Österreichs Außenwirtschaft erholt sich nach Jahren der Pandemie und hoher Inflation

Österreichs Leistungsbilanz ergab 2023 – nach einem defizitären Ergebnis im Jahr davor – wieder ein Plus von 12,7 Mrd EUR. Der Güterhandel leistete dank deutlich entspannter Energiepreise einen entscheidenden Beitrag zum Leistungsbilanzüberschuss. Gleichzeitig bildete auch der Reiseverkehr nach den herben Einbußen während der COVID-19-Pandemie nun wieder eine tragende Säule der österreichischen Außenwirtschaft. Die Kapitalbilanz war 2023 vor allem durch den Aufbau von Wertpapierverpflichtungen gekennzeichnet, wobei österreichische Staats- und Bankanleihen bei ausländischen Investoren besonders gefragt waren. Das solide Wachstum im Geschäft mit strategischen Unternehmensbeteiligungen führte zu Höchstständen der Forderungs- und Verpflichtungsbestände. 

„Österreichs Außenwirtschaft bilanziert nach dem negativen Leistungsbilanzsaldo 2022 im Jahr 2023 mit 2,7 Prozent des BIP deutlich positiv. Dies ist ein Anzeichen, dass Österreichs Außenwirtschaft sich nach der erst kürzlich überwundenen Pandemie von den Auswirkungen des global herausfordernden Wirtschaftsumfelds mit außergewöhnlich hoher Inflation wieder erholt“, erläuterte Gottfried Haber, Vize-Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) im Rahmen einer Pressekonferenz. 

Die Leistungsbilanz ergab 2023 einen Überschuss von 12,7 Mrd EUR oder 2,7 Prozent des BIP, nachdem 2022 erstmals seit zwei Jahrzehnten ein Defizit (-1,3 Mrd EUR oder -0,3 Prozent des BIP) verzeichnet worden war. Damit erfüllt Österreich die von der EU-Kommission vorgegebenen außenwirtschaftlichen Stabilitätskriterien und zeigt im Vergleich mit anderen EU-Mitgliedsstaaten eine gut ausbalancierte Position.

„Die Drehung der Leistungsbilanz geht auf den Güterhandel zurück, der einen positiven Saldo von 9,3 Mrd EUR beisteuerte. Die Entspannung der internationalen Energie- und damit der Einfuhrpreise ließ Österreichs Aufwand für Güterimporte um fast 7 Prozent sinken. Gleichzeitig stiegen die Exporteinnahmen um 1,1 Prozent, was angesichts des weiterhin angespannten globalen Handelsumfelds als sehr positiv zu bewerten ist“, erklärte Johannes Turner, Direktor der OeNB-Hauptabteilung Statistik. Die meisten anderen EU-Mitgliedstaaten hatten exportseitige Einbußen zu verzeichnen. Günstig entwickelte sich vor allem die chemisch-pharmazeutische Industrie, deren Einnahmen um rund 19 Prozent anstiegen. Die mit Abstand größte Warengruppe bei Importen und Exporten von Waren sind weiterhin Maschinen & Fahrzeuge, die für jeweils ein gutes Drittel des Güterverkehrs stehen.

Neben dem Güterhandel erwies sich 2023 traditionell wieder der Reiseverkehr als wesentliche außenwirtschaftliche Einnahmequelle und trug per saldo +9,2 Mrd EUR zum Ergebnis bei. Österreichs Einnahmen von ausländischen Gästen erreichten 23,1 Mrd EUR und lagen damit nominell um rund 13 Prozent über jenen vor Ausbruch der Pandemie. Real betrachtet kam es jedoch zu einem Einnahmenrückgang. Das Rekordergebnis von 2019 (Nettoüberschuss von 2,6 Prozent des BIP) konnte 2023 noch nicht wieder erreicht werden, da der große Nachholbedarf der Österreicher:innen beim Urlaub im Ausland zu höheren Ausgaben geführt hat.

Deutschland war 2023 mit einem Anteil von rund 45 Prozent neuerlich der unangefochtene Spitzenreiter in der Rangliste ausländischer Gäste. Es folgten mit Abstand die Niederlande und die Schweiz (jeweils rund 7 Prozent). China und die Russische Föderation blieben als Herkunftsmärkte weit hinter der Bedeutung zurück, die sie vor Ausbruch der Pandemie hatten.

Die Kapitalbilanz wurde 2023 vor allem durch den Aufbau von Wertpapierverpflichtungen getrieben. Insgesamt wurden österreichische Wertpapiere in der Höhe von 36,4 Mrd EUR von ausländischen Investoren gekauft. Die Emission von österreichischen Bankanleihen hat seit der Zinswende Fahrt aufgenommen und diese waren stark bei ausländischen Investoren gefragt (18,7 Mrd EUR). Die Forderungsseite war besonders durch Zukäufe des inländischen Bankensektors in der Höhe von 13,3 Mrd EUR geprägt, davon flossen 7,3 Mrd EUR in ausländische Staatsanleihen. Per saldo wurden in Österreich 2023 um 16,2 Mrd EUR mehr Wertpapiere an das Ausland verkauft als von dort zugekauft.

Strategische Unternehmensbeteiligungen (Direktinvestitionen) trugen mit 5,2 Mrd EUR positiv zur Kapitalbilanz bei. Österreichs Direktinvestoren veranlagten 2023 im Ausland knapp 9 Mrd EUR und erzielten rund 2 Mrd EUR an Bewertungsgewinnen aus bestehenden Investitionen. Daraus ergab sich Ende 2023 mit 247 Mrd EUR ein historischer Höchststand des veranlagten Kapitals. Auf Rekordniveau lag Ende 2023 auch das Vermögen aus internationalen Direktinvestitionen in Österreich in Höhe von 205 Mrd EUR.

Österreichs Finanzaktiva im Ausland (1.081 Mrd EUR) lagen Ende 2023 ebenso wie die Verpflichtungen (1.002 Mrd EUR) über der Billionen-Marke. Das Nettovermögen blieb trotz des Leistungsbilanzüberschusses aufgrund von Bewertungseffekten unverändert bei +79 Mrd EUR. 

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