HPV-Impfung auf niederschwelligem Niveau kommt an

HPV* geht alle an: Mädchen wie Buben, Erwachsene jeden Geschlechts. Aus einer akuten Infektion kann eine chronische werden, aus der sogar Krebs entstehen kann. Mit potenziell tödlichen Folgen. Glücklicherweise existiert seit Jahren eine Impfung dagegen. Ihr größtes Potenzial entfaltet sie, wenn sie noch vor dem ersten Kontakt mit dem Erreger verabreicht wird – also ab 9 Jahren. In Österreich ist sie kostenfrei erhältlich und sogar Teil des Schulimpfprogrammes. Dennoch sind die Durchimpfungsraten bis heute nicht einmal in der Nähe der international empfohlenen Werte. Um die Schutzquote zu erhöhen, hat das Land Oberösterreich nun die Möglichkeit eingeführt, die HPV Impfung nicht nur im Rahmen der Schulimpfungen, sondern auch im niedergelassenen Bereich bei Kinderfachärzt:innen, Hausärzt:innen sowie allen teilnehmenden Fachärzt:innen (z. B. Gynäkolog:innen, Urolog:innen) durchführen zu lassen. Eine Variante, die sehr gut ankommt. 

Fast jede:r infiziert sich irgendwann [1]

HPV-Infektionen sind sehr häufig. Mehr als vier Fünftel aller Frauen und Männer infizieren sich im Laufe ihres Lebens damit. Auch wenn die meisten Infektionen innerhalb von 1-2 Jahren spontan abheilen, können die HPV-Viren in manchen Fällen eine chronische Infektion hervorrufen. Onkogene – also krebserregende – Subtypen können in diesem Fall zu krankhaften Gewebsneubildungen führen und damit Krebs verursachen. 

Neben Frauen auch immer mehr Männer betroffen [1]

Allein in Österreich werden jährlich etwa 400 neue Gebärmutterhalskrebs-Karzinome bei Frauen diagnostiziert. Aber auch Männer können an HPV-ausgelösten Krebsformen erkranken, zum Beispiel am Penis, am After oder im Mundraum. Und sie „holen auf“: In den USA ist die Anzahl der Neuerkrankungen bei Karzinomen der Mundhöhle und des Rachens verursacht durch HPV 16 und 18 bereits höher als jene der Gebärmutterhalserkrankungen. Auch bei uns nimmt diese Tumorform – vor allem bei Männern – massiv zu. 

Im Unterschied zu vielen anderen Krebsarten könnte man das Risiko für diese durch HPV verursachten Karzinome durch die Impfung sehr stark reduzieren. Weshalb der EU-Rat nun auch – genau wie für die Impfung gegen das Hepatitis-B-Virus** – eine Empfehlung ausgesprochen hat, in der die Mitgliedsstaaten aufgefordert wurden, die Impfquoten zu erhöhen. [2]

Impfung vor der Pubertät schützt am besten

Die HPV-Impfung wurde in Österreich bereits 2014 ins kostenfreie Kinderimpfprogramm aufgenommen. 

Der Impfschutz gegen die wichtigsten krebserregenden Subtypen und gegen jene, die die höchst unangenehmen Genitalwarzen hervorrufen, ist sehr hoch. Sinnvoll ist es, bereits vor dem ersten Kontakt mit den Papillomaviren zu impfen. Dann ist das Schutzpotenzial am höchsten. Für das Individuum und auch für die Gemeinschaft, da die Immunisierung dabei hilft, Infektionsketten zu unterbrechen. [1] 

Für die Kinderärztin und Leiterin des Impfreferats der Ärztekammer Oberösterreich, Dr. Ulrike Waltl, ist dies auch ein Argument für jene Eltern, die noch zögern, Buben gegen HPV impfen zu lassen: „Geimpfte Buben schützen auf diese Weise nicht nur sich selbst, sondern auch ihre zukünftigen Partner:innen – somit vielleicht auch einmal die Mutter eines zukünftigen Enkelkindes.

Sachliche Aufklärung wichtig

Sachliche Aufklärung der Eltern und der Kinder rund um die Impfung ist wichtig. Im Rahmen der Schulimpfungen ist sie oft nicht so gut möglich, wie es notwendig wäre“, ergänzt sie. Oft wäre Eltern auch nicht klar, warum man bereits zwischen 9 und 12 Jahren gegen HPV impfen soll. Kinderärzt:innen sowie Hausärzt:innen könnten hier gut unterstützen. 

Daher begrüßt Waltl die oberösterreichische Regelung sehr. Jene Kinder, die in der Schule keine Immunisierung erhalten haben, können auf den Bezirkshauptmannschaften und im niedergelassenen Bereich nachgeimpft werden. Dadurch könnten die niedrigen Durchimpfungsraten von knapp über 50 % verbessert werden.

Niederschwelligkeit erhöhen, Aufwand reduzieren

Die Möglichkeit, das eigene Kind bei der Kinderarzt oder der Kinderärztin des Vertrauens impfen zu lassen, sei für viele Eltern eine Erleichterung, so Waltl. Das Gutscheinsystem, das es in ähnlicher Form auch in der Steiermark gibt, unterstützt dabei. 

Ich kontrolliere bei jedem Besuch eines Kindes in meiner Ordination den Impfpass. Fehlt etwas, wie etwa die HPV-Impfung, mache ich die Eltern darauf aufmerksam und kläre sie über Nutzen und Risiken der Impfung auf.“ Ebenso ist es wichtig, die Kinder und Jugendlichen ins Boot zu holen und ihnen in einfachen Worten zu erklären, warum die HPV Impfung sinnvoll ist.

Nun könne sie, wenn gewünscht, die Impfung auch gleich verabreichen. Das erspare Eltern und Kindern lange Wege. „Die Vielfalt der Impf-Möglichkeiten kommt sehr gut an“, betont die Impfreferentin. „Auf diese Art und Weise sind schon viele Kinder geimpft worden, die sonst wahrscheinlich ungeschützt geblieben wären.“ Sie hofft, dass dieses duale System flächendeckend Schule macht und der niederschwellige Zugang zur HPV-Impfung für Kinder ab 9 Jahren bei den niedergelassen Kinder- und Hausärzt:innen bundesweit etabliert wird. 

Aber auch für jene, die das Kindesalter längst hinter sich gelassen haben, gibt es bis zum 30. Lebensjahr nun die Möglichkeit, sich kostenfrei nachimpfen zu lassen. Eine Möglichkeit, die es zu nutzen gilt! 

 

Servicehinweis

Auf der Seite der Österreichischen Krebshilfe gibt es eine kostenlose Broschüre über HPV zum Downloaden. https://www.krebshilfe.net/services/broschueren

 

*HPV: Humane Papillomaviren

** HBV: Hepatitis-B-Virus

Impfempfehlungen sind im Österreichischen Impfplan nachzulesen, Impfberatung bieten Ärzt:innen und Apotheker:innen im österreichischen Gesundheitswesen.


[1] BMSGPK, Impfplan Österreich 2023/2024, Version 2.0 vom 14.05.2024.

[2] https://www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2024/06/21/council-adopts-recommendation-to-help-combat-vaccine-preventable-cancers/, zuletzt abgerufen am 27.8.2024

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