EU-weiter Trinkwassertest findet Ewigkeits-Chemikalie TFA in 94 % der Proben

Alarmiert durch die im Mai entdeckten hohen Belastungen europäischer Flüsse mit der Ewigkeits-Chemikalie Trifluoracetat (TFA) untersuchten GLOBAL 2000 und PAN Europe nun 55 Trinkwasserproben (Leitungswasser und Mineralwasser) aus 11 EU-Staaten. TFA gelangt hauptsächlich als Abbauprodukt von PFAS-Pestiziden und F-Gasen ins Wasser. PFAS sind die stabilsten Chemikalien überhaupt. „Die Laborergebnisse zeigen, dass die TFA-Kontamination unser Trinkwasser erreicht hat. PFAS-Pestizide und F-Gase sollten heute verboten werden, damit wir auch in Zukunft unser Wasser sicher trinken können!“, fordert Salomé Roynel, Policy Officer zu PFAS, PAN Europe.

Die wichtigsten Ergebnisse

  • TFA wurde in 34 von 36 europäischen Leitungswasserproben aus elf EU-Ländern nachgewiesen. Die gefundenen Werte lagen zwischen „unter der Nachweisgrenze“ (< 20 Nanogramm pro Liter) und 4.100 ng/L. Die Spitzenwerte sind vergleichbar mit den Spitzenbelastungen in Europäischen Fließgewässern und Seen. Der Unterschied zu Oberflächengewässern ist, dass wir im Leitungswasser auch zwei TFA-freie Proben fanden und die durchschnittlichen Belastungen mit 740 ng/L im Trinkwasser niedriger liegen als in den Flüssen und Seen, wo sie bei 1.220 ng/L lagen.
  • Um zu prüfen, ob TFA auch in tief gelegene Wasserreservoirs vordringt, aus denen Mineralwässer gewonnen werden, wurden 17 Mineral- und 2 Quellwasserproben in die Untersuchung einbezogen: 12 der 19 Proben waren mit TFA belastet, in Konzentrationen zwischen „unter der Nachweisgrenze“ und 3.200 ng/L, mit einer Durchschnittsbelastung von 278 ng/L.
  • Die Österreichischen Leitungswasserproben waren diesmal, anders als beim Fließgewässertest, unter den stärker belasteten Proben. „Ins Auge sticht besonders, dass die höchsten Belastungen bei diesem Stichprobentest genau in den Bundesländern gefunden wurden, wo die meisten landwirtschaftlich genutzten Flächen liegen. Das sind Oberösterreich, Steiermark, Niederösterreich und das Burgenland, während Tirol, Wien, Vorarlberg, Kärnten und Salzburg die niedrigsten Werte aufweisen. Das stimmt mit den Ergebnissen des deutschen Umweltbundesamts überein, die PFAS-Pestizide als Hauptquelle für TFA im Wasser definierten“, verweist Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker bei GLOBAL 2000 auf die Dringlichkeit der heute gestarteten GLOBAL 2000-Petition „PFAS verbieten – Trinkwasser schützen!“ „Unsere Bauern und Bäuerinnen wissen meist allerdings gar nicht, dass sie diese Ewigkeits-Chemikalien auf ihre Felder sprühen, weil die Wirkstoffe auf den Produkten nicht als PFAS gekennzeichnet sind.“

Die Ergebnisse dieser Stichproben-Untersuchungen sind im Report „TFA: Die ewige Chemikalie im Wasser, das wir trinken“ zusammengefasst.

Risiken für die Gesundheit kaum untersucht

Obwohl Gewässer EU-weit flächendeckend mit TFA belastet sind, gibt es kaum Studien oder wissenschaftliche Daten zu den Umwelt- und Gesundheitsrisiken der Chemikalie. Die Risikobewertungen variieren erheblich: Nach der EFSA-Bewertung von 2016 sind 50 Mikrogramm (µg) TFA pro Kilogramm (kg) Körpergewicht und Tag tolerierbar. Nach der Bewertung des deutschen Umweltbundesamtes ab 2020 sind es 12,5 µg/kg/Tag. Das niederländische Nationale Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt (RIVM) leitete 2023 eine tolerierbare Tagesdosis von nur 0,32 µg/kg/Tag ab, basierend auf dem aktuellen Wissensstand und unter der Annahme, dass TFA ein vergleichbares toxikologisches Profil wie andere, besser untersuchte PFAS aufweist. Diese Annahme wird durch die jüngste Studie von Bayer zur Reproduktionstoxizität von TFA bei Kaninchen gestützt, in der schwere fetale Missbildungen festgestellt wurden. Deutschland hat kürzlich bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA den Vorschlag eingebracht, TFA als reproduktionstoxisch einzustufen.

„Die gute Nachricht ist, dass die TFA-Werte, die wir fanden, in den meisten Proben noch innerhalb der Grenzen liegen, die nach heutigem Wissensstand als sicher gelten. Allerdings steigt die TFA-Belastung täglich, und der Sicherheitspuffer ist bereits sehr klein. Außerdem sind wir bereits durch andere PFAS übermäßig belastet. Es müssen daher sofort Maßnahmen ergriffen werden, um eine weitere TFA-Belastung zu verhindern“, so Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker von GLOBAL 2000.

Fehlende gesetzliche Grenzwerte

„Aus rechtlicher Sicht ist und bleibt TFA eine 'unsichtbare' Chemikalie. Das Fehlen von Qualitätsnormen für Grund- oder Oberflächenwasser und das Fehlen eines TFA-Grenzwerts für Trinkwasser haben dazu geführt, dass eine weit verbreitete chemische Verunreinigung unter dem Radar durchgeht. Mit der Aktualisierung der Wasserverschmutzungsnormen, die in der EU-Wasserrahmenrichtlinie geregelt sind, könnte sich dies ändern: Die europäischen Institutionen haben jetzt die Möglichkeit, die Weichen für den Wasserschutz zu stellen – das sind sie ihren Bürger:innen schuldig. Die Menschen haben ein Recht auf gesundes Wasser“, fordert Sara Johansson, Referentin für die Prävention von Wasserverschmutzung beim Europäischen Umweltbüro.

Die Forderungen der GLOBAL 2000-Petition an die Landeshauptleute und die Bundesregierung

  • Ein sofortiges Verbot von PFAS-Pestiziden
  • Ein sofortiges Verbot von F-Gasen
  • Festlegung eines TFA-Grenzwertes für sicheres Trinkwasser
  • Die rasche Umsetzung des geplanten PFAS-Gruppenverbots auf EU-Ebene
  • Unterstützung der Bauern und Bäuerinnen beim Umstieg auf unbedenkliche Alternativen

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