KV-Verhandlungen Handel: Forderung nach Erhöhung um +4,8% unfinanzierbar. Arbeitsplatzsicherung muss oberste Priorität haben.

Die heute beim Start der KV-Verhandlungen im Handel von Arbeitnehmerseite präsentierten Forderungen für die 560.000 Handelsangestellten und Handelsarbeiter:innen sorgen beim Handelsverband und seinen Mitgliedern für Fassungslosigkeit. Im zweiten Jahr einer gesamtwirtschaftlichen Rezession und im dritten Jahr in Folge mit rückläufigen Realumsätzen im Handel wäre eine KV-Erhöhung um 4,8 Prozent schlicht unfinanzierbar.

Handel verzeichnet 4 Insolvenzen – pro Werktag

„In Österreich gibt es heuer mehr Insolvenzen als je zuvor. Keine Branche ist stärker betroffen als der Handel, wir verzeichnen im Schnitt vier Pleiten pro Werktag. Daher ist die heute von Arbeitnehmerseite geforderte KV-Erhöhung um 4,8 Prozent für uns undenkbar. Das würde viele heimische Handelsbetriebe wirtschaftlich ruinieren und eine nachhaltige Arbeitsplatzsicherung verunmöglichen“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer ersten Reaktion.

Der Handel zählt zu den wichtigsten Säulen der österreichischen Volkswirtschaft, er ist Jobmotor und größer privater Arbeitgeber des Landes. 2024 stehen laut Insolvenzstatistik des AKV allerdings bereits 757 Insolvenzen im Handel zu Buche, das sind mit Abstand die meisten Pleiten aller Branchen. Bei den Gewinnmargen zählt die Branche hierzulande traditionell zu den Schlusslichtern.

Nur 30% der Händler erwirtschaften heuer einen Gewinn

Hinzu kommt, dass nur ein Drittel der Händler angibt, im Gesamtjahr einen Gewinn zu erwirtschaften. Auch die Umsatzentwicklung gibt aktuell wenig Anlass für Optimismus. 2022 verzeichnete der Einzelhandel einen preisbereinigten Umsatzrückgang von -0,8%, 2023 lag das reale Minus sogar bei -3,5%. Heuer wird die Nachfrage im heimischen Einzelhandel erneut signifikant sinken, gleichzeitig steigt der Auslandsabfluss im Onlinehandel massiv.

Studie belegt hohe Mitarbeiterzufriedenheit im Handel

Trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen zählt der österreichische Handel zu den attraktivsten und zukunftssichersten Arbeitgebern des Landes mit fairen Arbeitsbedingungen und flexiblen, familienfreundlichen Arbeitszeiten. 85% der Beschäftigten bewerten ihren Job als attraktiv, 77% würden ihre Stelle im Handel weiterempfehlen und 79% sind mit ihren Arbeitszeiten zufrieden.

Apropos Attraktivität: Im Rahmen der letzten KV-Verhandlungen 2023 wurden die Löhne im Handel bekanntlich um 8,4% erhöht. Das Vollzeit-Mindestgehalt beträgt demnach 2.124 Euro und macht die Attraktivität der Branche auch in Zahlen deutlich. Zum Mindestlohn kommen vielfach Überzahlungen, Zuschläge und variable Prämien hinzu, auch die Aufstiegsmöglichkeiten in der Branche sind groß.

Fokus auf Arbeitsplatzsicherung

„Es braucht einen Realitäts-Check! Auf der Umsatzseite steuern wir heuer auf das dritte Jahr in Folge mit rückläufigen realen Verkaufszahlen zu. Höhere Einkommen werden gespart, nicht im Handel ausgegeben. Daher appellieren wir im Namen der Händler an die Gewerkschaft GPA, ihre Verantwortung bei der nachhaltigen Arbeitsplatzsicherung wahrzunehmen, damit die Arbeitskräfte auch über den Jahreswechsel hinaus in dauerhafter Anstellung bleiben können“, so Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbandes.

„Ein KV-Abschluss über der rollierenden Inflation ist unfinanzierbar, das würde heftige wirtschaftliche Kollateralschäden auslösen. Bereits jetzt stehen 18 Prozent aller Gemeinden in Österreich ohne eigenen Nahversorger da. Der Kuchen ist in den letzten drei Jahren leider immer kleiner geworden, da können die Stücke jetzt nicht größer werden“, bestätigt Rainer Will, der Sprecher des österreichischen Handels.

Faires Angebot der Arbeitgeberseite: +2,8 Prozent

Positiv und fair bewertet der Handelsverband das heutige Angebot der Arbeitgeberseite, welches eine KV-Erhöhung von +2,8 Prozent vorsieht. Dies entspricht einem Plus von 1 Prozent auf die tatsächliche aktuelle Inflation vom September 2024 (1,8%) und würde damit eine deutliche Steigerung der Kaufkraft bedeuten.

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