„Das größte Stadtentwicklungsgebiet Wiens, das Nordwestbahngelände, bekommt keine Kultureinrichtungen. An die 30.000 Menschen werden in Zukunft dort leben, so viel wie in der Stadt Krems. Nach wie vor findet sich weder in der Flächenwidmung noch bei den Ausschreibungen von Bauflächen ein Auftrag, eine Kultureinrichtung zu planen“, kritisiert die Kultursprecherin der Grünen Wien, Ursula Berner.
Die leerstehende Nordbahnhalle wurde bis 2019 als regionaler Kulturraum genutzt. Als die Nordbahnhalle abbrannte, wurde den lokalen Kulturvereinen und Künstler:innen ein neuer Kulturraum in der Gegend versprochen. Nun versiegt die letzte Chance darauf: In der Informationsveranstaltung der ÖBB zum Bauträgerwettbewerb wurde verkündet, dass die Stadt Wien sich aus der Bespielung der Hallen zurückzieht. Stattdessen werden die historischen Hallen dem bestbietenden Bauträger angeboten. „Ohne konkreten städtischen Auftrag, was hier in Zukunft passieren soll, werden die Hallen wohl kommerziell genutzt werden,“ fürchtet Berner, „im schlimmsten Fall ganz der öffentlichen Nutzung entzogen“. Die Stadt Wien vernachlässigt hier die kulturelle Infrastruktur komplett. Nicht einmal eine städtische Bibliothek ist geplant, entgegen aller Beteuerungen, Kultureinrichtungen „in die Bezirke“ bringen zu wollen.
„Zunächst sollte der unter Denkmalschutz stehende Wasserturm für Kulturzwecke adaptiert werden. Ohne weitere Erklärung hat sich die Stadt Wien im Herbst von dem Projekt verabschiedet. Der Wasserturm steht weiterhin unrenoviert am Gelände – ohne Nutzung“, ärgert sich der Leopoldstädter Bezirksvorsteher-Stellvertreter Bernhard Seitz.
„Das Nordwestbahnmuseum, die Tankstelle und die starke Nutzung des Bereiches durch die Klima-Biennale zeigen, wie dringend das Bedürfnis nach einem Kulturraum im Nordwestbahngelände auch in der Nachbarschaft ist,“ bestätigt Barbara Pickl, Bezirksvorsteher-Stellvertreterin in Brigittenau.
„Es ist eine Schande, dass hier wieder einmal die Bedürfnisse von Investoren wichtiger sind als die Bedürfnisse der Wienerinnen und Wiener. Wer ein gutes Zusammenleben für die Zukunft gestalten will, muss von Anfang an Orte planen, wo Menschen zusammenkommen können. Das wurde bisher völlig verabsäumt“, so Berner, Seitz und Pickl abschließend.
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