Die Sanktionen haben die Kriegsführungsfähigkeit Russlands bisher nur wenig beeinträchtigt. Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsprojekt von vier Instituten in Kiel, München und Wien für das Wirtschaftsministerium in Berlin. „Die Wirtschaft des Landes wächst angesichts des Rüstungsbooms momentan kräftig, allerdings wirken die Sanktionen langfristig wie ein schleichendes Gift
“, sagt Vasily Astrov, Russland-Experte des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw).
Online-Dashboard zur russischen Wirtschaft
Umfangreiches Zahlenmaterial dazu findet sich in einer neuen Datenbank zu den Auswirkungen der westlichen Sanktionen auf die russische Volkswirtschaft. Diese Datenbank steht unter der URL https://rus-monitor.wiiw.ac.at der Öffentlichkeit ab sofort in englischer Sprache zur Verfügung. „Wir versuchen mit unserem Sanktionen-Monitor, ein möglichst realistisches Bild der Folgen der Sanktionen zu zeichnen und die Entwicklung der russischen Wirtschaft so präzise wie möglich zu analysieren
“, erklärt Astrov weiter.
Unter anderem sind folgende Indikatoren in Zeitreihen beginnend ab dem Jahr 2021 bis zum April 2024 abrufbar und als interaktive Infografiken aufbereitet:
- Die russische Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt)
- Die Inflationsrate und die Leitzinsen
- Die Staatsausgaben nach einzelnen Budgetposten (einschließlich der Militärausgaben)
- Die Staatseinnahmen (darunter aus Öl- und Gasverkäufen)
- Der Preis der russischen Erdölsorte Urals im Vergleich zur Benchmark-Sorte Brent
- Die Entwicklung der russischen Exporte und Importe nach Ländern bzw. Ländergruppen
- Die russische Industrieproduktion und der Dienstleistungssektor
- Daten zum Rückzug ausländischen Kapitals aus Russland
Die jeweiligen Indikatoren stehen in verschiedenen Formaten zur Verfügung und können kostenlos heruntergeladen werden. Daneben sind auch sämtliche Publikationen über die Entwicklung der russischen Wirtschaft, die im Rahmen des Projekts entstanden sind, über das Online-Dashboard frei abrufbar. Dabei handelt es sich vor allem um Monats- und Quartalsberichte bis April 2024. Neben einem Update zur Konjunkturentwicklung Russlands beinhaltet jeder Bericht auch eine fundierte Analyse zu einem aktuellen Schwerpunktthema.
Diese Schwerpunktthemen umfassen die Zuverlässigkeit der russischen Wirtschaftsstatistiken, die Wechselkurs- und Inflationsentwicklung, die Neuausrichtung des Außenhandels (insbesondere der Energieexporte und Warenimporte) Richtung Asien, die Umgehung der Sanktionen über Drittstaaten und die Präsenz ausländischer Firmen in Russland.
Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) arbeitet dabei mit dem Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), dem ifo Institut in München und dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) zusammen. Beauftragt und finanziert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in Berlin (Februar 2023 – April 2024).
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