Österreich zählt Amphibien und Reptilien im Garten

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 sucht gemeinsam mit dem Naturschutzbund, der Uni Wien, der TU Wien, der Universität für Weiterbildung Krems und der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie nach Bürger:innen die in ihren Gärten als Citizien Scientists nach Amphibien und Reptilien Ausschau halten. Warum ist diese Bestandsaufnahme so wichtig?

„In Österreich gibt es mehr als 2 Millionen Hausgärten mit einer Fläche von knapp 1.850 Quadratkilometern – ähnlich groß wie der Nationalpark Hohe Tauern. Diese Gärten können einen wichtigen Beitrag leisten, um bedrohte Arten zu schützen. Bisher wissen wir nur wenig darüber, wie viele Reptilien und Amphibien wirklich in unseren Hausgärten leben und welche Faktoren für ihre Ansiedelung besonders förderlich sind“, erklärt Dominik Linhard, Biologe bei GLOBAL 2000, die Rahmenbedingungen.

Das BIOM-Garten Projekt lädt Menschen dazu ein, in ihren Privatgärten nach Amphibien und Reptilien zu suchen. Mit einem Foto, einem Video oder einer Tonaufnahme können diese gemeldet werden. Damit sollen bestehende Lücken im Amphibien- und Reptilienmonitoring geschlossen werden. Im Sommer 2024 wird dazu eine großangelegte Informationskampagne gestartet.  

Artenzählen.at

Zu diesem Zweck wurde eine zentrale Meldestelle für Amphibien- und Reptilienfunde im Garten eingerichtet. Über die Web-App artenzählen.at können in wenigen, intuitiv geführten Schritten Sichtungen in die Datenbank eingetragen werden. Das zeitgemäße Design und die einfache Bedienbarkeit sollen möglichst vielen interessierten Personen die Teilnahme ermöglichen. 

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler verdeutlicht: „Unsere einzigartige Natur und Biodiversität sind die Grundlage für jedes Leben auf dem Planeten. Wir müssen daher auf die Vielfalt an Arten und Lebensräumen gut aufpassen. In Österreich sind von den 21 Amphibien- und 15 Reptilienarten jeweils mehr als die Hälfte als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht eingestuft. Darum ist diese Bestandsaufnahme so wichtig, denn nur so wissen wir wie es um die Vielfalt steht und wir können die richtigen Maßnahmen setzen, um sie zu schützen.“   

Gleichzeitig werden die forschenden Bürger:innen dazu aufgerufen, Informationen zu ihrem Garten zu übermitteln. Florian Danzinger von der Universität Wien hält fest: „Artenvielfalt ist kein reines Zufallsprodukt, sondern wesentlich von Faktoren wie Lebensraumstruktur und Nutzungsintensität abhängig. Die breite Erfassung von Citizen Science Daten zur Gartenausstattung und biodiversitätsfördernden Strukturen in Gärten, erlaubt uns herauszufinden, welche Gärten sich besonders gut für Amphibien und Reptilien eignen. Gleichzeitig soll auch Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie ein Garten amphibien- und reptilienfreundlicher gestaltet werden kann.“

Neben den Gartenbeschreibungen der Citizen Scientists werden die Gärten und deren Umgebung zusätzlich noch aus der Luft genauer analysiert. „Mit Geodaten wie Luftbildern und 3D-Modellen der Geländeoberfläche können wir die Fundorte der Amphibien und Reptilien rund um die Gärten noch detaillierter beschreiben, und dadurch auch neue potentielle Lebensbereiche identifizieren“, so Anna Iglseder von der Technischen Universität in Wien.

Bewusstseinsbildung

Neben der klassischen Datensammlung steht das Projekt vor allem für Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung. „Wir möchten das Bewusstsein dafür stärken, wie wichtig es ist, diese Tiere zu schützen. Zu diesem Zweck wollen wir unsere Citizen Scientists mit Webinaren und Informationsveranstaltungen zum Thema aufklären und begeistern“, erklärt Andreas Maletzky, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie.  

Die notwendige Expertise für die Aktivierung der Bevölkerung bringt der Naturschutzbund Österreich ins Projekt. Geschäftsführerin Birgit Mair-Markart erläutert: „Im Rahmen des BIOM-Garten-Projektes sammeln wir gezielt Daten in privaten Gärten. Mit naturbeobachtung.at betreut der Naturschutzbund bereits eine der ältesten Meldeplattformen in Österreich. Ob Molche im Naturteich oder Eidechsen auf Mauersteinen, unsere Community hat die Erfahrung, einen wichtigen Beitrag zu leisten.“  

Letztendlich werden alle gesammelten Daten aufbereitet, ausgewertet und im Biodiversitäts-Atlas Österreich veröffentlicht, der vom Biodiversitäts-Hub der Universität für Weiterbildung Krems betrieben wird. Die daraus resultierenden Schlussfolgerungen helfen einerseits die Lebensgewohnheiten von Amphibien und Reptilien in Österreich besser zu verstehen und andererseits finden die gesammelten Daten als wichtige Grundlage für die Aktualisierung der Roten Liste Verwendung.

Mehr Infos:

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