RSV: Mütterliche Antikörper schützen das Neugeborene

Eine RSV*-Erkrankung kann bei Kindern, insbesondere in den ersten beiden Lebensjahren, sehr schwer verlaufen. Daher mussten in Österreich bisher jährlich mehr als 1.000 Kinder wegen einer solchen Infektion im Krankenhaus behandelt werden. Aber nicht nur die Erkrankung selbst kann für die Betroffenen und ihre Eltern traumatisch verlaufen – auch die möglichen Folgen sind nicht zu unterschätzen. Aktuelle Daten zeigen, dass Säuglinge und Kleinkinder, deren kleinste Atemwege während der Erkrankung stark beeinträchtigt waren, später häufiger an Asthma erkranken.  Bis vor einem Jahr stand ausschließlich eine passive Immunisierung für Risikosäuglinge zur Verfügung. Nun kann auch die werdende Mutter den Säugling ab dem ersten Atemzug und während der ersten sechs Lebensmonate schützen, indem sie sich in der Schwangerschaft gegen das Virus impfen lässt. 

Ein kaum vermeidbares Virus

97 % aller Kinder infizieren sich bereits in den ersten beiden Lebensjahren mit RSV. [1] Es ist der häufigste Grund für eine Krankenhausaufnahme bei Kindern in den Wintermonaten.[2]

Laut Schätzungen erkranken in Österreich jährlich 54.600 Kinder an RSV, etwa 1.100 müssen im Spital behandelt werden.[3],[4] Betroffen sind vor allem die Allerjüngsten. Etwa die Hälfte der hospitalisierten Kleinen ist unter 3 Monate alt und ungefähr drei Viertel jünger als ein halbes Jahr.[5]

Schwere Folgen möglich

Nicht immer geht ein solcher Krankenhausaufenthalt gut aus. Laut einer Übersichtsarbeit sterben 1,2 % der aufgrund von RSV hospitalisierten Frühgeborenen, 5,2 % der Kinder mit angeborenem Herzfehler und 4,1 % der Kinder mit bestimmten chronischen Lungenerkrankungen. Zudem stirbt auch eines von 500 hospitalisierten Kindern ohne bekannte Risikofaktoren. [2]

Gefürchtet ist vor allem eine sogenannte Bronchiolitis. Dabei kommt es zu einer Überblähung der kleinsten Atemwege. Mögliche Folgen: Versagen oder Aussetzen der Atmung.[6] Doch auch längerfristige Probleme könnten zurückbleiben. Studien zeigen, dass Babys, die eine RSV-Bronchiolitis erlitten haben, im frühen Kindesalter häufiger an Asthma erkranken.[7]

Indirekter Impfschutz möglich

Seit gut einem Jahr steht für alle Neugeborenen ein indirekter Impfschutz zur Verfügung. Dieser ist indirekt, weil nicht der Säugling selbst, sondern die werdende Mutter geimpft wird. Sie überträgt die schützenden Antikörper nach der Impfung über die Plazenta auf das Ungeborene. „Die Kinder erhalten dadurch einen sogenannten Nestschutz“, erläutert Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Volker Strenger von der Universität für Kinder- und Jugendheilkunde an der Medizinischen Univsersität Graz. „Durch die Impfung der Mutter reduziert sich das Krankheitsrisiko der Säuglinge ab dem ersten Atemzug bis zum Alter von sechs Monaten deutlich, ganz besonders stark während der ersten drei Lebensmonate.“ 

Vielen Säuglingen und damit auch ihren Familien könnten durch diese Maßnahme ein äußerst belastender Krankenhausaufenthalt und mögliche langfristige Folgen erspart bleiben. 

Im letzten Schwangerschaftsdrittel impfen

Mütter, die ihre Neugeborenen auf diese Art und Weise schützen möchten, können sich auf Wunsch gemäß Österreichischem Impfplan impfen lassen, wenn der errechnete Geburtstermin zwischen September und März liegt. Die Impfung sollte dann vier bis sechs Wochen vor dem Geburtstermin erfolgen. [2]Wir Ärzt:innen beraten gerne“, betont Univ.-Prof. Dr. Herbert Kiss, MBA von der Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin an der MedUni Wien. „Die Impfung selbst kann sowohl bei dem/der behandelnden Frauenärzt:in oder der/dem Hausärzt:in durchgeführt werden.“ 

Zusätzlich wurde eine langwirksame passive Immunisierung für Säuglinge und Kleinkinder bereits zugelassen, steht aber aktuell noch nicht zur Verfügung.

Entlastung für das Gesundheitssystem

Strenger führt aber neben dem Schutz des Säuglings noch einen anderen wichtigen Aspekt ins Treffen. „Jedes Jahr im Winter erleben wir, wie mehrere Krankheitswellen zusammenkommen: Influenza, RSV und seit einigen Jahren auch COVID-19. Für die Spitäler, das Behandlungsteam und für das Gesundheitssystem selbst kann das in manchen Phasen eine Herausforderung werden.“ Je mehr Menschen geimpft seien – in diesem Fall auch indirekt – desto besser sei es für alle Beteiligten.

Die aktuelle Kampagne „Mama impfen, Baby schützen“ zielt darauf ab, werdende Mütter über die Bedeutung der eigenen RSV-Impfung für den Schutz ihrer Neugeborenen aufzuklären. Weitere Informationen finden sich auf der Website www.baby-rsv-schutz.at, die wertvolle Tipps und Unterstützung bietet, um Säuglinge vor RSV zu schützen.

Der entsprechende Impfstoff ist im Zuge der österreichweiten RSV-Impfaktion noch bis 31. März 2025 zu einem vergünstigten Preis erhältlich. 

 


[1] Baraldi E et al. RSV disease in infants and young children: Can we see a brighter future? Hum Vaccin Immunother. 2022 Nov 30;18(4):2079322.

[2] BMSGPK, Impfplan Österreich 2024/2025, Version 1.0 vom 01.10.2024.

[3] Berechnung von Doz.in Redlberger-Fritz basierend auf Shi T,et al. Global, regional, and national disease burden estimates of acute lower respiratory infections due to respiratory syncytial virus in young children in 2015: a systematic review and modelling study. The Lancet. 2017 September;390(10098):946-58.

[4] Berechnung von Doz.in Redlberger-Fritz basierend auf  Nair H, et al. Global burden of acute lower respiratory infections due to respiratory syncytial virus in young children: a systematic review and meta-analysis. Lancet. 2010 Mai;375(9725):1545-55.

[5] Resch B et al., Epidemiology of Respiratory Syncytial Virus-related Hospitalizations and the Influence of Viral Coinfections in Southern Austria in a 7-year Period. The Pediatric Infectious Disease Journal 2020; 39 (1): 12-6.

[6] Piedimonte G, Perez MK, Respiratory Syncytial Virus Infection and Bronchiolitis. Pediatr Rev 2014; 35 (12): 519-30.

[7] James KM et al., Risk of childhood asthma following infant bronchiolitis during the respiratory syncytial

virus season. J Allergy Clin Immunol 2013; 132(1): 227-9.

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