Der Krieg in der Ukraine hat gravierende psychische Auswirkungen auf die Bevölkerung, insbesondere auf Kinder und Erwachsene in den stark betroffenen Regionen im Osten und Südosten. Die österreichische Nachbar in Not Organisation Hilfswerk International bietet in Kinderräumen dringend benötigte psychologische Hilfe und unterstützt auch Erwachsene mit professioneller Betreuung. Der Nothilfekoordinator Heinz Wegerer ist in der Ukraine und steht am 11., 12. und 13. September für Interviews zur Verfügung, um über die Situation und die Hilfsmaßnahmen zu berichten.
Eine aktuelle Studie des in Kiew ansässigen Forschungsinstitutes Gradus zeigt, dass immer mehr Menschen in der Ukraine psychologische Unterstützung benötigen. Das deckt sich mit den aktuellen Beobachtungen von Hilfswerk International Nothilfekoordinator Heinz Wegerer. Seit zwei Wochen ist er in der Ukraine und besucht die Hilfswerk International Projekte an der Frontlinie. Seit 14 Tagen und 14 Nächten erlebt er beinahe dauerhaften, dröhnenden Luftalarm, massiven Beschuss und muss regelmäßig Schutzkeller aufsuchen.
„Die Daueranspannung hinterlässt selbst bei mir Spuren. Unvorstellbar, was das mit mehr als 35 Millionen Menschen, deren Alltag seit mehr als 2,5 Jahren daraus besteht, macht
“, so Wegerer.
Alltag an der Frontlinie
Die Menschen in den Hilfswerk International Projektregionen im Osten und Südosten der Ukraine, in Nikopol und Kharkiv, erzählen Wegerer von ihren vielfältigen Problemen. Diese reichen von der Trauer um Angehörige und Freunde über die ständige Angst um Leib und Leben, die geschlossenen Schulklassen, den fehlenden Sozialkontakt, die Perspektivlosigkeit bis hin zu ökonomischen Herausforderungen.
All das führt zu unbeschreiblichen Schwierigkeiten. Ausreichende Angebote an psychologischer Hilfe fehlen jedoch. Insbesondere entlang der Frontlinie gibt es viel zu wenig niederschwellige Angebote, die die Bevölkerung in Anspruch nehmen kann.
„Ich spreche täglich mit Kindern, die Elternteile verloren haben. Die ihre Freunde vermissen. Die Tag und Nacht große Angst haben. Unsere Hilfswerk International Kinderräume bieten diesen Kindern Hilfe und Schutz, um zumindest für ein paar Stunden durchatmen zu können, mit jemandem sprechen und sich ablenken zu können
“, erzählt Wegerer.
Hilfswerk International Kinderräume
Das Hilfswerk International bietet in Kinderräumen in Nikopol und Kharkiv dringend benötigte psychologische Unterstützung. Die Aktivitäten reichen von Kunst- und Theaterangeboten, Bastelstunden, Yoga und Gesangsaktivitäten bis hin zu psychologischer Beratung und Unterstützung. Die Kinder schätzen den Austausch mit Gleichaltrigen. Es hilft ihnen, den Krieg für ein paar Stunden zu vergessen. Wegerer erklärt:
„Die Kinder in der Ukraine brauchen Hilfe von Expertinnen und Experten. Unsere Kinderräume in Nikopol und Kharkiv bieten genau das: professionelle Psychologinnen und Pädagoginnen nehmen sich hier um die Sorgen und Ängste der Kinder an.
“
Auch Erwachsene erhalten hier Unterstützung. Während die Kinder malen und spielen, können Erwachsene professionelle, psychologische Hilfe in Anspruch nehmen oder sich in gemeinsamen Gesprächen gegenseitig Halt geben.
Gespräch mit Danylo*
Danylo ist 8 Jahre alt und lebt in Kharkiv. Vor dem Krieg war Fußball sein größtes Hobby. Jeden Tag traf er sich draußen mit Freunden, um Fußball zu spielen. Eines Tages schlug eine Rakete direkt in seinem Kinderzimmer ein.
„Ich war gerade bei meiner Oma zu Besuch, darum ist mir nichts passiert. Seitdem mag mein Papa aber nicht mehr, dass ich Fußball spielen gehe. Er sagt, es ist zu gefährlich. Ich verstehe es, denn die Raketen sind wirklich sehr laut und wenn ich daran denke, bekomme ich weiche Knie und ein bisschen Angst. Ich gehe jetzt zum Spielen zu dem Kinderraum. Da sehe ich zumindest meine Freunde. Hier können wir gemeinsam spielen, bis der Krieg vorbei ist
.“
Die Geschichte von Danylo ist nur eine von vielen, die Heinz Wegerer bei seiner Projektreise hört.
„Kinder haben einen oder beide Elternteile verloren. Diese Trauer zusätzlich zu geschlossenen Schulen, zerbombten Kinderzimmern und einem dauerhaften Angstzustand führt zu massiven psychologischen Herausforderungen. Jeder Mensch reagiert anders. In unseren Kinderräumen hören wir von Kindern, die aufhören zu sprechen, mit 12 Jahren wieder Bettnässen, sich isolieren oder zu stottern beginnen.
“
* Name wurde geändert
Interview Einladung
Heinz Wegerer steht Journalistinnen und Journalisten am 11., 12. oder 13. September gerne für Interviews aus der Ukraine zur Verfügung. Für die Koordinierung wenden Sie sich bitte an
Bianca Weissel | bianca.weissel@hilfswerk-international.at | 0676/878760110
Hilfswerk International in der Ukraine
Derzeit ist der Schwerpunkt von Hilfswerk International die psychologische Hilfe für Kinder und Erwachsene im Krieg. Aber auch darüber hinaus konnte die Organisation Menschen in der Ukraine, unter anderem mit der Hilfe von Nachbar in Not, auf unterschiedlichen Ebenen helfen:
- Seit Februar 2022 konnten 40.000 geflüchtete Frauen und Kinder in westlichen Teilen der Ukraine untergebracht und mit Lebensmitteln, warmen Mahlzeiten und Winterpaketen versorgt werden.
- 50.000 kranke und verletzte Kinder im Kinderkrankenhaus Iwano-Frankiwsk konnten mit dringend benötigten Medikamenten und medizinischen Geräten behandelt werden.
- 100 Waisenkinder erhielten Nahrung, Medikamente und Kleidung in den ersten Monaten des Krieges.
- Entlang der Frontlinie erhielten 70.000 Zivilistinnen und Zivilisten Nothilfepakete mit Lebensmitteln, Hygieneprodukten und wintergerechter Ausstattung.
- Mehr als 70 Stromgeneratoren, die vom Hilfswerk International im gesamten Land bereitgestellt wurden, sorgen heute für eine aufrechte Strom- und Wasserversorgung für mehr als 400.000 Menschen.
- Als im Sommer 2023 der Kachowka-Staudamm brach und die Bevölkerung plötzlich kein Trinkwasser mehr hatte, konnte das Hilfswerk International mehr als 20 Millionen Liter Trinkwasser zur Verfügung stellen und damit über 100.000 Menschen erreichen.
- In drei Hilfswerk International „Help Points“, die als Orte der Begegnung dienen, erhalten Ukrainerinnen und Ukrainer unterschiedliche Beratungen, Nothilfepakete, Freizeitangebote und psychologische Betreuung.
- 50.000 Ukrainerinnen und Ukrainer erhalten in den Help Points und den Kinderräumen schnelle, unbürokratische und wirksame, psychologische Hilfe.
Das Hilfswerk International bittet weiterhin um Spenden für seine Ukraine-Nothilfe:
Hilfswerk International
AT71 6000 0000 9000 1002
„Nothilfe Ukraine“
Über das Hilfswerk International
Das Hilfswerk International ist eine österreichische und weltweit tätige Hilfsorganisation mit Hauptsitz in Wien. Sie wurde im Jahr 1978 mit dem Ziel gegründet, Nothilfeprojekte und nachhaltige Entwicklungsprojekte in Afrika, Zentralasien, Osteuropa, Lateinamerika, dem Nahen Osten, Süd- und Südostasien und Südosteuropa durchzuführen. Mit insgesamt mehr als 124 Mitarbeiter*innen in 18 Ländern werden in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Teams sowie lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen Projekte in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Soziales und Landwirtschaft initiiert. Im Fokus steht die strukturelle Armutsbekämpfung durch die Förderung von wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung. Dabei liegt der Schwerpunkt der Arbeit des Hilfswerk International auf der Unterstützung der am stärksten von Armut und Ausgrenzung gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie Frauen, Kinder, ältere Personen und ethnische Minderheiten.
Die gemeinnützige, überparteiliche und überkonfessionelle Organisation agiert selbstständig unter dem Dach der österreichischen Hilfswerk-Familie. Finanziert werden die Projekte durch nationale und internationale Projektfonds für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe sowie über private Spenden, Corporate-Social-Responsibility-Partnerschaften und Sponsoring. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.hilfswerk.at/international/
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