Neuer „kulturMontag Spezial“-Termin am 2. September: Doku „Erich Kästner – Das andere Ich“ zum 50. Todestag des Schriftstellers

Der aufgrund der Programmänderungen in memoriam Alain Delon verschobene Erich-Kästner-Abend vom 19. August 2024 wird nun am 2. September nachgeholt: Anlässlich des 50. Todestags des Schriftstellers zeigt ein von Clarissa Stadler präsentiertes „kulturMontag Spezial“ um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON das Doku-Drama „Erich Kästner – Das andere Ich“ von Regisseurin Annette Baumeister. Mit „Emil und die Detektive“ revolutionierte Kästner (1899-1974) im Jahr 1929 die Kinderbuchliteratur, später prägte er mit seiner Sprache die Neue Sachlichkeit. Auch seine kriegskritische Lyrik stieß auf weltweites Echo. Bis heute eröffnen seine Bücher Kindern und Jugendlichen mit klarer Sprache und nüchternem Humor die Welt der Literatur. Im Film „Erich Kästner – Das andere Ich“, der packend und psychologisch dicht einen neuen Blick auf die Welt eines Mannes wirft, der jahrzehntelang am Abgrund lebte und schrieb, wird der Autor von Matthias Bundschuh dargestellt. Neben den Literaturwissenschaftern Sven Hanuschek und Laura Mokrohs kommen auch Kinderbuchautorin Cornelia Funke, Regisseurin Caroline Link und „Tote Hosen“-Sänger Campino zu Wort. Anschließend an das Doku-Drama steht der 2015 gedrehte ORF/ARD-Spielfilm „Kästner und der kleine Dienstag“ (23.25 Uhr) von Wolfgang Murnberger auf dem Programm, der von einer ganz besonderen Freundschaft zwischen Erich Kästner (gespielt von Florian David Fitz) und einem kleinen Buben (Nico Ramon Kleemann bzw. später Jascha Baum) erzählt.

„kulturMontag Spezial“: Dokumentation „Erich Kästner – Das andere Ich“ um 22.30 Uhr

Bereits als Kind hält Erich Kästner seine depressive Mutter vom Selbstmord ab. Ein Ausbilder schindet den Rekruten Kästner während des Ersten Weltkriegs so sehr, dass er einen Herzschaden bekommt. Im Berlin der 1920er Jahre durchlebt und erlebt der Autor ein entfesseltes Jahrzehnt mit Ausschweifungen, Straßenkämpfen und Wirtschaftsmiseren. Als die Nazis seine Bücher und Gedichte verbrennen, steht er unerkannt auf dem Berliner Opernplatz und schaut zu, die geballte Faust in der Manteltasche. Doch Erich Kästner bleibt in Hitlers neuem Deutschland, will Zeitzeuge werden, um später darüber zu schreiben.
Während er im Dritten Reich unter Pseudonym die Unterhaltungsindustrie bedient und zeitweise mit den Teufeln am selben Tisch sitzt, schreibt er Skizzen für die Schublade. Er spürt schon bald, dass er nicht mit einer blütenweißen Weste aus dem Schlamm der Geschichte auferstehen wird.
Im Nachkriegsdeutschland schreibt Erich Kästner keinen großen Zeitroman über den Nationalsozialismus. Er schafft es nicht – die Bilder aus den KZs machen ihn ohnmächtig und zeitweise sprachlos. Stattdessen sammelt er Material und Zeitungsausschnitte zum Thema „Doppelgänger“. Das Wissen, sich im „Dritten Reich“ verbogen zu haben, lässt ihn geradezu versteinern. Er greift zum Alkohol und verstrickt sich in Frauengeschichten.
In den 1960er Jahren scheint Kästner klarzuwerden, dass er zwar im Nazideutschland geblieben ist, doch nichts geschrieben hat, dessen er sich zu schämen braucht. Vom Alkohol kommt er nicht los, er findet aber wieder Worte. Mit Reden gegen die Wiederbewaffnung warnt er die Bevölkerung in der Bundesrepublik vor den Verführungen eines totalitären Regimes. Die Menschen hören ihm zu. Instinktiv erkennt seine Zuhörerschaft, dass dieser lächelnde Mann mit dem Augenzwinkern mehrmals in seinem Leben in den Abgrund geschaut hat. Bis heute spüren seine Leser:innen diese Abgründe und die historischen Verwerfungen in seiner Biografie unter der griffigen Oberfläche.

„Kästner und der kleine Dienstag“ (23.25 Uhr)

Die Geschichte beginnt 1929 in Berlin. Gerade hat Schriftsteller Erich Kästner sein erstes Kinderbuch „Emil und die Detektive“ auf den Markt gebracht, das sich in kürzester Zeit zum Bestseller bei seiner jungen Leserschaft entwickelt. Unter seinen Anhängern ist auch der achtjährige Hans-Albrecht Löhr, der Kästner einen glühenden Fanbrief schreibt und den persönlichen Kontakt zu ihm sucht. Der Autor ist angetan von der Begeisterung des Buben, und für Hans geht ein Traum in Erfüllung, als 1931 „Emil und die Detektive“ verfilmt werden soll und er für die Rolle des „kleinen Dienstag“ besetzt wird. Über die Jahre entwickelt sich eine enge Freundschaft zwischen Erich Kästner und dem Buben Hans, die durch die Machtergreifung der Nazis auf eine harte Probe gestellt wird. Kästners Bücher werden verboten und öffentlich verbrannt, das Idol wird zur Gefahr für das Kind und schließlich wird aus Hans ein „Primaner in Uniform“ – für den Pazifisten Kästner fast unerträglich. Der Film erzählt auf einfühlsame Weise die große Bedeutung von Freundschaft, Loyalität, Aufrichtigkeit – und davon, dass wir nicht alle zum Helden geboren sind.
In der Rolle des Erich Kästner ist Florian David Fitz zu sehen, an seiner Seite Hans Löw in der Rolle seines Freundes Erich Ohser (alias e. o. plauen), Nico Kleemann und Jascha Baum als „kleiner Dienstag“ Hans-Albrecht Löhr, Katharina Lorenz als Lotte Löhr, weiters Inga Busch, Catrin Striebeck, Martin Brambach u. v. a.

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