26. Journalistinnenkongress (1): KI im Journalismus – Wo lassen Sie denken?

Heute startete der Journalistinnenkongress im Haus der Industrie in die 26. Runde. Angepasst an das Leitmotiv „Wo lassen Sie denken?“ hielten zwei Topmedienfrauen Keynotes zum Thema generative Künstliche Intelligenz (KI). 

Lisa Totzauer – Die Zukunft der KI – „Ist des echt oder ned?“

Lisa Totzauer, Channelmanagerin von ORF 1, befasst sich im Rahmen ihres Berufs mit generativer Künstlicher Intelligenz und erklärte anhand folgender drei Punkte, dass sie zwar momentan noch als Werkzeug dienen, im Journalismus jedoch zu Problemen führen kann:

  1. Datenbasis: Die KI greift auf „alte“ Daten zu, wertet sie aus und gibt uns den Durchschnitt daraus zurück. Es liegt an den Journalist:innen, unverwechselbare Geschichten zu erzählen und aus einem statischen Prozess etwas Neues zu schaffen.
  2. Plausibilität: Als Beispiel diente das Foto von Papst Franziskus, auf dem er einen weißen Luxus-Daunenmantel trägt, das Anfang 2023 im Netz kursierte. Totzauer stellte die Frage: „Ist es plausibel, dass der Franziskus einen Designermantel trägt?“
  3. Eingriff in die Realität: Die Aufgabe des Journalismus ist, die Realität abzubilden. Ab wann und bis wohin dürfen Fotos, Videos, Texte manipuliert werden, wenn sie real bleiben sollen? Totzauer plädierte dafür, selbst Regulative aufzuerlegen. Wann und wie KI verwendet wurde, solle ausgeschildert werden, sonst könne die KI zum Selbstläufer werden, den die Menschen nicht mehr unter Kontrolle hätten.

Regula Stämpfli – „Datensätze, die so löchrig sind, wie Emmentaler Käse“

Regula Stämpfli ist Politologin, Bestseller- Autorin und Podcasterin, außerdem seit 2019 bei der Bertelsmann- Stiftung als „Algorithmen-Expertin“ gelistet.

In ihrer Keynote ging Stämpfli vor allem darauf ein, dass die Menschen sich Mühe geben müssen, den Weltbezug nicht zu verlieren, während sie von allen Seiten mit Daten konfrontiert werden. Sie bezog sich auf Hannah Arendt, eine jüdische deutsch- US amerikanische Publizistin und große Denkerin der Demokratie. Stämpfli betont, dass das Entscheidende an der menschlichen Urteilskraft sei, dass es einen Fluss zwischen der Imagination und der Wirklichkeit gebe. Außerdem seien Daten niemals neutral, sie seien löchrig, unvollständig. 

„Wir sollten keine Angst, davor haben, dass Maschinen zu Menschen werden. Die Menschen werden zu Maschinen“, so Stämpfli. Regula Stämpfli plädierte zudem dafür, dass es für Codes und Daten Regulierungen geben müsse. Ihr Schlusswort lautete: „Write and argue local, but code global!“

 

Lucia Jauernik

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