Mit „Angst“ setzt das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, ab 6. November 2024 seine Ausstellungsreihe fort, die einen Bogen von der mittelalterlichen Synagoge bis zum Mahnmal für die Opfer der Schoa am Judenplatz spannt. Die Schau begibt sich auf Spurensuche nach jüdischen Perspektiven auf das universelle Gefühl der Angst und beleuchtet seine Bedeutung für das Individuum und die Gesellschaft. Angst ist allgegenwärtig und zeigt sich in unterschiedlichsten Formen. Was eine Gesellschaft fürchtet, offenbart viel über ihren Zustand und ihre Herausforderungen.
Angst im historischen Wandel
Die Ängste der jüdischen Bevölkerung sind untrennbar mit jenen der jeweiligen Mehrheitsgesellschaft verbunden. Sowohl universelle als auch spezifisch jüdische Ängste werden in der Ausstellung aus einer kulturhistorischen Perspektive beleuchtet – von der Aufklärung bis in die Gegenwart. Der Anfangspunkt ist die religiöse Angst vor Gott und die Furcht vor übernatürlichen Mächten im jüdischen Volksglauben. Mit dem Aufkommen der Aufklärung und der Rationalisierung von Naturphänomenen, die zuvor als göttliche Strafen interpretiert wurden, veränderte sich auch das Verständnis von Angst. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert prägten neue Themen wie „Erziehung durch Angst“, „Albträume“ und die „Angst vor der Angst“ das westliche Denken und beeinflussten auch das Leben des akkulturierten Judentums. Gleichzeitig wuchs eine ganz spezifische Angst in der jüdischen Bevölkerung: der zunehmende Antisemitismus und das Aufkommen des Nationalsozialismus führten schließlich zu den beispiellosen Schrecken des Holocausts.
Angst in der Gegenwart: Alte Muster, neue Bedrohungen
In der jüngeren Geschichte sind viele dieser Ängste erneut präsent: die Furcht vor Pandemien, Terroranschlägen, Krieg und totalitären Regimen. Zugleich bleibt die Angst vor antisemitischen Übergriffen eine bittere Realität. Die Ausstellung nähert sich dem Thema Angst durch eine breite Auswahl an Objekten, die die religiösen, kulturellen, psychologischen und politischen Dimensionen dieses Gefühls eindrücklich veranschaulichen. Warum gerade Jüdinnen und Juden Angst tief in ihrer Geschichte und Gegenwart verankert sehen, wird anhand besonderer Exponate vermittelt. Ein zentrales Element ist dabei Franz Kafkas prägnanter Satz aus dem Jahr 1920: „Du bist Jude und weißt, was Angst ist“. Auch Felix Nussbaums Werk „Angst“ spiegelt die persönliche Verzweiflung des Künstlers angesichts bedrohlicher Ereignisse eindringlich wider. Das Tragen des Davidsterns thematisiert die Ausstellung ebenfalls: Angesichts zunehmender antisemitischer Übergriffe wägen viele Jüdinnen und Juden heute ab, ob sie sichtbare jüdische Symbole in der Öffentlichkeit tragen. Die Bildserie des israelischen Fotografen Ziv Koren, der die Terroranschläge vom 7. Oktober im Kibbuz Nir Oz dokumentierte, zeigt das Grauen eindrucksvoll – ohne die Toten abzubilden.
Mit dieser Ausstellung lädt das Jüdische Museum Wien dazu ein, über das vielschichtige Phänomen der Angst nachzudenken und sich die Relevanz dieses Themas im Kontext jüdischer Geschichte und gegenwärtiger Herausforderungen bewusst zu machen.
Angst
ist vom 6. November 2024 bis 27. April 2025 im Jüdischen Museum Wien, Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, zu sehen. Kuratorin ist Andrea Winklbauer, für die Ausstellungsproduktion verantwortlich ist Cornelia Regehr. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Eigenverlag des Jüdischen Museums Wien. Das Jüdische Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der zweite Standort, Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, freitags 10 bis 14 Uhr geöffnet.
Weitere Informationen unter www.jmw.at oder info@jmw.at.
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