Zarits für Weiterentwicklung der sportmedizinischen und -psychologischen Betreuung

„Sport und körperliche Aktivität sind für Geist und Körper unbestritten gesund. Andererseits können intensive und erschöpfende körperliche Belastungen zu gesundheitlichen Gefährdungen, Schäden oder gar zum Tode führen. Daher ist es von großer Bedeutung im Spitzen- und Leistungssport, insbesondere im Nachwuchsbereich anzusetzen und die jungen Sportlerinnen und Sportler hinsichtlich der körperlichen und mentalen Anforderungen sowie der sportartspezifischen Herausforderungen sportmedizinisch und -psychologisch bestmöglich zu begleiten und zu betreuen“, hält heute, Mittwoch, ÖVP-Sportsprecher Christoph Zarits zur eingebrachten parlamentarischen Anfrage zur Weiterentwicklung der sportmedizinischen und -psychologischen Betreuung von Sportlerinnen und Sportlern mit Schwerpunkt Nachwuchsleistungssport an Bundesminister Werner Kogler fest. Der Abgeordnete fordert den Ausbau der Betreuung und will mit der Anfrage den Status quo und die Vorhaben des Ministers abfragen.

Im Nachwuchsleistungssport würden bereits im Jugendalter hohe körperliche und mentale Anforderungen (z.B. hohe Wettkampfdichte, Doppelbelastung Schule und Sport, mangelnde Regenerationsphasen) bestehen, welche eine Vielzahl an gesundheitlichen Beschwerden und Behandlungsbedürfnissen hervorrufen könnten. „In jenen Fällen, wo Verbände, etwa anlässlich der Teilnahme ihrer Athletinnen und Athleten an Wettkämpfen, oder deren Vereine nicht über Risiken aufklären und entsprechende Angebote vermitteln, sind Sportlerinnen und Sportler bei der Wahl der Versorgungsmöglichkeiten auf sich selbst bzw. ihre Eltern gestellt. Dann fehlt es auch an Informationen, wo welche Leistungen angeboten werden bzw. werden Ärztinnen und Ärzte oder Psychologinnen und Psychologen erst aufgesucht, wenn bereits Beschwerden eingetreten sind“, sagt Zarits. Präventive Aspekte würden oft zu kurz kommen und eine standardisierte Sporttauglichkeitsuntersuchung sei nicht immer Voraussetzung für die Ausübung von Wettkampfsportarten.

Der Abgeordnete verweist im Zuge der Anfrage auf eine Nachwuchssport-Studie der Universität Wien, Abteilung für Sportmedizin, Leistungsphysiologie und Prävention am Institut für Sportwissenschaft, die ergab, dass sich die Nachwuchssportlerinnen und -sportler in vielen Bereichen zusätzliche Betreuungsarbeit wünschen. In den Bereichen, in denen genügend Versorgung vorhanden ist, sind sie mit der Umsetzung und Durchführung sehr zufrieden. Auffällig sei, so die Studie, eine hohe Anzahl an Verletzungen bei fehlenden derartigen Angeboten und die Forderung nach zusätzlichem Personal in sportmedizinischen und auch in den sportwissenschaftlichen Bereichen. Die Analyse der sportmedizinischen Untersuchungen ergab, dass insbesondere im Bereich der kardiologischen Untersuchungen Bedarf für häufigere Untersuchungen besteht. In diesem Zusammenhang sollte vermehrt ein Fokus auf die Athletinnen und Athleten außerhalb von Sportschwerpunkt-Schulen gelegt werden, so die Studien-Autoren. Eine weitere Empfehlung für die Praxis aus dieser Studie ist etwa der Ausbau der Aufklärungsarbeit zur verbesserten Regeneration durch regelmäßigen, ausreichenden Schlaf. „Die Integration sportpsychologischer Methoden in das Trainings- und Wettkampfgeschehen sollte ein weiterer wichtiger Schwerpunkt sein“, so der Sportsprecher. Denn aus der stetigen Betreuungs- und Evaluierungstätigkeit des Österreichischen Bundesnetzwerkes Sportpsychologie (ÖBS) kann abgeleitet werden, dass sportpsychologische Betreuung wirkt und die Entwicklung mentaler Kompetenzen fördert.

„Jede Leistungssportlerin und jeder Leistungssportler in Österreich sollte zumindest die Möglichkeit haben, ihre bzw. seine Leidenschaft, ihren oder seinen Sport, möglichst lange gesund ausüben zu können. Dafür braucht es Maßnahmen, die niederschwellig, für jeden zugänglich und leistbar sind und den hohen Prozentsatz an Drop-outs im Nachwuchsbereich verringern“, schließt Zarits.

Die parlamentarische Anfrage im Detail:

 1.        Was unternehmen Sie, um eine modernen Standards entsprechende sportmedizinische und sportpsychologische Betreuung von Sportlerinnen und Sportlern im Spitzen- und Leistungssport nachhaltig sicherzustellen und vorhandene Strukturen zu stärken?

2.         Werden Sie veranlassen, dass insbesondere die Angebote im Nachwuchsleistungssport auf Grundlage einer wissenschaftlichen Erhebung zum Bedarf ausgebaut werden?

3.         Werden Sie darauf einwirken, dass von den zuständigen Einrichtungen verstärkt präventive Maßnahmen entwickelt werden?

4.         Wie wollen Sie die Zugänge der Sportlerinnen und Sportler zu betreuungsunterstützenden Maßnahmen – etwa in finanzieller Hinsicht – erleichtern?

5.         Was unternehmen Sie, damit die diesbezüglichen Angebote insbesondere des Österreichischen Instituts für Sportmedizin, der Leistungssport Austria, des Österreichischen Bundesnetzwerks Sportpsychologie und der Bundessportakademien harmonisiert, für bestimmte Zielgruppen standardisiert und breiter zugänglich gemacht werden?

6.         Werden Sie die Voraussetzungen schaffen, dass die Bundes-Sport GmbH etwa im Wege über die Fach- und Dachverbände dazu Programme mit konkreten Maßnahmen anbietet?

7.         Wie werden Sie die Aufklärungsarbeit intensivieren, um auch das Umfeld der Sportlerinnen und Sportlern, insbesondere Trainerinnen und Trainer, Eltern/Erziehungsberechtigte, etc. in medizinischer und psychologischer Hinsicht zu sensibilisieren (präventive) Kompetenzen zu entwickeln?

8.         Werden Sie Präventionsprogramme entwickeln, die Risikofaktoren identifizieren, physische und psychische Gesundheit fördern sowie die Resilienz von Athletinnen und Athleten, Trainerinnen und Trainern sowie deren Umfeld stärken?

9.         Werden Sie für eine angemessene Erhöhung der Förderung für sportmedizinische Voruntersuchungen pro Kaderathletin/Kaderathlet sorgen?

10.       Werden Sie einen Pool an verfügbarem Personal aus den Bereichen Sportmedizin, Physiotherapie, Sportwissenschaften und Sportpsychologie zur optimalen Betreuung des Spitzensports und Nachwuchsleistungssports etwa für Trainingslager und Wettkämpfe etablieren?

 11.       Werden Sie eine Unterstützung für Sporttauglichkeitsuntersuchungen von Nachwuchs-Leistungssportlerinnen und -sportlern, insb. bei deren Einstieg in schulische Leistungsmodelle, sowie eine regelmäßige und flächendeckende Prävention auch für Nachwuchskaderathletinnen und -athleten und für Leistungssportschulen einrichten?

12.       Werden Sie die Finanzierung der Kompetenzzentren des Österreichischen Bundesnetzwerkes Sportpsychologie nachhaltig sicherstellen?

13.       Was unternehmen Sie für eine Weiterentwicklung der angewandten Sportpsychologie und Annäherung an internationale Vorbilder wie etwa Deutschland oder nordische Staaten?

14.       Wie sorgen Sie für einen breiteren Einsatz von Programmen für eine regelmäßige sportpsychologische Diagnostik zu möglichen Belastungsfaktoren im Spitzen- und Nachwuchsleistungssport?

15.       Werden Sie ein leistbares/gefördertes Angebot sportpsychologischer Betreuung für alle Nachwuchsleistungssportlerinnen und -sportler, die bei einem österreichischen Fachverband eine Lizenz lösen, sicherstellen?

16.       Werden Sie zur Realisierung oben stehender Maßnahmen dafür sorgen, dass neue Förderprogramme der Bundes-Sport GmbH für Fachverbände eingerichtet werden?

17.       Werden Sie zur Realisierung oben stehender Maßnahmen dafür sorgen, dass die Fortbildungsangebote von ÖBS und Bundessportakademie für Trainerinnen und Trainer ausgebaut werden?

18.       Werden Sie zur Realisierung oben stehender Maßnahmen dafür sorgen, dass die Olympiazentren als Partner für die Betreuung und Entwicklung vieler Athletinnen und Athleten einbezogen werden?

19.       Werden Sie eine (Online)Plattform zum Wissenstransfer in der Sportpsychologie, insb. mit Blickrichtung Verbände, Vereine, Trainerinnen und Trainer, Eltern/Erziehungsberechtigte sowie Sportlerinnen und Sportler einrichten?

20.       Wie sorgen Sie für einen gezielten Einsatz von Verletzungsprävention durch geschultes Personal, um die hohe Anzahl an Verletzungen zu reduzieren?

21.       Werden Sie ganzheitliche/interdisziplinäre Anlaufstellen in allen Bundesländern, an welche sich Vereine mit ihren Sportlerinnen und Sportlern (im Nachwuchs-, Leistungs- und Spitzensport) wenden können und die u.a. als Koordinationsstelle zwischen dem organisierten Sport (Vereine/Verbände/Institutionen) und bereits bestehender Gesundheitszentren agieren, installieren?

(Schluss)

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