Jugend Eine Welt zum Weltflüchtlingstag: Licht und Schatten in Afrika

120 Millionen Menschen. Laut dem „Global Trends Report“ des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) waren mit Stand Mai 2024 so viele Menschen wie noch nie weltweit auf der Flucht. Auch in weiten Teilen des Südsudans zwingt die angespannte Sicherheitslage Hunderttausende in Flüchtlingslager der Nachbarländer. Der Preis für Sicherheit lautet Hunger. Gabriel Müller von der österreichischen Hilfsorganisation Jugend Eine Welt besuchte anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni ein Ausnahmeprojekt im Norden Ugandas, wo mehr als 80.000 Menschen Hilfe erhalten und aus eigener Kraft sich selbst helfen lernen.

Die Sonne scheint über dem weit gestreckten Flüchtlingslager von Palabek im Norden Ugandas, als Gabriel Müller, Vorstandsmitglied der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt, zur Begutachtung der seit Jahren geleisteten Entwicklungszusammenarbeit eintrifft. Und das freut den gebürtigen Oberösterreicher, wurde doch mit Unterstützung von Jugend Eine Welt und der Austrian Development Agency (ADA) ein nachhaltiges Ausbildungsprogramm für SolartechnikerInnen ins Leben gerufen, das bereits reiche Energiefrüchte trägt: Am Berufsbildungszentrum der Salesianer Don Boscos wurden seit dem Start der spezialisierten Ausbildung im Jahr 2019 bereits 93 Fachkräfte zur elektrischen Nutzung der Sonnenenergie ausgebildet.

Solarpanels zur Stromversorgung 

Strom ist nämlich Mangelware in dem seit 2017 aufgebauten Flüchtlingslager, das über die Jahre stetigen Zulauf erfahren hat und heute mehr als 80.000 Menschen beherbergt, darunter vor allem Frauen und Kinder bzw. alte und behinderte Menschen. „Strom ist im Flüchtlingslager von Palabek absoluter Luxus, da es in den einfachen Häusern und Lehmhütten mit Wellblech- oder Strohdächern keinerlei Versorgung gibt. Mittels einfacher Solarpanels werden nun systematisch Lichtquellen erschlossen, welche auch für Sicherheit bei Nacht sorgen“, so Gabriel Müller.

Acht Bildungsschwerpunkte 

Das Berufsbildungsprogramm für Jugendliche umfasst in Palabek acht Bildungsschwerpunkte: Solartechnik, Tischlerei, Automechanik, Bauwesen, Schlosserei, Schneiderei, Haarpflege und Landwirtschaft. Bemerkenswert innerhalb der ganzheitlichen Ausbildungskurse ist nicht nur die Beteiligung von inländischen Studierenden aus Uganda gemeinsam mit Geflüchteten aus dem Südsudan, um mittels gesamtgesellschaftlicher Teilhabe sozialen Spannungen vorzubeugen. Sondern auch der explizite Frauenförderschwerpunkt, der es mit Unterstützung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit weiblichen Studierenden sowie insbesondere jungen Müttern durch gezielte Begleitmaßnahmen ermöglicht, eine fachlich anerkannte und in Palabek sowie darüber hinaus gefragte Berufsbildung zu absolvieren. Sei es durch die Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen an der Berufsschule oder durch aktive Begleitung von Schülerinnen im Ausbildungsprozess mit dem Programm „Gender matters!“.

Vier Kindergärten 

Einzigartig sind auch die vier von Jugend Eine Welt errichteten Kindergärten an neuralgischen Punkten des Flüchtlingslagers, welche aktuell 600 Kindern – darunter auch Kinder mit Behinderungen – frühkindliche Förderung, sorgenfreies Spielen und eine warme Mahlzeit am Morgen schenken. Und gleichzeitig ihren Müttern ermöglichen, einer Ausbildung oder der täglichen Arbeit nachzugehen.

Eine Mahlzeit pro Tag 

Die lebensbedrohliche Schattenseite der Geflüchteten in Palabek ist der akute Hunger. Eine schlichte Mahlzeit pro Tag ist der bescheidene Durchschnittswert der Versorgung. Die Nahrungsmittelrationen durch das Welternährungsprogramm der UNO wurden im Rahmen der multiplen globalen Krisen in jüngster Zeit halbiert. Der Hunger hat fatale Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Geflüchteten und führt zu weiteren, sekundären Folgen des Elends: Aktuell befinden sich 1.800 Kinder in unbetreuten Kinderhaushalten ohne erwachsene Fürsorgeperson, da die Eltern unter Einsatz ihres Lebens versuchen, im Südsudan auf verwilderten Feldern Nahrung zu produzieren – um sie danach in die Sicherheitszone nach Palabek zu bringen. Kinderschwangerschaften sind eine der Folgen, da bereits minderjährige, ungeschützte Mädchen im Tausch gegen Nahrungsmittel sexuelle Gegenleistungen bieten. „Es ist ein akutes Problem immer größeren Ausmaßes, auf das wir bislang noch keine flächendeckende Antwort gefunden haben. Aber wir müssen dieser großen Zahl an verlassenen Kindern Unterstützung und Hilfe anbieten, damit sie in dieser verwaisten Lebenssituation nicht im Elend versinken!“, so Pater José Ubaldino Andrade Hernandez, langjähriger Don Bosco-Projektpartner von Jugend Eine Welt und Mann der ersten Stunde in Palabek.

Bitte schenken Sie Hoffnung! 

Licht und Schatten der Geflüchteten in Palabek liegen eng beieinander. Das gemeinsam mit Jugend Eine Welt Erreichte ist ansehnlich und nachhaltig. Doch Hunger und Not bleiben groß angesichts der wachsenden Zahl der Ankommenden, die Schutz und Hilfe suchen. „Palabek ist für die Geflüchteten ein Ort der Hoffnung. Deshalb nehmen nach wie vor unzählige Menschen den beschwerlichen Weg in Kauf und fliehen aus dem von Krisen gebeutelten Südsudan in die im Norden Ugandas gelegene Flüchtlingssiedlung. Bitte helfen auch Sie, den Menschen in Palabek die Hoffnung auf ein besseres Leben zu schenken“, bittet Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt, um Spenden. Währenddessen geht die Sonne über den Lehmhütten der weit gestreuten Siedlungen in Palabek unter. Als würde sie sich vor der unumstößlichen Menschenwürde, dem Mut und dem Überlebenswillen der Geflüchteten verneigen.

Einen aktuellen ORF-Beitrag aus der Sendung „Orientierung“ zur Hilfe von Jugend Eine Welt im Flüchtlingslager Palabek können Sie hier nachschauen.

Weitere Infos unter www.jugendeinewelt.at.

Jugend Eine Welt-Spendenkonto: AT66 3600 0000 0002 4000 | Kennwort: Flüchtlingshilfe Afrika | Onlinespenden unter www.jugendeinewelt.at/spenden | Spenden sind steuerlich absetzbar!

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