„Frauen arbeiten aufgrund fehlender Kinderbetreuungsangebote und fehlender Vollzeitjobs oft nicht nur Teilzeit, sondern nehmen aus Mangel an Alternativen prekäre Arbeitsverhältnisse inklusiver schlechter Bezahlung an. Das heißt, viele Frauen müssen ohnehin schon jeden Euro zweimal umdrehen. Wenn dann noch eine schwere oder chronische Erkrankung und ein damit einhergehender Jobverlust dazukommt, geht es neben der gesundheitlichen Belastung schnell um das finanzielle Überleben“, sagt Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende des ÖGB.
Am Welttag der Frauengesundheit verweist Schumann auf die zusätzliche Gefahr, bei längeren Krankenständen auch noch gekündigt zu werden: Eine jüngste Information der Wirtschaftskammer bestätigt die Befürchtung, dass in einigen Fällen Frauen etwa mit Brustkrebs nicht mit dem Mitgefühl ihrer Arbeitgeber rechnen können. Derzeit sei es möglich, Mitarbeiter:innen im Krankenstand zu kündigen. „Arbeitnehmer:innen dürfen hier nicht allein dem guten Willen der Arbeitgeber ausgesetzt sein“, verweist Schumann auf ein Modell in der Schweiz, die den Kündigungsschutz hier anders regelt.
Mehrfach-Belastungen anerkennen
„Es braucht schlichtweg einen Gender-Schwerpunkt im Arbeitnehmer:innenschutz“, fordert die ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende. „Körperliche und psychische Belastungen in frauendominierten Berufen finden immer noch viel zu wenig Beachtung.” Wir müssen alles tun, damit auch Frauen länger in Gesundheit leben. „Denn Gesundheit darf weder eine Frage des Geldes noch des Geschlechtes sein”, so Schumann abschließend.
Aktuell leben Frauen zwar länger als Männer, dafür aber oft in schlechter Gesundheit. Das muss sich ändern, betont die ÖGB-Vizepräsidentin. Die häufigsten Todesursachen von Frauen sind mit 35,7 Prozent Herz-Kreislauferkrankungen, obwohl diese nach wie vor als typisch männlich gelten. „Gründe dafür sind jahrelange Mehrfachbelastung durch Care-Arbeit und Erwerbsarbeit verbunden mit hohem Stress. Außerdem werden Diagnosen von Krankheiten oft verspätet gestellt, denn Frauen weisen häufig andere Symptome als Männer auf“, so Schumann.
Gendermedizin rettet Leben
Gendermedizin könnte hier erfolgreich gegensteuern und sogar Leben retten. „Gleichzeitig wäre Gendermedizin bzw. die stärkere Berücksichtigung geschlechtssensibler Unterschiede einer der Bausteine, um für mehr gesundheitliche Chancengleichheit zu sorgen“, betont Schumann und fordert unter anderem die Forcierung von genderspezifischen Forschungsschwerpunkten, die Entwicklung von genderspezifischen Gesundheitsvorsorge- und Präventionsprogrammen und die Schaffung von weiteren Modellregionen „Gendermedizin“ analog zum Erfolgsmodell in Kärnten.
„Frauengesundheit wurde über Jahrhunderte nicht ernst genommen und dementsprechend auch in der Entwicklung von Medikamenten und der Forschung zu wenig berücksichtigt”, kritisiert Schumann. Das seien auch die Gründe, warum zum Beispiel Herzinfarkte bei Frauen oft viel zu spät erkannt werden oder Krankheiten, die nur Frauen betreffen, wie Endometriose, viel zu wenig erforscht sind. Der Weg bis zur Diagnose dauert oft Jahre und bedeutet für viele Frauen einen langen Leidensweg oder lebensbedrohliche Folgen.
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