Wien, 18. Juni (OTS) – Kurz vor dem Weltflüchtlingstags am 20. Juni veröffentlichte die renommierte Migrationsforscherin und Kulturwissenschaftlerin Judith Kohlenberger gleich zwei neue Bücher, die sich mit Gewalt gegen geflüchtete Menschen und deren Auswirkungen auf uns alle auseinandersetzen. Das Essay „Grenzen der Gewalt“ (erschienen bei Leykam am 10. Juni) und das Sachbuch „Gegen die neue Härte“ (erschienen bei dtv am 13. Juni) sind eigenständige Werke, ergänzen einander aber.
„Grenzen der Gewalt“: Berichte von der Peripherie Europas
In ihrem persönlichen Essay, „Grenzen der Gewalt“, macht die preisgekrönte Autorin die Gräuel greifbar, die Menschen in Bosnien, Ungarn, Griechenland und anderen Staaten täglich erfahren. Aber auch österreichische Grenzpolizisten und Grundwehrdiener, Flüchtlingshelfer:innen, Ärzte und Anwältinnen erzählen darin von Zeugenschaft und Hilfslosigkeit, von bürokratischer Grausamkeit und politischem Versagen.
Kohlenberger zeigt schonungslos, dass die Menschenrechte aller und das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit in Europa durch anhaltende Grenzgewalt auf dem Spiel stehen. Doch sie präsentiert auch einen Ausweg: die Demokratisierung der Grenzen. Nicht gänzlich offen oder geschlossen, sondern durchlässig sollen sie sein. Nach klaren Kriterien, über die beide Seiten – Aufnehmende und Migrationswillige – mitbestimmen dürfen.
Der international angesehene Publizist und Europa-Experte Paul Lendvai nennt das Werk „eine erkenntnisreiche und anregende Analyse einer der brisantesten gesellschaftspolitischen Fragen der Gegenwart“.
„Gegen die neue Härte“: Wie Gesellschaften verrohen
Das Sachbuch „Gegen die Neue Härte“ richtet den Blick nach innen und liefert eine große Gesellschaftsanalyse der Gegenwart. Die These: Seit der Fluchtbewegung 2015 haben wir uns schrittweise in die Härte als Kulturtechnik eingeübt. Das an den Rändern erprobte „harte Durchgreifen“ wird von autoritären Entwicklungen im Inneren begleitet. Je militanter Grenzen verteidigt werden, um die vermeintliche Ordnung dahinter zu schützen, desto stärker wird aber diese Ordnung selbst bedroht: Chaos, Gewalt und offene Rechtsbrüche, das Gefühl der Ohnmacht und Resignation strahlen ins Innere aus.
Kohlenberger zeigt, wie die „neue Härte“ in der Flüchtlingspolitik – wie das deutsche Magazin Der Spiegel im Herbst 2023 ein Cover mit Bundeskanzler Olaf Scholz betitelte – auch die Gesellschaft im Inneren apathischer, kälter und illiberaler gemacht hat. Dieser „neuen Härte“ stellt Kohlenberger die bedingungslose Zugewandtheit zum anderen gegenüber.
„Mein Buch ist ein Plädoyer dafür, der Härte die Stirn zu bieten, indem man an der vermeintlich harten Grenze zum anderen Raum für Austausch, Nähe und Demokratisierung schafft. Indem man kleine Löcher in die Mauern der Gegenwart bohrt, um das Neue, Fremde, Inspirierende hineinzulassen. Indem an mehr spürt, nicht weniger. Eben einander zugewandt bleibt“, so Kohlenberger. Diesen Aufruf unterfüttert sie mit zahlreichen Studienergebnissen aus den Sozial- und Kulturwissenschaften, aber auch mit persönlichen Eindrücken und Anekdoten.
„Die Perspektive von Judith Kohlenberger ist bedingungslos menschlich. Mit ihrem wissenschaftlichen Werkzeug und ihrem Blick auf die Wirklichkeit. Das macht das Buch wertvoll, manchmal verstörend, immer anregend“, so Isabel Schayani, TV-Journalistin und Trägerin des „Paul Weis-Preises für Verdienste um die Menschlichkeit“ 2023 der Initiative Courage in der Kategorie „Journalismus“.
Am 4. Juli um 19:00 Uhr wird Judith Kohlenberger beide Bücher in der Wiener Buchhandlung o*books präsentieren. Die Infos zur Veranstaltung finden Sie hier.
Gerne stehen wir für Rückfragen und Interviewanfragen zur Verfügung und können auf Wunsch honorarfreies Bildmaterial bereitstellen.
Über Judith Kohlenberger
Judith Kohlenberger ist Kulturwissenschaftlerin und Migrationsforscherin an der Wirtschaftsuniversität Wien, dem Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip) und dem Jacques Delors Centre der Hertie School in Berlin. Sie ist Sprecherin des Integrationsrats der Stadt Wien und Host des Podcasts „Aufnahmebereit“. Ihr Buch „Das Fluchtparadox“ (2022) war österreichisches Wissenschaftsbuch des Jahres und für den Deutschen Sachbuchpreis nominiert.
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