„Im Schatten von Glanz und Gloria: Soziale Sicherheit für freischaffende Künstler:innen jetzt!“

Die gewerkschaftliche Initiative vidaflex, der Kulturrat Österreich, die IG Freie Musikschaffende, die IG Bildende Kunst und die Initiative Tanz und Bewegungskunst Österreich haben am Donnerstag, 26.09.2024 mit einer Kundgebung unter dem Titel „Im Schatten von Glanz und Gloria“ auf die prekäre Situation von freischaffenden Künstler:innen aufmerksam gemacht. Tänzer:innen, Performer:innen und Musiker:innen haben unter den Augen dutzender Schaulustiger und des Publikums der Premiere von Giuseppe Verdis „Don Carlo“ in der Wiener Staatsoper in einer interaktiven Performance auf die Schwierigkeiten hingewiesen, mit denen freischaffende Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen in Österreich konfrontiert sind.

 

Arbeitsrealität in Kultur und Kultur: durchgehende Beschäftigungsverhältnisse sind die Ausnahme

Laut einer von vidaflex 2021 beauftragten Studie zur Arbeitssituation in der freien Tanzszene sind nur 9 % der im Tanzbereich tätigen Menschen in Vollzeit angestellt. Der Rest arbeitet (solo-)selbständig, in Teilzeit, geringfügig angestellt oder in wechselnden Kurzanstellungen, davon mehr als die Hälfte in mehreren verschiedenen Arbeitsverhältnissen gleichzeitig. Ähnliche Ergebnisse bringen auch aktuelle Erfahrungsberichte aus sämtlichen Interessengemeinschaften aus Kunst und Kultur.

Da die geltenden Gesetze und Versicherungsmodelle nach wie vor nicht auf die besonderen Arbeitsbedingungen von Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen abgestimmt sind, ist eine durchgehende soziale Absicherung im Kunst- und Kulturbereich kaum existent. Das macht diese Personen zu einer sozialrechtlich höchst vulnerablen Gruppe, für die jede Krankheit und jeder Unfall zur Zitterpartie wird.  „Der Umstand, dass freischaffende Künstler:innen im sogenannten Kulturland Österreich in den Sozialversicherungsgesetzen weder mitgedacht noch abgesichert sind, ist ein Armutszeugnis“, stellt Nadja Puttner, vidaflex-Sprecherin für Kunst- und Kultur, fest. 

 

Fairness und soziale Sicherheit: im Kulturbereich ein Privileg?

 

vidaflex hat die Staatsoper als Schauplatz für die Kundgebung ausgewählt, da diese – insbesondere im Glanz der hochkarätig besetzten Premiere –  den widersprüchlichen und nicht immer fairen Umgang mit Künstler:innen in Österreich bildlich veranschaulicht: „Wir sehen auf der einen Seite hochsubventionierte Kulturinstitutionen mit teuren Ticketpreisen und weit über dem Durchschnitt liegenden Gagen für einzelne Stars. Auf der anderen Seite die freie Szene mit ihren meist nur projektweise beschäftigten, oft unterbezahlten Künstler:innen, die übrigens auch an den großen Häusern gerne als billige Kräfte kurzfristig engagiert werden. Leider oft unter Bedingungen, die ganz und gar nicht fair sind“, kritisiert Nadja Puttner. „Aber: So wie Don Carlo heute auf der Bühne für die Freiheit der Flamen kämpft, kämpfen wir gemeinsam mit den freischaffenden Künstler:innen für faire Arbeitsbedingungen und eine angemessene soziale Absicherung!“

Bereits im Juni haben sich Interessengemeinschaften aus Kunst und Kultur und vidaflex in einem offenen Brief an die Bundesregierung gewandt und auf die prekäre Situation hingewiesen. Gehör gefunden haben die Forderungen jedoch nicht, denn eine geplante Behandlung der Forderungen im Sozialausschuss wurde ohne einen Ersatztermin gestrichen. „Wir fordern von den künftigen politischen Entscheidungsträger:innen, dass sie sich endlich der Situation von Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen annehmen. Denn im Gegensatz zu den Künstler:innen in und vor der Oper bietet die Politik in dieser Hinsicht ein unwürdiges Schauspiel“, schließt Nadja Puttner.

 

Bilder von der Performance finden Sie unter https://we.tl/t-cuhx26T8Hr

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