E-Control: Gasversorgungssituation entspannter, aber noch nicht beruhigt

Die Energie-Control Austria (kurz: E-Control) schätzt die Gasversorgungssituation derzeit als entspannter, wenn auch noch nicht beruhigt ein. So seien die Speicher in Österreich mit Anfang Juni mit einem Allzeithoch von über 79 % gefüllt. Dies hielt heute im Wirtschaftsausschuss seitens des Vorstands der E-Control Alfons Haber fest. Er gehe aber auch davon aus, dass ein Nachfüllen der Speicher in den nächsten Monaten eingeschränkter sein könnte. Positiv strich Haber auch hervor, dass der Verbrauch im Jahr 2023 sowohl um 5,5 % beim Strom, als auch um 12,5 % beim Gas zurückgegangen sei. Für neue Photovoltaikanlagen seien im Jahr 2023 140.000 Anträge bearbeitet worden. Man stehe nun bei 400.000 PV-Anlagen, die sich im Netz befinden und rund 10 % der Jahreserzeugung leisten können. Auch Energieministerin Leonore Gewessler hob das „riesige Interesse“ an PV-Anlagen hervor. Die E-Control habe sich dazu mit einem Aktionsplan Netzanschluss eingebracht.

Eine Preisberuhigung am Energiemarkt habe mit Anfang 2023 eingesetzt, so Wolfgang Urbantschitsch seitens des Vorstands der E-Control, wiewohl dann noch „Nachzieheffekte“ der Großhandelspreise merkbar gewesen seien. Maßnahmen wie insbesondere die Stromkostenbremse oder auch jene für den gewerblichen Bereich hätten aber dafür gesorgt, dass die Preissteigerungen nicht in vollem Umfang bei Kund:innen angekommen seien.

Den umfassende Tätigkeitsbericht der E-Control für 2023 (III-1162 d.B.), der den Abgeordneten den Anlass für die heutige Debatte mit Energieministerin Leonore Gewessler und dem Vorstand der E-Control, Wolfgang Urbantschitsch und Alfons Haber, im Wirtschaftsausschuss gab, wurde dort einstimmig zur Kenntnis genommen. Im Jahr 2023 sei trotz der nach wie vor schwierigen Lage die Energieversorgung der österreichischen Bevölkerung durchgängig gewährleistet gewesen, heißt es rückblickend im Bericht. Die Gasspeicher seien so gut gefüllt gewesen wie selten zuvor.

Photovoltaik-Boom und Aktionsplan der E-Control

Energieministerin Gewessler weist im Bericht darauf hin, dass 2023 die Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie auf 87 % angehoben worden sei. Zurückzuführen sei das auf den Photovoltaik-Boom sowie auf ein Plus bei der Windkraft bei gleichzeitiger Senkung der fossilen Erzeugung. Österreich rangiere damit im EU-Vergleich auf Platz zwei. Der Zuwachs bei Photovoltaik von 0,98 (2022) auf 2,35 Terawattstunden (TWh) sei mit einem „Rekord-Budget“ des Bundes von 600 Mio. € gefördert worden. Der Ausbau der Netze, Netzzugangsregeln, Stromabnahmeverträge sowie die steigende Anzahl an Energiegemeinschaften würden den Netzbetreibern und Energieversorgern allerdings sehr viel abverlangen. Die E-Control habe im Jahr 2023 den Aktionsplan Netzanschluss entwickelt, damit Photovoltaikanlagen rascher und deutlich einfacher ans Netz angeschlossen werden und so den gewünschten Beitrag zum Ausbau der Erneuerbaren in Österreich leisten können. Der Anteil am sinkenden Stromverbrauch im Jahr 2023 sei etwa zur Hälfte auf den Eigenverbrauch aus Photovoltaik-Anlagen zurückzuführen, erläuterte Haber etwa auf Fragen von Maximilian Linder (FPÖ).

Gasdiversifizierung und nicht-russische Importe

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verfolge sowohl Österreich als auch die EU insgesamt das Ziel der Gasdiversifizierung, heißt es weiter im Bericht. Um die Gas-Bezugsquellen zusätzlich über den Import rein durch Gasleitungen hinaus zu erweitern, bedürfe es neuer Routen über den internationalen LNG-Markt. Auf Seiten der Infrastruktur genehmige die E-Control außerdem Projekte, die die Erhöhung der Importe von Gas aus nicht-russischen Quellen ermögliche, wie beispielsweise den sogenannten WAG-Teilloop. Dieses Projekt sei vom Netzbetreiber eingereicht und im Mai 2023 als Umsetzungsprojekt von der Regulierungsbehörde genehmigt worden. Damit sollte das Projekt WAG-Teilloop laut Bericht bis Mitte 2027 umgesetzt werden.

Neben der „Gesamtproblematik“, die Alois Schroll (SPÖ) im Hinblick auf einen ihm zufolge nach wie vor hohen Anteil an russischem Erdgas thematisierte, kam auch ein Gerichtsurteil zur Sprache, das sich auf Gaslieferungen aus Russland indirekt auswirken könnte, meinten Christoph Matznetter (SPÖ) und Karin Doppelbauer (NEOS). Details dazu könne nur die OMV mitteilen, so Urbantschitsch. Er könne aber anhand der Informationen die Möglichkeit nicht ausschließen, dass durch das Urteil bzw. durch einen etwaigen Einzug von Geldern Gaslieferungen ausbleiben könnten. Derzeit sei aber noch nichts Konkretes bekannt, meinte dazu Ministerin Gewessler.

Was die deutsche Gasspeicherumlage betrifft, die etwa Tanja Graf (ÖVP) thematisierte, werde sie weiter dranbleiben, dass diese so rasch als möglich wegfällt, so Gewessler. Angekündigt worden sei ein Ende ab 2025, wobei der parlamentarische Prozess mit der entsprechenden Gesetzesänderung dazu erst starte.

Zum Projekt WAG-Teilloop ergänzte Haber unter anderem, dass der Ausbau laut seinen letzten Infos im Zeitplan sei. Seines Wissens sei aber noch nicht abschließend das Anliegen von Anrainer:innen bewertet, parallel dort auch Stromleitungen zu verlegen.

Auf Fragen von Lukas Hammer (Grüne) im Hinblick auf gesetzliche Verpflichtungen von Energieversorgern bei Rechnungslegung erörterte Urbantschitsch, dass bei Verfehlungen die E-Control zwar selbst nur zur Berichtigung auffordern und nicht strafen könne, es würden im Bedarf aber auch Verwaltungsstrafanzeigen eingebracht. 

Wasserstoff als Gas-Alternative

Wasserstoff hält dem Bericht zufolge als Gas-Alternative immer konkreter Einzug in die Zukunftspläne der Energiewelt und werde so auch als neues Regulierungsgebiet für die E-Control relevant. Bis 2040 sollen laut österreichischer Wasserstoffstrategie 70 TWh klimaneutraler Wasserstoff eingesetzt werden. Um die Lücke zwischen Eigenerzeugung und Bedarf zu decken, sollen langfristig ca. 70 % davon importiert werden. Neben Themen wie dem Aufbau der Infrastruktur und der Produktion sowie der Ausgestaltung des Regulierungsrahmens sollte aus Sicht der E-Control für den Aufbau und Betrieb eines Wasserstoffnetzes ein nationaler Netzbetreiber eingesetzt werden, so der Bericht. Auf Fragen von Petra Oberrauner (SPÖ) meinte Gewessler, dass die E-Control auch zur Regulierung dieses Bereichs aus ihrer Sicht sehr gut geeignet wäre. Insgesamt werde an einer Novelle zu diesem Thema auf Hochdruck gearbeitet.

Mehr Anfragen als je zuvor bei Beratungsstelle

Seitens des Vorstands der E-Control heißt es außerdem im Bericht, dass die Beratungsstelle der E-Control im vergangenen Jahr mehr Anfragen als je zuvor zu bewältigen hatte. So sei mit rund 42.700 Anfragen und Beschwerden ein Plus von 29 % gegenüber 2022 verzeichnet worden. Die Anträge bei der Schlichtungsstelle wuchsen um 35 % an. Die Besuche auf der Seite des Tarifkalkulators seien vom ohnehin bereits extrem starken Jahr 2022 von 1 Mio. auf 2 Mio. und somit auf das Doppelte im Jahr 2023 gestiegen. (Schluss Wirtschaftsausschuss) mbu


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