Der Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen (DWS) hat in einem gemeinsamen Prozess “Pflege.Zukunft.Wien” vor fünf Jahren mit Kooperationspartner_innen, Stakeholder_innen und Mitgliederorganisationen fünf Handlungsfelder definiert, um Wien im Bereich der Pflege zukunftsfit zu machen. Aufbauend auf der im Jahr 2019 präsentierten Personalbedarfsprognose bis 2030 wurde von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker ein Prozess gestartet, um eine flächendeckende Versorgung in der Pflege durch qualifizierte Pflegekräfte sicherzustellen. „Wir haben die strategischen Weichen rechtzeitig gestellt und das zeigt Wirkung. Laut Prognosen werden wir bis 2030 nur durch die städtischen Investitionen mehr als 16.000 Pflegekräfte ausbilden. 5.000 davon haben ihre Ausbildung bereits abgeschlossen“, so Hacker.
Dafür wurden insgesamt 17 Empfehlungen und Maßnahmen entwickelt, um die Personalanwerbung und Personalbindung zu verbessern und die Effizienz zu steigern. Diese können den fünf Handlungsfeldern Arbeitsmarkt & Personalmanagement, Aus-, Fort- und Weiterbildung, Innovation, Digitalisierung und Finanzierung zugeordnet werden. Geschäftsführerin Sandra Frauenberger dazu: “In den letzten fünf Jahren ist in diesem Prozess bereits viel gelungen, was Mut für die weiteren Schritte macht.”
“Im Rahmen von Pflege.Zukunft.Wien werden wichtige Themen mit allen Stakeholder_innen der Stadt bearbeitet und es kommt dadurch zu einer Wien-weiten Abstimmung. Die konstruktive Zusammenarbeit der Verantwortlichen für die Gesundheits- und Pflegeversorgung in Wien auf dieser Ebene stellt einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen Gesundheitsversorgung in Wien dar,” so Evelyne Kölldorfer-Leitgeb (WiGeV).
Aus- und Weiterbildungsinitiativen fördern
Schritte zur Verbesserung der Personalfindung werden konstant gesetzt, eine Maßnahme dafür ist eine interaktive Informations- und Bewerbungsmesse „Fit for Future Festival”, die 2025 im Wiener Rathaus stattfinden wird. Im Rahmen dessen wird auch die Wiener Care Messe mit einer Joboffensive starten, um neue Fachkräfte für die Pflege zu begeistern. Diese wird in Kooperation mit dem Wiener Arbeitnehmer_innenförderungsfonds (waff), dem Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen (DWS) und dem Fonds Soziales Wien (FSW) organisiert.
„Für den waff stehen zwei Schwerpunkte bei der Fachkräftesicherung im Gesundheits- und Pflegebereich im Mittelpunkt: Ersten wollen wir mehr Menschen für eine einschlägige Ausbildung begeistern. Mit „Nicht wieder Mary“ haben wir auf unkonventionelle Art gezeigt, was da möglich ist. Zweitens bieten wir mit unserem Programm „Jobs plus Ausbildung“ ein wirklich attraktives Unterstützungsangebot mit einer Einstellzusage bereits bei Ausbildungsbeginn und mit dem „Wiener Ausbildungsgeld“ stellen wir sicher, dass man sich länger dauernden Ausbildungen auch leisten kann,“ hält Fritz Meißel vom waff fest.
Mobile Organisationen fordern Gleichstellung
Gemeinsam haben Vertreter_innen von mobilen Organisationen mit dem “Wien mobil Paket” ein Positionspapier erarbeitet und Stadtrat Peter Hacker präsentiert. Marianne Hengstberger von den Wiener Sozialdiensten (WISO) war mit dabei: „Aufgrund der demografischen Entwicklung wird es in Zukunft unvermeidlich sein, den Bereich der mobilen Pflege und Betreuung nachhaltig auszubauen und weiterzuentwickeln. Nur so können Menschen in Wien so lange wie möglich zu Hause betreut werden und die Qualität der mobilen Dienste weiterhin gewährleistet werden. Im Rahmen des „Wien mobil Pakets“ ist es uns wichtig, die Attraktivität und die Rahmenbedingungen sowie die Gleichstellung mit anderen Bereichen gemeinsam zu forcieren. Für unsere Mitarbeiter_innen schaffen wir ein Umfeld, in dem mit hoher Professionalität und Freude an der Tätigkeit gearbeitet werden kann und auch Familie & Beruf vereinbar sind. Die mobile Pflege und Betreuung ist eine zentrale und unverzichtbare Säule in der Stadt, um Menschen, die Unterstützung benötigen, angemessen zu versorgen.“
Qualifizierte Ausbildung in Kooperation mit der FH Campus Wien
Eine wichtige Säule im Kampf gegen den Fachkräftemangel ist eine qualifizierte Ausbildung. Um diese zu gewährleisten, haben sich der FH Campus Wien, der Fonds Soziales Wien und der Wiener Gesundheitsverbund zusammengeschlossen, um gemeinsam die Zahl der Ausbildungsplätze aufzustocken. Im vergangenen Jahr sind die Bewerbungszahlen im Gesundheitswesen- und Krankenpflegebereich (GuK) am FH Campus Wien erfreulicherweise um elf Prozent gestiegen.
„Im Rahmen der Ausbildungsoffensive „Pflege.Zukunft.Wien“ setzen wir uns, gemeinsam mit dem Wiener Gesundheitsverbund und dem FH Campus Wien mit vereinten Kräften für gute Rahmen- und Ausbildungsbedingungen ein, um Menschen für Pflege- und Betreuungsberufe zu begeistern. Besonders der Abbau von Hürden, die Weiterentwicklung von Ausbildungen und der Ausbau von Ausbildungs- und Studienplätzen sind uns ein Anliegen: So haben im Sommer die ersten 90 Absolvent_innen der Ausbildungsoffensive, deren Studienplätze durch den FSW finanziert wurden, ihr Studium abgeschlossen. Jährlich finanziert der FSW 810 Studienplätze“, betont Susanne Winkler, Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien (FSW).
Einbindung von Arbeitslosen und Menschen mit Migrationshintergrund
Winfried Göschl vom AMS Wien sieht es als Chance für den Ausbau der Pflege, das Potenzial der Menschen mit Migrationshintergrund zu nutzen, zu fördern und diese für den Beruf zu gewinnen: “Für das AMS Wien steht die Integration von arbeitslosen Personen, besonders von Personen mit Migrationshintergrund, im Vordergrund. Wenn es dabei gelingt, auch noch den Arbeits- und Fachkräftebedarf in spezifischen Branchen, wie im Pflege- und Gesundheitsbereich zu lindern, kann eine „win-win-Situation“ geschaffen werden. Wir möchten daher den Appell an alle potenziellen Dienstgeber_innen und Ausbildungsträger_innen richten, interessierten arbeitslosen Personen die Chance zu geben, im Bereich der „Pflege“ Fuß zu fassen. Ein beschäftigungs- oder ausbildungsbegleitendes Deutschkursangebot ist jedenfalls dazu angetan, den Fachkräftebedarf im Bereich der Daseinsvorsorge zu lindern.”
Ausblick
In den vergangenen fünf Jahren ist bereits viel gelungen, dennoch handelt es sich um ein breites Feld, dem wir uns als Dachverband mit unseren Mitgliederorganisationen auch weiterhin widmen werden. Denn Pflege bleibt weiterhin ein zentrales Thema, für das es gilt, neue gesellschaftliche Lösungen zu finden. In den kommenden Jahren wird weiter konsequent an der Zielerreichung gearbeitet, um so einem Personalmangel in der Pflege zuvorzukommen.
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