- Metalltechnische Industrie im ersten Halbjahr 2024 mit Produktionsrückgang von 10 % (preisbereinigt)
- Bereits 2023 Rückgang um 8 %, Rezession setzt sich fort
- Jedes zweite Unternehmen erwartet ein negatives Ergebnis (EBIT)
- Lohnkosten explodieren und belasten Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen
- Nationalratswahl: Neue Bundesregierung muss dringend Handlungsfähigkeit für den Wirtschaftsstandort beweisen
Die Metalltechnische Industrie (MTI) verzeichnet für das erste Halbjahr 2024 einen Rückgang des Produktionswertes um 10 % (preisbereinigt, hochgerechnet; nominell 8,6 %). Der erwirtschaftete Produktionswert betrug 22,8 Mrd. Euro. Die Auftragseingänge gingen im ersten Halbjahr preisbereinigt um 4,1 % zurück, die Beschäftigung (inklusive Leiharbeiter:innen) sank um rund 4.000 Stellen. Für das zweite Halbjahr ist keine Entspannung in Sicht, die Unternehmen der Branche rechnen laut einer aktuellen Umfrage des Fachverbands Metalltechnische Industrie für das Gesamtjahr mit einem Produktionsrückgang von durchschnittlich 9 %. Nachdem die Branche bereits im vergangenen Jahr einen Produktionsrückgang von 8 % erlitten hat, befindet sie sich damit im zweiten Jahr in Folge in einer Rezession.
Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: „Leider haben sich unsere Befürchtungen der letzten Monate bewahrheitet: Die Rezession in unserer Branche hat sich verfestigt. Das ist eine dramatische Entwicklung, die für viele Unternehmen sehr negative Folgen hat. Fast jedes zweite Unternehmen erwartet in diesem Jahr ein negatives Ergebnis. Auch die Aussichten sind nicht rosig: Acht von zehn Unternehmen der Branche glauben nicht an eine Verbesserung der Nachfragesituation bis zum Jahresende.“
Die aktuelle Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des Fachverbands Metalltechnische Industrie zeigt, dass sich die Margenentwicklung strukturell verschlechtert. Rund 50 % der befragten Unternehmen erwarten in diesem Jahr ein negatives Betriebsergebnis (EBIT). Der konjunkturbedingte Auftragsrückgang wird durch die negative Entwicklung der Lohnstückkosten verstärkt und drückt auf die Margen. Grund dafür sind die explodierenden Lohnkosten in der österreichischen Industrie. Die Tariflöhne in Österreich sind aufgrund der hohen Lohnabschlüsse im Vergleich zu den Konkurrenz- und Exportländern stark gestiegen. Die Arbeitskosten pro Stunde liegen in Österreich um 22 % über dem Durchschnitt der Eurozone. Für die Metalltechnische Industrie, die 80 % ihrer Produkte exportiert, bedeutet dies einen dramatischen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit mit negativen Auswirkungen auf den Standort. Im Durchschnitt hat heuer bereits jeder zweite MTI-Betrieb Arbeitsplätze abgebaut, mehr als 5.000 Stellen wurden statt in Österreich im Ausland geschaffen.
Standortpolitik für neue Bundesregierung Priorität Nummer 1
Für die Metalltechnische Industrie bedeutet diese Entwicklung vor allem einen Auftrag an die sich nach der Nationalratswahl neu zu bildende Bundesregierung.
Christian Knill: „Standortpolitik muss für die neue Bundesregierung Priorität Nummer 1 haben. Denn ohne eine gesunde Industrie gibt es keinen Wohlstand und keine soziale Sicherheit. Es gilt, die Unternehmen zu stärken und Rahmenbedingungen für neues Wachstum zu schaffen. Oberstes Ziel muss es sein, unseren Industriestandort wettbewerbsfähig zu halten. Wir brauchen eine zukunftsfähige Politik, die attraktive Rahmenbedingungen für den Industriestandort Österreich schafft. Die wichtigsten Hebel, an denen jetzt angesetzt werden muss: Senkung der Lohnnebenkosten für die Unternehmen, damit die Lohnkosten nicht weiter zum Standortnachteil werden; Bürokratieabbau auf allen Ebenen, um unternehmerisches Handeln nicht zu bremsen, sondern zu fördern; gezielte Investitionen in Bildung, Forschung, Infrastruktur und Energiesysteme. Kurz: sinnvoll investieren, entbürokratisieren und Unternehmenssteuern senken.“
Über die Metalltechnische Industrie
Die Metalltechnische Industrie ist Österreichs stärkste Branche. Über 1.200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei bilden das Rückgrat der heimischen Industrie. Die exportorientierte Branche ist mittelständisch strukturiert, besteht zu mehr als 85 % aus Familienbetrieben und ist für ein Viertel aller österreichischen Exporte verantwortlich. Zahlreiche Betriebe sind Weltmarktführer und „Hidden Champions“. Die Metalltechnische Industrie beschäftigt direkt rund 140.000 Menschen und sichert damit indirekt über 300.000 Arbeitsplätze in Österreich. Sie erwirtschaftete 2023 einen Produktionswert von rund 48,5 Milliarden Euro. Der Fachverband Metalltechnische Industrie, ein Zusammenschluss der ehemaligen Fachverbände Maschinen- und Metallwarenindustrie sowie Gießereiindustrie, zählt zu den größten Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden Österreichs und ist eine eigenständige Organisation im Rahmen der Wirtschaftskammer Österreich.
Weitere Informationen: www.metalltechnischeindustrie.at
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