Im Agrardiskurs richtet sich der Fokus aktuell auf Einzelthemen und hier auf negative. Dementsprechend ist die EU-Agrarpolitik auf Verbots- und Reduktionsstrategien ausgerichtet. Es braucht daher einen Blick auf das große Ganze, gemeinsame Ziele und Initiativen sowie eine positive Sprache im Agrardiskurs, die allesamt auf eine ganzheitliche Strategie einzahlen. Darin war ein Ergebnis des 12. IGP Dialogs. Bei der Veranstaltung präsentierte der stv. IGP-Obmann Karl Neubauer die Vision „Gesunde Pflanze“, die die IGP mit über 40 Vertretern von 22 agrarischen Organisationen und Fachmedien entwickelt hat. Die Vision umfasst insgesamt 9 Bereiche, die mit unterschiedlichen Aspekten angereichert sind und in einem Text zusammengefasst wurden. Sie sind in einer Broschüre der IGP nachzulesen. Keynote Speaker und Science Buster Martin Moder ging auf das fehlende Vertrauen in die Wissenschaft in Österreich ein und hob die negativen Auswirkungen in der öffentlichen Debatte auch für die Landwirtschaft hervor. Das Panel mit Katharina Schobersberger (CEJA), Nikolaus Berlakovich (LK Burgenland, Copa-Cogeca), Robert Pichler (Wirtschaften am Land) und Karl Neubauer diskutierte anschließend zum Thema „Von der Vision zur Mission: Wie gelingt eine positive Agrarpolitik?“. Sie betonten, dass die Vision eine gute Grundlage sei, um eine Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft anzustoßen und Konsumenten zu erreichen. Nun seien aber auch Maßnahme gefordert, die man gemeinsam angehen sollte. Sabine Kronberger (Welt der Frauen) moderierte die Veranstaltung in der Wiener Labstelle.
Neubauer: EU-Agrarpolitik braucht positive Ziele
Die IGP hat mit agrarischen Stakeholdern im Zuge von drei Runden Tischen und einer weiteren Veranstaltung eine Vision „Gesunde Pflanze“ formuliert, die aufzeigt, wie die Betriebe in Zukunft ihre Pflanzen gesund erhalten und eine hohe Versorgungssicherheit mit hochwertigen Lebensmitteln gewährleisten. „Die aktuelle Situation gibt wenig Grund für Optimismus: Der Klimawandel und ein steigender Druck durch Schaderreger gefährden die Grundlagen unserer Lebensmittelproduktion. Gleichzeitig gibt es im Ackerbau nur mehr 150 Wirkstoffe und damit kaum ausreichend Wirkmechanismen für ein effizientes Resistenzmanagement und eine Kontrolle der Schaderreger.“
„Die IGP hat daher gesagt: Schluss mit Pessimismus und Verbotspolitik. Es braucht einen ganzheitlichen Blick und zukunftsorientierte Ziele“, so Neubauer. Der Visionsprozess sollte dabei insbesondere folgende Fragen klären: Wie erhalten wir Pflanzen künftig gesund? Und was braucht es dazu? „Damit wollen wir einen positiven Spirit in die Landwirtschaft bringen. Nur so wird es uns gelingen, einen konstruktiven Dialog mit den Konsumenten zu führen, den Strukturwandel zu bremsen und die heimischen bäuerlichen Betriebe zu stärken. Die Vision zeigt eine Landwirtschaft, die einen Nutzen für alle Menschen in Österreich erbringt, die die Menschen hinter sich weiß und mit ihnen zusammenarbeitet“, so Neubauer. „Damit liegt eine Diskussionsgrundlage für den Pflanzenbaubereich und für einen positiven Agrardiskurs auf dem Tisch. Sie zeigt, wie eine echte nachhaltige Produktion gelingen kann. Wir laden alle agrarischen Organisationen ein, sich zu beteiligen, um die Vision weiterzuentwickeln und gemeinsam mit Leben zu erfüllen.“
Wissenschaftsskepsis weit verbreitet
Molekularbiologe und Science Buster Martin Moder betonte in seiner Keynote die Gefahren der Wissenschaftsskepsis für unser alltägliches Leben. Man könne noch so tolle Innovationen haben, aber wenn die Menschen sie von Grund auf ablehnen, wird dies zu einem großen Problem für uns alle. Forschung hat aber wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Landwirtschaft in den letzten Jahrhunderten zum Positiven verändert hat. Aus wilden Gewächsen sind Kulturpflanzen entstanden, die heute die Grundlage unserer Ernährung sind. Wissenschaft, Forschung und Entwicklung sind also inhärent mit der Landwirtschaft verbunden und das schon seit Jahrtausenden. Dieser Innovationsgeist wohnt der Landwirtschaft inne und sollte auch an die nächsten Generationen weitergetragen werden.
Landwirtschaft: Alle tragen einen Teil bei
Nach der Keynote diskutierten die Panelists, wie die Vision von gesunden Pflanzen in der Zukunft erreicht werden kann. Sie sind sich einig: Gesunde Pflanzen von heute sind die Versorgungssicherheit von morgen. „Wir müssen jetzt ins Ermöglichen kommen und dafür sorgen, dass die heimische Landwirtschaft für die nächsten Generationen wettbewerbsfähig bleibt. Dafür braucht es eine ganzheitliche Diskussion und Betrachtung. Uns allen muss bewusst sein: Jeder trägt einen Teil dazu bei, diese Vision zu ermöglichen und unsere Ziele zu erreichen“, betont Katharina Schobersberger.
„Eine Vision ist wie ein Leuchtstern, der die Richtung für ein gemeinsames Handeln vorgibt. Österreichische Lebensmittel wurden immer sicherer und besser, dennoch gibt es oft Skepsis. Hier müssen wir aktiv dagegen steuern und unsere Betriebe unterstützen. Nur mit einem entsprechenden Einkommen kann die Produktion in Österreich gehalten und eine krisenfeste Versorgung der Bevölkerung abgesichert werden“, so Robert Pichler.
Nikolaus Berlakovich unterstrich wiederum die Bedeutung breiter Kommunikation: „Mit dieser Vision sind wir von fachspezifischen Begriffen zu einer einfachen Sprache gekommen und hin zu dem, worum es eigentlich geht: die Produktion gesunder Lebensmittel und unseres Essens. Und das nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa. Es ist gut, dass ein solcher Prozess in die Breite getragen wurde, und das muss uns weiter gelingen, insbesondere auf EU-Ebene, denn es geht um die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft und Versorgungssicherheit.“
Anhang:
- Broschüre: Vision “Gesunde Pflanze”
- Video der Veranstaltung
- Bilder können auf der Website der IGP heruntergeladen werden
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