Rund 1.000 Betriebsrätinnen und Betriebsräte aus allen von der Gewerkschaft PRO-GE vertretenen Branchen nahmen heute, Donnerstag, an einer Konferenz unter dem Titel „Zukunft der Arbeit – Arbeit der Zukunft“ in der Saline Ebensee teil. Diskutiert wurden Fragen der Industrie- und Standortpolitik sowie der fortschreitenden Digitalisierung. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Industrie und Interessensvertretungen gaben Inputs über den aktuellen Stand und stellten Konzepte vor, wie die Veränderungsprozesse positiv gestaltet werden können.
In seinem Begrüßungsstatement forderte der Bundesvorsitzende der Produktionsgewerkschaft, Reinhold Binder, einmal mehr eine vorausschauende Industrie- und Standortpolitik, die den Fokus darauf hat, die Wertschöpfung in Europa zu generieren: „Anstatt ernsthafte Strategien zu überlegen, beschäftigt ein Teil der Regierung die Öffentlichkeit mit Show-Politik. Was es aber dringend braucht, sind massive Investitionen in Forschung und Entwicklung, um etwa im Bereich der Elektromobilität nicht völlig den Anschluss an China zu verlieren. Und wir müssen in Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen investieren. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen in den Mittelpunkt des Transformationsprozesses gestellt werden. Denn ein Standortvorteil Österreichs sind die gut ausgebildeten Fachkräfte. Es gilt, darauf zu achten, dass wir unsere Zukunft sichern und diesen Vorsprung nicht verspielen.“
Hannes Androsch, Aufsichtsratsvorsitzender der Österreichischen Salinen AG, verwies in seinen Eröffnungsworten ebenfalls auf die Wichtigkeit von Bildung: „Nach dem Industriezeitalter mit rauchenden Schloten befinden wir uns zunehmend im digitalen Zeitalter der rauchenden Köpfe. Für die damit verbundenen Aufgaben sind neue Qualifikationen erforderlich. Darauf müssen wir unser gesamtes Bildungs- und Ausbildungssystem ausrichten, damit jeder die neu entstehenden Herausforderungen bewältigen kann.“
Karl-Heinz Klausner, Zentralbetriebsratsvorsitzender der Salinen Austria, skizzierte in seinem Beitrag die Entwicklungen in der Saline und die damit verbundenen Veränderungen für die Beschäftigten. „Die Saline ist die älteste Industriekultur mit einer mehr als tausendjährigen Geschichte, die auf den Salzabbau in Hallstatt zurückzuführen ist. Eines wird sich in Zukunft aber sicher nicht ändern: Das wichtigste Kapital eines jeden Unternehmens werden immer die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Fähigkeiten, ihrem Wissen und ihrer Motivation bleiben“, so Klausner.
Im ersten Themenblock referierten Julia Eder und Lukas Oberndorfer von der Arbeiterkammer über die Industrie- und Standortpolitik. Für Julia Eder muss die starke industrielle Basis in Österreich erhalten werden. Bis zu 1,5 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer seien direkt in der heimischen Industrie beschäftigt oder ihre Arbeitsplätze hängen an der Industrie. Eder fordert unter anderem den Fokus auf eine „selektive Industriepolitik“, die Zukunftssektoren aufbaut und den Umbau der bestehenden Industrien sozial verträglich gestaltet.
„Die vorherrschende Klimapolitik denkt die soziale Frage zu wenig mit. Wir brauchen einen sozialökologischen Umbau für die Vielen“, ergänzt Lukas Oberndorfer. Oberndorfer präsentierte den Plan der Arbeiterkammer Wien für eine soziale und ökologische Transformation und verwies auf die Chancen für die Beschäftigten, wenn dieser notwendige Transformationsprozess gut durch die öffentliche Hand begleitet wird und Investitionen in eine klimafreundliche Infrastruktur erfolgen. Bis 2030 könnte so in Industrie und Bau ein Beschäftigungsplus von 80.000 Arbeitsplätzen entstehen.
Im zweiten Themenblock ging es um Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI). Hilda Tellioglu, Studien-Dekanin für Informatik an der TU Wien, plädierte in ihrem Referat für die Schaffung von mehr Transparenz, um Ängste vor KI-Systemen abzubauen und mehr Qualität zu gewährleisten. Es brauche daher grundsätzlich mehr Erklärung, zum Beispiel welche Algorithmen und Modelle verwendet werden bzw. nach welchen Kategorien eine KI sortiert und vergleicht.
Wenn Neues entwickelt werde, müsse man immer auch fragen, welche Auswirkungen hat das auf die Gesellschaft und auf den Menschen. Dies bestätigt auch Kurt Hofstädter, Vorstandsvorsitzender der Plattform Industrie 4.0. Bei der Digitalisierung in der industriellen Produktion gehe es um Wettbewerbsfähigkeit. Es gehe um die Bereiche Geschwindigkeit, Flexibilität, Qualität und Effizienz. Aber zentral sei, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen. „Der Mensch entscheidet über den Erfolg der digitalen Fabrik, ohne den Menschen wird es nicht funktionieren“, betonte Kurt Hofstädter.
Fotos: https://www.flickr.com/photos/proge/albums/72177720317878534
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