Die soeben in der Fachzeitschrift PLOS Climate erschienene Studie zeigt, dass eine Bevölkerung, die bereit ist, sich zu verändern und neue Technologien zu nutzen, ihre Emissionen innerhalb von zehn Jahren um 75 % auf das Niveau der 1960er Jahre senken kann.
Die Auswirkungen des Klimawandels sind weltweit spürbar und werden durch die steigende Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre verursacht. Der Kohlendioxidgehalt (CO₂) ist von 330 ppm (parts per million) in den 1970er Jahren auf 420 ppm im Jahr 2024 gestiegen. Dies hat schwerwiegende Folgen, wie den Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen um 1,5 bis 2 °C, das Abschmelzen der Polkappen und allgemeine Klimastörungen. Das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) warnt regelmäßig vor diesen Entwicklungen. Als Reaktion darauf streben Politik und Industrie weltweit einen Übergang von fossilen Brennstoffen zu nachhaltigen Energien an.
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Augusto Zanella vom Institut für Agrar- und Agroforstsysteme der Universität Padua hat beschlossen, diese Problematik im kleinen Maßstab auf der Insel Albarella zu untersuchen. „Die langjährigen, umfassenden und interdisziplinären Untersuchungen zum ökologischen Fußabdruck der etwa 100.000 Bewohner der Insel haben es ermöglicht, konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln, mit denen die Bevölkerung den ökologischen Fußabdruck der gesamten Insel um bis zu 75 % reduzieren kann“, betont Ines Fritz von der BOKU University.
CO₂-Emissionsbilanz und Szenarienanalyse
In der aktuell veröffentlichten Studie untersuchte das Forschungsteam unter Mithilfe von Kommunal-Manager*innen und Inselbewohner*innen die CO₂-Äquivalenzbilanz der Insel. Diese deckt den gesamten Energie- und Ressourcenbedarf einer Insel ab, die jährlich mehr als 110.000 Touristen empfängt. Über einen Zeitraum von zehn Jahren sollte ein nachhaltiger Wandel durch die Änderung der Energiequellen, die Verbesserung der natürlichen Kohlenstoffspeicherung und die Optimierung der Verbrauchsmuster geplant werden.
In einem ersten Schritt wurden alle Güter- und Energieflüsse der Inselwirtschaft in virtuelle CO₂-Emissionen umgerechnet. Die untersuchten Variablen umfassten:
- Netto-Kohlenstoffspeicherung in naturnahen Ökosystemen
- Ernährung der Inselbewohner
- Nutzung fossiler Energieträger
- Strombedarf
- Abfallproduktion
- Verkehr
Für die BOKU untersuchte Ines Fritz vom Institut für Umweltbiotechnologie die mikrobielle Ökologie des Bodens (Mikroorganismen und Mikroplastik) und Herbert Hager vom Institut für Waldökologie die Wasserbilanzen.
Herausforderungen und Potenzial der Emissionsreduzierung
Die Forscher*innen gingen von zwei Extremszenarien aus: ein Szenario mit unveränderter Wirtschaft und ein optimistischeres Szenario, in dem technologische Verbesserungen zur Emissionsreduzierung eingesetzt werden. Das optimistische Szenario sah vor, ausschließlich Solarenergie zu nutzen, die Hälfte der Rasenflächen der Insel mit Bäumen zu bepflanzen, sich vegetarisch zu ernähren und den gesamten Abfall zu recyceln.
Die Studie zeigt, dass eine Netto-Null-CO₂-Äquivalent-Bilanz bei der derzeitigen Bevölkerungsdichte der Insel nicht realisierbar ist. Grund sind die Emissionen der Photovoltaikanlagen, die für den Lebensunterhalt der Menschen benötigte Energie sowie die Kohlenstoffspeicherung natürlicher Ökosysteme.
Wird das optimistischste Szenario realisiert, könnten die Emissionen der Insel innerhalb von zehn Jahren um 75 % auf das Niveau der 1960er Jahre gesenkt werden. Die reduzierten Emissionen stammen aus drei Quellen: Solarzellen (25 %), Ernährungsgewohnheiten von Einheimischen und Touristen (60,5 %) und neu gepflanzte Bäume (14,5 %).
Fazit: Wille zur Veränderung und wirtschaftliche Bereitschaft
Das internationale Forschungsteam liefert ein praktisches Beispiel, das auf realen Daten basiert. Es zeigt, dass eine Bevölkerung, die bereit sei, sich zu verändern und neue Technologien zu nutzen, die CO₂-Emissionen in einem begrenzten Tourismusgebiet um bis zu 25 % reduzieren könne. Die notwendigen Energieverluste und die Aufrechterhaltung der Bevölkerungsdichte verhindere jedoch größere Erfolge. Für diese Transformation seien sowohl der Wille zur Veränderung als auch wirtschaftliche Bereitschaft erforderlich.
Tackling climate change: the Albarella island example – «PLOS Climate» – 2024. Link: https://journals.plos.org/climate
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