Mit Fonds zur Sozialversicherung halten wir 24-Stunden-BetreuerInnen in Österreich

Mit einer Forderung lassen die VertreterInnen der PersonenbetreuerInnen aufhorchen. Bibiana Kudziova, Generalsekretärin der UNJONG (Verein zur Gewährleistung der Interessen der UnternehmerInnen in der Personenbetreuung und Laienpflege) und gewählte Vertreterin der BetreuerInnen in der Wirtschaftskammer Wien, schlägt die Schaffung eines PersonenbetreuerInnen-Sozialversicherungsförderfonds (PSF-Fonds) vor. Damit wird die Zahlung der SVS-Beiträge der Betreuerinnen übernommen. Der Fonds wird nach dem Vorbild des Künstlersozialversicherungsfonds gespeist.

Hintergrund dieses Vorschlags ist, dass immer mehr Betreuerinnen Österreich verlassen um in Ländern, in denen sie besser bezahlt werden, zu arbeiten. Da sich die betreuten KlientInnen höhere Honorare nicht leisten können – schon jetzt wird dafür ein Großteil von Pension und Pflegegeld ausgegeben – werden andere Möglichkeiten gesucht, damit den BetreuerInnen am Monatsende mehr Geld von ihren Honoraren bleibt.

Nutznießer dieses Modells wären nicht nur die BetreuerInnen, denen mehr netto vom Brutto-Honorar bliebe, sondern auch die zig-tausenden ÖsterreicherInnen, die Betreuerinnen benötigen und deren Angehörige. Denn seit Beginn der Pandemie sind in Österreich um die 7.000 Betreuerinnen weniger tätig (mit Stichtag 30.09.2024: 57.026). Vielfach haben diese BetreuerInnen Österreich verlassen, weil sie in Nachbarländern (z.B.: D, CH, I) besser bezahlt werden.

Künstler-Sozialversicherungsfonds ist Vorbild für Fondslösung für BetreuerInnen

In den Fonds würde ein Teil der Fördermittel für die 24-Stunden-Betreuung eingezahlt werden. Daraus würden dann die SVS-Beiträge der PersonenbetreuerInnen direkt an die SVS bezahlt werden. Das wäre ein starkes Signal an aktuell in Österreich tätige und auch an potenzielle, noch nicht in Österreich tätige PersonenbetreuerInnen, da mit dieser Maßnahme die größte Kostenbelastung für PersonenbetreuerInnen – eben die SVS-Beiträge – aus dem Weg geräumt werden würde.

Bei der Umsetzung dieses Vorschlages könnten man auf ein bereits bewährtes Modell in einer anderen Berufsgruppe zurückgreifen. Über den Künstler-Sozialversicherungsfonds werden bereits seit Jahren Sozialversicherungsbeiträge für Künstler direkt an die SVS ausgezahlt.

BetreuerInnen muss mehr netto bleiben damit sie nicht aus Österreich abwandern

Kudziova rechnet das SVS-Modell vor: 24-Stunden-Betreuerinnen leben in der Regel 14 Tage bis einen Monat – rund um die Uhr – bei den von ihnen betreuten KlientInnen in Österreich. Dann sind sie wieder die gleich lange Zeit bei ihren Familien, zumeist in Osteuropa, zu Hause. Bei durchschnittlichen Tagsätzen an Honoraren von 70 – 80 Euro für die 24-Stunden-Betreuung sind das monatlich mehrere hundert Euro an SVS-Beiträgen. Mit einer Fondlösung blieben diese Gelder dann den BetreuerInnen, was ihr Einkommen verbessert und sie so in Österreich, bei den von ihnen betreuten KlientInnen, halten würden.

Kudziova: „In einer ersten Überschlagsrechnung geht es hier um rund 100 Mio Euro im Jahr. Das ist direkt in die soziale Sicherheit der rund 30.000 betreuten ÖsterreicherInnen investiertes Geld. Denn gehen die Betreuerinnen mangels konkurrenzfähiger Honorare ins Ausland, bleiben die KlientInnen unbetreut zurück. Da es hinten und vorne an – im übrigen sündteuren – Heimplätzen mangelt, ist zu befürchten, dass dann in erster Linie Frauen aus den Familien zu Hause bleiben müßten – mit den bekannten Auswirkungen auf deren Pensionshöhe und den Arbeitsmarkt, der momentan ohnehin völlig ausgedünnt ist.“

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