Die Hochschüler_innenschaft an der Universität Wien (kurz: ÖH Uni Wien) äußert scharfe Kritik am neoliberalen Kurs in der Hochschulpolitik, der sich zunehmend auf Kosten der Studierenden und des wissenschaftlichen Personals auswirkt. Die kürzlich veröffentlichte Studierenden-Sozialerhebung 2023 bestätigt, dass 69%, somit erstmals mehr als ein Drittel, der Studierenden in Österreich erwerbstätig sind – ein Zeichen der finanziellen Notwendigkeit, die durch steigende Lebenshaltungskosten und unzureichende Studienförderungen verstärkt wird.
„Es ist inakzeptabel, dass immer mehr Studierende gezwungen sind, nahezu Vollzeit zu arbeiten, um sich ihr Studium überhaupt leisten zu können,“
betont Nora Hasan aus dem Vorsitzteam der ÖH Uni Wien. „Statt Bildung als öffentliches Gut zu fördern, wird sie in ein neoliberales Leistungsmodell gepresst, das Studierende als Kennzahl für mehr Budget missbraucht.“
Die aktuelle Bildungspolitik, die auf möglichst viele „prüfungsaktive“ Studierende setzt, signalisiert klar, dass nur mehr auf die Quantität gesetzt wird- nicht um die tatsächliche Qualität oder Nachhaltigkeit des Bildungssystems.
Die ÖH Uni Wien sieht die Wurzeln dieses Problems darin, dass sich das aktuelle universitäre Modell von dem Kerngedanken einer kritischen Bildung für Alle immer weiter abwendet, hin zu einem Modell der Ausbildung, die auf Konkurrenz und Leistungsdruck reduziert wird. Die Erhöhung der prüfungsaktiven Studierenden bringt der Universität zwar zusätzliche Mittel, doch die langfristigen sozialen und psychischen Belastungen für die Studierenden werden dabei ignoriert. „Gerade, dass man davon ausgehen kann, dass 14% der Studierenden von Depressionen betroffen sind, sollte überall große Alarmglocken läuten lassen,”
fügt Alexandra Budanov aus dem Vorsitzteam der ÖH hinzu. „Die psychische Belastung, die einerseits durch den steigenden Leistungsdruck, aber gerade auch durch die sich immer weiter verschlimmernde ökonomische Prekarisierung der Studierenden entsteht, ist ein systematisches Problem, das auf einem solchen Output-orientierten Bildungssystem basiert.“
Die Zahlen der Sozialerhebung zeigen deutlich, dass Erwerbstätigkeit über 9 Wochenstunden bereits den Studienfortschritt negativ beeinflusst. Dennoch sind viele Studierende gezwungen, deutlich mehr zu arbeiten. Diese Entwicklung stellt auch die soziale Gerechtigkeit im Bildungssystem infrage: Die Chancen auf eine erfolgreiche akademische Laufbahn werden zunehmend davon bestimmt, ob Studierende es sich finanziell leisten können, nicht zu arbeiten. „Die Hochschulen müssen Orte sein, an denen Wissen und kritisches Denken im Mittelpunkt stehen – nicht Profitorientierung und die Jagd nach Rankings“
, so Hasan weiter.
Die ÖH Uni Wien fordert daher eine klare Abkehr von diesem marktorientierten Denken und eine umfassende Ausfinanzierung der Universitäten. „Wir erwarten, dass das Rektorat den Leistungsdruck von den Studierenden nimmt und stattdessen gemeinsam mit uns für eine gerechte Finanzierung der universitären Bildung eintritt,“
so Budanov abschließend. Die ÖH Uni Wien appelliert an alle politischen und akademischen Akteure, sich entschieden gegen die fortschreitende Kommerzialisierung der Bildung und für eine sozial gerechte Hochschulbildung einzusetzen.
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