Wirtschaftsminister Martin Kocher hat gestern angekündigt, dass Österreich eine italienische Initiative zur Unterstützung der europäischen Autohersteller unterstützen wird. Diese Initiative möchte die Bewertung des für 2035 geplanten Verbrenner-Verbots auf 2025 statt auf 2026 vorziehen. Der ÖAMTC begrüßt die Unterstützung der Initiative, gibt aber zu bedenken: „Es wäre falsch, dabei wieder nur auf die Industrie zu schauen. Man sollte auch die Konsument:innen und die Bestandsflotte im Auge haben. Der Green Deal der EU ist ein fein austariertes Regulierungs-Uhrwerk. Wenn man den Autoherstellern weniger strenge Grenzen in Hinblick auf den CO2-Ausstoß der verkauften Neuwagen zugesteht, werden die Konsument:innen über eine zusätzlich steigende europäische CO2-Bepreisung beim Sprit dafür bezahlen“, so Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung.
Höhere Beimengung alternativer Kraftstoffe für Diesel- und Benziner-Bestandsflotte
Für den Club ist klar: Die Erreichung der Klimaziele hat oberste Priorität. Damit die Bestandsflotte klimafitter wird, kann die Beimengung alternativer Kraftstoffe beim Sprit erhöht werden. Wiesinger: “Wir haben, gestützt auf eine Expert:innen-Studie, für Österreich bereits im Jänner vorgeschlagen, die biogene Beimischung von derzeit sieben Prozent bei Diesel und zehn Prozent bei Benzin auf einheitlich 13,5 Prozent zu erhöhen. Das würde zwar einige Cent pro Liter kosten, wir würden das Klimaziel 2030 aber mit Sicherheit erreichen. Im Gegensatz dazu wollen Teile der Politik noch immer die Mineralölsteuer erhöhen, eine kilometerabhängige Maut einführen oder die Pendlerunterstützung kürzen. Das lehnen wir ab.”
Parallel zu einer Erhöhung der biogenen Beimischung beim Sprit fordert der ÖAMTC auch, endlich den Weg für synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, zu ebnen und klar zu regeln. “Es ist ein offenes Geheimnis, dass niemand in Europa in E-Fuels investiert, weil die Vorschriften, ab wann Wasserstoff als klimaneutral anerkannt wird und woher das CO2 kommen darf, das bei der Weiterverarbeitung zu E-Fuels eingesetzt wird, zu streng sind. Die EU verhindert schon im Vorhinein dringend notwendige Investitionen. Zusätzlich will die Kommission den Einsatz von E-Fuels als Beimengung zu Diesel und Benzin verhindern”, resümiert der ÖAMTC-Vertreter.
Verbrennerverbot und E-Mobilität: Große Diskrepanz zwischen Konsument:innen, Herstellern und Politik
Laut einer repräsentativen ÖAMTC-Umfrage vom März 2024 unterstützen nur sieben Prozent der Österreicher:innen das Aus für Verbrennungsmotoren im Jahr 2035. Die Unsicherheit in der Bevölkerung ist groß und diese Stimmung wirkt sich auch auf den Neuwagenmarkt aus. In diesem Jahr entschieden sich bislang nur etwa 17 Prozent der Kund:innen für E-Autos, rund drei Viertel davon werden u. a. von Unternehmen angeschafft. Privatkund:innen üben sich in Zurückhaltung. Bernhard Wiesinger abschließend: “Irgendwie wirkt die Situation wie ein großes Experiment: Wer sitzt am längeren Hebel? Kund:innen oder Hersteller und Politik? E-Mobilität wird sich nur dann durchsetzen, wenn es leistbare Produkte zu einem fairen Preis, eine gute Ladeinfrastruktur und transparente Tarife gibt. Das muss allen Beteiligten endlich klar werden!”
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