Pflegekräfte-Sicherung: Lösungen aus der Praxis

Im aktuellen Wiener „Monat der Senior:innen“ fragen sich viele Menschen, wie in Zukunft Pflege möglich sein wird. Bis 2030 fehlen in Österreich rund 75.700 Arbeitskräfte im Pflegebereich, ermittelte das Forschungs- und Planungsinstitut Gesundheit Österreich GmbH bereits im Jahr 2019 (https://goeg.at/PPQ). Rechnet man die 2024 von der Statistik Austria erhobenen Absolvent:innen-Zahlen hoch, lässt sich abschätzen, dass Österreich für die verbleibende Zeit bis 2030 aus eigener Kraft lediglich rund 40.000 Pflegekräfte bereitstellen wird.

Was können Pflege-Trägerorganisationen zur Verbesserung der Situation tun? „Als kleinerer Träger mit vier Pflegewohnhäusern in Österreich sind uns flexible und agile neue Lösungswege möglich“, erklärt Monika Schüssler, Geschäftsführerin der gemeinnützigen ÖJAB (Österreichische Jungarbeiterbewegung). „Unsere Pflegekräfte-Sicherung steht auf vier Säulen: Zuzug aus dem Ausland, selbst ausbilden, gesundes Führen und europäischer Knowhow-Austausch.“ 

Pflegekräfte aus Kolumbien

Seit Juli 2024 nimmt die ÖJAB Pflegerinnen und Pfleger aus Kolumbien in Österreich auf. Bis Sommer 2027 werden schrittweise rund 60 diplomierte Pflegekräfte kommen. Sie wollen selbst ihren Lebensmittelpunkt nach Österreich verlagern und lernen vorbereitend in Bogotá in etablierten Sprachschulen rund zwei Jahre lang Deutsch. Nach ihrer Ankunft in Österreich werden sie von Kolleginnen und Kollegen in ihrem neuen beruflichen Umfeld ebenso wie im privaten Alltag unterstützt. Sie arbeiten mit der Rot-Weiß-Rot-Karte in den stationären und mobilen Pflegeeinrichtungen der ÖJAB zunächst als Pflegeassistentinnen und -assistenten und nach erfolgter österreichischer Nostrifizierung als diplomierte Kräfte. In der Abwicklung kooperiert die ÖJAB mit der Talent & Care Fachkräfte-Recruitment GmbH. „Die acht inzwischen eingetroffenen Kolleginnen und Kollegen aus Kolumbien haben sich sehr gut in der neuen Heimat Österreich eingelebt und sind äußerst herzlich in unseren Teams aufgenommen worden. Wir stehen erst am Beginn dieses Projektes und freuen uns auf die gemeinsame Arbeit in den nächsten Jahren und die noch kommenden Kolleginnen und Kollegen“, so Monika Schüssler. 

Pflegeschule in Wien

In Österreich bildet die ÖJAB auch selbst aus. Dazu gründete sie bereits 2020, während der Pandemie, eine eigene Pflegeschule in der Storchengasse 1, 1150 Wien. Pro Jahr absolvieren 32 Personen den einjährigen Lehrgang zur Pflegeassistenz (mehr dazu im neuen ÖJAB-Podcast #20, www.oejab.at/podcast). Die Abschlussfeier des aktuellen Jahrgangs wird am 31. 10. 2024 stattfinden. Zusätzlich werden Pflegekräfte mit nicht-deutscher Muttersprache im Kurs „Fachsprache Deutsch in der Pflege“ des Berufspädagogischen Instituts der ÖJAB sprachlich unterstützt.

Gesundes Führen 

Als weiteren Grund, warum die ÖJAB weniger Personalengpässe als andere Trägerorganisationen hat, nennt Monika Schüssler eine besondere Achtsamkeit auf die Arbeitssituation: „Wir verstehen uns als #UnternehmenmitHerz. Das heißt, Werte werden vorgelebt, gegenseitige Unterstützung, Sinn und Selbstwirksamkeit werden erlebt. Wir gehen auf persönliche und familiäre Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein und gestalten Dienstpläne flexibel. Unsere Führungskräfte unterstützen wir in gesunder Selbstführung und Teamführung. Dieses Wohlfühlen überträgt sich auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Pflege ist schließlich so viel mehr als die Anwendung medizinischer Fachkenntnisse! Es geht um einen starken Zusammenhalt und um mitmenschliche Wärme. Pflegen heißt, anderen Menschen ein wertvolles Leben, Lachen und ein Stück Glück zu schenken.“ (Mehr dazu im Web: https://www.oejab.at/benefits)

Europäische Vernetzung

Wie man bestmöglich pflegt, lässt sich nicht zuletzt durch internationalen Erfahrungsaustausch lernen. In drei EU-kofinanzierten Projekten arbeitet die ÖJAB derzeit mit europäischen Partnerorganisationen an Expertisen und neuen Schulungsmaterialien im Pflegebereich: Staatliche Vorgaben für Pflegeberufe werden innerhalb der EU vergleichend evaluiert (Projekt „Eldicare 2.0 – Ausbau der Altenpflege“). Pflegende Menschen werden im Umgang mit digitalen Technologien unterstützt und für Datenschutz und Datenethik sensibilisiert (Projekt „DiMi Care – Digitales Mindset für Pflegekräfte“). Kreativitätsförderung und partizipative Kunstprogramme werden methodisch in die Pflege integriert (Projekt „Creative Care“).

Die ÖJAB – Österreichische Jungarbeiterbewegung (www.oejab.at) ist eine unabhängige, seit 1946 bestehende NGO. Sie betreibt 23 Studierendenwohnheime und arbeitet in den Bereichen stationäre und mobile Pflege, berufspädagogische Bildungs- und Integrationsarbeit sowie Entwicklungszusammenarbeit. 

Pressefotos-Download in Druckqualität und ÖJAB-Video „Pflegekräfte aus Kolumbien“: 
https://oejab.at/ueber-die-oejab/presse-medien 

Weiteres Videomaterial: www.oejab.at/gemeinsamzukunftpflegen

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