Kein Gedenken mit Walter Rosenkranz

Am Morgen des 8. November 2024 hat FPÖ-Nationalratspräsident Walter Rosenkranz am Judenplatz versucht, das Gedenken an die Novemberpogrome für eine PR-Aktion zu missbrauchen. 

Tatsächlich ist Rosenkranz Mitglied einer rechtsextremen Burschenschaft und hat in seinen Publikationen eine fehlende Distanz zum Nationalsozialismus bewiesen: In einer Festschrift ehrte er verurteilte Nazi-Verbrecher als „Leistungsträger in Österreich“. Den burschenschaftlichen Antisemitismus vor und während der Zeit des Nationalsozialismus erklärte er zur “Reaktion auf die überdurchschnittlich vielen Juden an den Universitäten”. Dadurch fügt er sich gut in die Reihen seiner Partei ein: führende FPÖ-Abgeordnete sangen zuletzt bei einer Burschenschafter-Beerdigung das „SS-Treuelied“.

Nachdem Rosenkranz erklärt hat, er würde „zur Seite treten“, falls er bei jüdischen Gedenkveranstaltungen unerwünscht sei, wollte er nun ungebetenerweise das Zentrum des jüdischen Gedenkens in Wien –  den Judenplatz – für seine plakative PR-Aktion missbrauchen.

Couragierte Mitglieder der jüdischen Gemeinde und der Jüdischen österreichischen HochschülerInnen (JöH) haben sich dem FPÖ-Politiker in den Weg gestellt, als dieser versuchte, den Bereich um das Denkmal am Judenplatz zu betreten. Dabei wurde ein Transparent gezeigt mit der Aufschrift: „Kein Gedenken mit Rosenkranz & FPÖ: Wer Nazis ehrt, dessen Wort ist nichts wert!“

Mit einer Menschenkette “schützten” junge Juden und Jüdinnen aus Wien das Shoah-Denkmal am Judenplatz. Konfrontiert mit dem Protest versuchte Rosenkranz, die Polizei dazu zu bewegen, die friedlichen Protestierenden vom Platz zu räumen. Dazu kam es allerdings nicht. Stattdessen beschimpfte der Nationalratspräsident in einer dem Amt vollkommen unwürdigen Art und Weise die Nachkommen von Shoah-Überlebenden, die sich ihm in den Weg stellten, und bezeichnete sie unter anderem als “schlechte Österreicher”. Angesichts des anhaltenden Widerstands gab er auf und verließ verärgert den Platz. Den völlig friedlichen Demonstrierenden warf er vor, ihn mit Gewalt am Gedenken gehindert zu haben.

Alon Ishay, Präsident der Jüdischen österreichischen HochschülerInnen, erklärt: „Walter Rosenkranz hat gesagt, das Jüdische Leben in Österreich müsse sich nicht vor ihm fürchten. Wir fürchten uns nicht vor ihm, sondern stellen uns ihm entschlossen in den Weg. Wer sich vom Nationalsozialismus nicht glaubhaft abgrenzen kann, darf am Gedenken an seine Opfer nicht teilnehmen.“

Awi Blumenfeld, Leiter der historischen Kommission, und Director of Shoah Awareness and Education der Claims Conference, einer 1951 gegründeten internationalen Vertreterorganisation aller Überlebender, inklusive der Mehrzahl der weltweit Überlebenden aus Israel, und selbst 2. generation und Sohn zweier Auschwitzüberlebender stellt fest, dass “natürlich jeder Mensch, den Weg der Einsicht Reue und Umkehr beschreiten kann. Aber dies muss glaubhaft, gewissenhaft und ehrlich geschehen. Und weder bei Walter Rosenkranz, noch bei der FPÖ ist dies für mich als Historiker, Politologe, Mensch, Jude und Kind der 2 Generation in auch nur kleinster Weise irgendwie zu sehen.“

“Bislang hat Rosenkranz immer den Tätern der Shoah gedacht, nie den Opfern. Den NS-Generalstaatsanwalt bewunderte er als Leistungsträger. Als 1. Amtshandlung gab er den Identitären ein Interview. Sein Versuch, das Gedenken an die Novemberpogrome zu missbrauchen ist ein Schlag ins Gesicht der Überlebenden”, so Bini Guttmann, Exekutivrat im World Jewish Congress.

Bildmaterial zur verhinderten Kranzniederlegung am Judenplatz gibt es unter folgendem Link: https://we.tl/t-p0yskHRdIP

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