seiten Musikmanuskripte, 12.000 Seiten Textmanuskripte, 3.500 historische Fotografien, persönliche Dokumente, Tagebücher, Konzertprogramme und Schönbergs gesamte Bibliothek, Memorabilia und Instrumente sowie Ton- und Filmdokumente (Schönbergs „Voicerecordings“, Homevideos, Schallplattensammlung); darüber hinaus Kopien und Digitalisate der weltweiten Bestände an Schönbergiana.

Der Nachlass in der Arnold Schönberg Center Privatstiftung stellt einen der umfangreichsten und vollständigsten Musiknachlässe des 20. Jahrhunderts eines einzelnen Komponisten dar und wurde im Jahr 2011 in das UNESCO-Weltdokumentenerbe-Register (Memory of the World) aufgenommen.

Das bildnerische Werk Arnold Schönbergs

Das bildnerische OEuvre Arnold Schönbergs umfasst 347 Werknummern. Der Entstehungszeitraum der Mehrzahl der Gemälde, Zeichnungen und Designs umfasst die Jahre 1906 bis 1911. Schönberg selbst sagte: „… als Maler war ich Amateur. Malen war für mich dasselbe wie Musizieren. Es war eine Art, mich auszudrücken, Emotionen, Ideen und andere Gefühle darzustellen.“.

Seit dem Transfer der Sammlung an Gemälden und Zeichnungen von Los Angeles nach Wien im Jahr 1998 wurden Schönbergs Werke in 165 Ausstellungen in Europa und den USA gezeigt. So boten Überblicksausstellungen u. a. in St. Petersburg (1999), Moskau und Dresden (2001), Frankfurt am Main (2002), Bonn (2003), Český Krumlov (2004), Palermo (2010) und Wien (2005 und 2019) eine umfassende Sicht auf das Werk, das in den Kontext des österreichischen Frühexpressionismus ebenso eingebunden wurde wie in jenen der russischen Avantgarde.

Oftmalig werden Schönbergs Bilder in einen Zusammenhang mit Werken von Wassily Kandinsky sowie mit dem „Blauen Reiter“ gesetzt; auch der Konnex zwischen den bildnerischen Werken Schönbergs und jenen Richard Gerstls wurde bereits mehrfach thematisiert. In New York (2004), Amsterdam (2014), Zaragoza (2007) und Paris (2016) war Schönbergs Werk in den erweiterten Kontext seines Judentums und seiner Religiosität eingebettet. Interdisziplinäre Expositionen nahmen die Themen Gesamtkunstwerk und Synästhesie in den Blick (Basel 1998, Madrid 2003, Vilnius 2009).

Die Arnold Schönberg Center Privatstiftung

Die am 10. März 1997 in den Räumen des Palais Fanto gegründete Arnold Schönberg Center Privatstiftung wurde – nach dem Transfer des Nachlasses von Arnold Schönberg von Los Angeles nach Wien – am 14. März 1998 nach 12-monatiger Errichtungszeit eröffnet.

Neben der wissenschaftlichen Arbeit ermöglichen Ausstellungen zu Leben und Werk Schönbergs, die Rekonstruktion seines Arbeitszimmers aus Los Angeles, eine Bibliothek zu Themen der Wiener Schule sowie Konzertreihen, Vorträge, Workshops und Symposia einen Einblicke in Arnold Schönbergs musikalisches und bildnerisches Schaffen. Der Schönberg-Nachlass wurde in den vergangenen 25 Jahren vollständig digitalisiert und steht der Öffentlichkeit über die Website (www.schoenberg.at) kostenfrei zum Download (Open Source) zur Verfügung.

Neue Ausstellung: „Gemalte Musik. Atelierbesuch bei Arnold Schönberg“

Die Schenkung nimmt das Arnold Schönberg Center zum Anlass, nach 20 Jahren erstmals wieder eine umfassende Ausstellung den Gemälden und Zeichnungen des Komponisten zu widmen: „Gemalte Musik. Atelierbesuch bei Arnold Schönberg“ ist ab 11. März 2025, kuratiert von Sammlungsleiterin Therese Muxeneder, zu sehen.

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