Rauchen ist für eine Vielzahl von Gesundheitsschäden verantwortlich und findet in unserer nachhaltig orientierten Gesellschaft immer weniger Akzeptanz. Aber langjährigen Rauchenden fällt ein absoluter und abrupter Rauchstopp oftmals sehr schwer. Gleichzeitig wünscht sich mehr als die Hälfte der über 50-jährigen Rauchenden aufzuhören bzw. den Zigarettenkonsum zu reduzieren. Für Univ.-Doz. Dr. Ernest Groman, er ist wissenschaftlicher Leiter des Nikotin Instituts Wien und betreut seit mehr als 25 Jahren aufhörwillige Rauchende beim Rauchstopp, ist das ein klarer Auftrag an die Politik, endlich Rahmenbedingungen zu schaffen, die aufhörwillige Rauchende bei ihrem Wunsch nach einem Rauchstopp unterstützen, anstatt ihre nicht mehr erwünschte Lebensweise über eine rigorose Verbotspolitik zu verurteilen.
Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman: „In der Medizin gibt es vielfach erprobte und erfolgversprechende Lösungsansätze, die den Rauchstopp unterstützen. Allen gemeinsam ist, dass sie den Verzicht auf die Tabakzigarette erleichtern.“
Passend dazu haben uns in der jüngsten Vergangenheit auch Erfolgsmeldungen aus unterschiedlichen Regionen rund um den Globus erreicht. So gilt Schweden als erstes Land in der Europäischen Union de facto als rauchfrei. Ebenso konnten die Nachbarn in Norwegen den Anteil der täglich Rauchenden auf unter zehn Prozent senken. Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman: „Beide Länder haben ein gemeinsames Erfolgsrezept: Die Rauchenden greifen vermehrt zu weniger schädlichen Alternativen, die ihnen helfen den Zigarettenkonsum zu beenden, und sie gleichzeitig ausreichend mit Nikotin versorgen.“
Auch in Neuseeland steigen Rauchende auf alternative Nikotinprodukte um: Anders als die Nordeuropäer:innen bevorzugen sie Verdampfer, um von der täglichen Tabakzigarette wegzukommen.
Für Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman bedeutet dies, dass Alternativen zur herkömmlichen Zigarette in der Praxis wesentlich erfolgversprechender sind als politisch motivierte Verbote: „In unserer täglichen Arbeit mit aufhörwilligen Raucherinnen und Rauchern wird uns ebenfalls berichtet, dass Hilfsmittel wie zum Beispiel E-Zigaretten, Tabakerhitzer oder tabakfreie Nikotinbeutel helfen, die Zahl der gerauchten Zigaretten zu reduzieren sowie in weiterer Folge oft zum kompletten Verzicht auf die klassische Tabakzigarette führen. Eine gute Unterstützung liefern auch Nikotinersatzproukte, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind.“
Umfrage Aufklärung zu Tabak-Alternativen könnte Raucher:innenquote senken
Der Wissensstand von Rauchenden über das verminderte Risikopotential von alternativen Nikotinprodukten scheint relativ gering: Das Think-Tank-Netzwerk „We Are Innovation“ hat dazu in 28 Ländern eine Umfrage zu E-Zigaretten durchgeführt, die zu folgenden Erkenntnissen kommt: 74 % der Rauchenden weltweit glauben immer noch, dass Dampfen mindestens genauso schädlich ist wie Rauchen. In Ländern wie Brasilien, den Niederlanden, Slowenien und Kasachstan liegt dieser Wert bei über 80 %. Aber selbst in Ländern wie Großbritannien, Frankreich und der Tschechischen Republik ist die Mehrheit (über 60 %) immer noch schlecht informiert.*
Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman sieht den Schlüssel zum Erfolg daher in zielgerichteten Aufklärungs- und Informationskampagnen statt in einer „Informationssperre“ für alternative Produkte. „Diese Umfrage zeigt, wie wichtig eine transparente Informationspolitik und eine flächendeckende Aufklärung für die Bevölkerung sind, um dem Ziel einer rauchfreien Gesellschaft näher zu kommen. Informationssperren stabilisieren den herkömmlichen Tabakzigarettenmarkt.“
Univ.-Doz. Dr. med. Ernest Groman ist Arzt und Experte für Programme zur Rauchentwöhnung. Als wissenschaftlicher Leiter des Nikotin Institutes Wien organisiert und führt er unter anderem seit mehr als 20 Jahren Rauchentwöhnungsprogramme durch.
Das Nikotin Institut Wien wurde 1998 gegründet und bietet Hilfestellungen für Rauchende, die die Abstinenz vom Zigarettenkonsum erreichen bzw. ihren Konsum langfristig reduzieren wollen. Im Zentrum steht dabei die Reduktion von tabakassoziierten Erkrankungen. Im Rahmen dieser Zielsetzung kommen dem Institut Aufgaben wie Diagnose, Therapie und Information der Öffentlichkeit und des Gesundheitssystems zu. Weltweit gibt es nur wenige vergleichbare Institutionen.
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