ÖGB-Aktion zu Gewalt an Frauen am Arbeitsplatz: „Einmal Sex on the Beach mit dir und einen Cocktail dazu!”

Anlässlich der internationalen Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen” veranstalteten die ÖGB Frauen am Wiener Franz-Jonas-Platz in Floridsdorf eine Straßenaktion, um auf Gewalt an Frauen am Arbeitsplatz aufmerksam zu machen. Die Teilnehmerinnen schlüpften in die Rollen einer Kellnerin, einer Eisenbahnmitarbeiterin sowie eines weiblichen Lehrlings und wurden im Rahmen der Inszenierung mit Beleidigungen, Beschimpfungen und sexueller Belästigung konfrontiert. Die Aktion endete schließlich mit einem lauten „Stopp“ aus der Menge. „Verbale oder körperliche Übergriffe gehören nicht zum Job. Arbeitgeber sind gesetzlich dazu verpflichtet, Mitarbeiter:innen vor jeglicher Gewalt zu schützen“, betont Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB.

Nicht genug vor Gewalt geschützt

Die Realität sieht anders aus: Frauen sind auch am Arbeitsplatz nicht vor sexuellen Übergriffen, psychischer und physischer Gewalt geschützt. Jede vierte Frau in Österreich war bereits Opfer sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Schumann appelliert an Unternehmen, ihre gesetzlich verankerte Fürsorgepflicht wahrzunehmen und wirksame Maßnahmen zur Gewaltprävention zu setzen. „Betroffene Frauen müssen ermutigt werden, sich an ihren Betriebsrat, an die Gewerkschaft oder an Beratungsstellen zu wenden, um das Schweigen zu brechen“, sagt die Gewerkschafterin und verweist auf das inzwischen auf Druck des ÖGB und der AK ratifizierte Übereinkommen ILO 190, das ein weltweites Recht auf eine Arbeitswelt frei von Gewalt und Belästigung vorsieht.

Beginn einer Gewaltspirale

Denn oft ist psychische Gewalt der Anfang einer Gewaltspirale, die in einem körperlichen Übergriff endet. „Durch Übergriffe werden Integrität und Würde von Frauen verletzt. Wenn sie sich dann jemandem anvertrauen, werden sie oft nicht ernstgenommen. Es fallen Begriffe wie ‚verrückt' und ‚hysterisch', die nicht nur völlig unqualifiziert sind, sondern tiefe Spuren hinterlassen“, verweist Schumann auf daraus resultierende Angstzustände, posttraumatischen Stress oder Depressionen.

In einigen Branchen sind sexuelle Belästigung, Mobbing, Stalking und Beschimpfungen besonders häufig. Laut Arbeitsinspektorat betrifft das unter anderem Pflege- und Betreuungseinrichtungen, Krankenhäuser, soziale Einrichtungen, Ordinationen, isolierte Arbeitsplätze, Bars, Hotels und Restaurants, aber auch den Einzelhandel oder die Reinigungsbranche.

ÖGB fordert selbstbestimmtes Leben für Frauen

Die ÖGB Frauen setzen sich daher für ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben für Frauen ein. „Um Frauen ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben frei von Gewalt zu ermöglichen, brauchen sie gute Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten und ein gesichertes Einkommen, von dem sie leben können“, so Schumann weiter. Es führe außerdem kein Weg an zusätzlichen finanziellen Mitteln vorbei, um den Schutz von Frauen zu gewährleisten.

„Es braucht dringend mehr Geld zur Absicherung und zum Ausbau von Frauenhäusern, Gewaltschutzzentren und Frauenberatungsstellen. Doch auch als Gesellschaft müssen wir zusammenstehen und jeglicher Gewalt, egal ob im privaten oder beruflichen Umfeld, die Rote Karte zeigen“, appelliert Schumann.

Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen schärfen

Im Rahmen von „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“, einer internationalen Kampagne, die jährlich vom 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, stattfindet, wird der Fokus auf die Gewalt an Frauen gelegt. „Dieser Zeitraum bietet eine Gelegenheit, das Bewusstsein für die verschiedenen Formen der Gewalt zu schärfen und Lösungen zur Bekämpfung dieses Problems zu finden, auch hinsichtlich der Übergriffe im Arbeitsumfeld“, schließt Schumann.

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