Grüne: ÖVP-Mönichkirchen (NÖ) stellt sich gegen Namensnennung jüdischer Shoah-Opfer

Wie es um den Kampf gegen Antisemitismus und die Erinnerungsarbeit an die Opfer des Nationalsozialismus bei der ÖVP Niederösterreich bestellt ist, zeigt ein Beispiel aus der Gemeinde Mönichkirchen (NÖ). Der dortige Gemeinderat stellt sich mit den Stimmen der ÖVP gegen die Nennung dreier jüdischer Shoah-Opfer auf einer Gedenk-Stele. Sie setzt sich damit über die Empfehlungen und Forderungen der vom Gemeinderat eingerichteten Arbeitsgruppe „Errichtung Gedenkstätte für Jüdisches Leben in Mönichkirchen“, sowie über acht Stellungnahmen von Expert:innen und dem Wunsch eines lebenden Nachfahren hinweg. Die Initiative ging aus dem wissenschaftlichen Projekt „Eine versunkene Welt – Jüdisches Leben in der Region Bucklige Welt – Wechselland“ hervor. Bisher war die Gemeinde Mönichkirchen eine der wenigen der 28 erforschten Gemeinden, die sich per Beschluss bereit erklärt hatte, an die jüdischen NS-Opfer der Region zu erinnern. Durchgesetzt wurde dieser Gemeinderatsbeschluss vor allem durch das Engagement einer Initiative, die sich seit 2019 für diesen Erinnerungsort einsetzt.

Erinnert werden soll an Kornel Hoffmann (1942 ermordet in Maly Trostinec), Henriette Amelie „Lilly“ Lieser (1943 ermordet im KZ Ausschwitz) und Grete De Francesco, geb. Weissenstein (1945 ermordet im KZ Ravensbrück).

„Es ist mehr als schleierhaft, warum auf die Nennung der Namen der jüdischen Shoah-Opfer von Mönichkirchen auf der Stein-Stele verzichtet und stattdessen ein allgemein gehaltener Text platziert werden soll. Alle drei von den Nationalsozialisten ermordeten Personen sind auch auf der Shoah-Namensmauer im Wiener Ostarrichipark zu finden. Warum nicht in Mönichkirchen?“, zeigt sich Eva Blimlinger, Sprecherin für Antisemitismus, entsetzt über dieses politische Vorgehen.

Mit dieser Vorgangsweise wird nicht nur die spezifische Verfolgungsgeschichte und Vernichtungspolitik der Nazis gegenüber Jüdinnen und Juden unsichtbar gemacht. Das gesamte vom Gemeinderat beschlossene Projekt wird damit torpediert, da ohne die Namensnennung weder der Künstler noch die Geldgeber:innen bereit sind, die Gedenk-Stele in dieser unzureichenden Form umzusetzen. Aus Erinnern wird somit genau genommen eine antisemitische Haltung. Warum sich die ÖVP im Gemeinderat so dagegen versperrt, an die jüdischen Opfer der NS-Vernichtungspolitik zu erinnern, kann – und man muss es so sagen – nur mit Antisemitismus erklärbar sein. Zumindest muss diese Interpretation angenommen werden.

„Wir Grüne setzen uns gegen jede Form von Antisemitismus ein und fordern ein Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus. Es ist traurig mitanzusehen, dass es immer wieder Versuche gibt, gedenkpolitischen Initiativen, die an die NS-Gräuel erinnern, Steine in den Weg zu legen. Das ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht der Opfer und Überlebenden, sondern ein unwürdiges Schauspiel im Jahr 2024“, so Blimlinger abschließend.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Grüner Klub im Parlament

AntisemitismusBlimlingerGedenkpolitikGrüne
Comments (0)
Add Comment