Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) trauert um Hans Tuppy. Der Biochemiker ist im 100. Lebensjahr verstorben. Tuppy war nicht nur ein exzellenter Wissenschaftler, er bekleidete die wichtigsten Positionen in der Wissenschaft und in der Wissenschaftspolitik. Er war Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), Rektor der Universität Wien, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Bundesminister für Wissenschaft und Forschung. Er wurde 1961 zum korrespondierenden Mitglied und 1967 zum wirklichen Mitglied der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der ÖAW gewählt.
ÖAW-Präsident Heinz Faßmann sagt: „Hans Tuppy lebte für die Wissenschaft. Er hat die österreichische Forschungslandschaft in einzigartiger Weise geprägt. Niemand sonst bekleidete so viele unterschiedliche Ämter in der Wissenschaftspolitik und im Wissenschaftsmanagement. Er war ein großes Vorbild. Als Wissenschaftler war er exzellent, seine Forschung galt als nobelpreisverdächtig, er förderte junge Wissenschaftler:innen und er war eines der aktivsten und profiliertesten Mitglieder der ÖAW. Bis zuletzt nahm er an Aktivitäten der Akademie teil und besuchte unsere Gesamtsitzungen. Die Nachricht von Tuppys Tod macht uns sehr betroffen.“
Pionier der Molekularbiologie
Hans Tuppy hat in seiner Forschung an der Strukturbestimmung des Insulins mitgewirkt, die von Frederick Sanger (Cambridge) aufgeklärt werden konnte. Sanger erhielt dafür den Nobelpreis. Im Bereich der Molekularbiologie war Tuppy Pionier und Visionär. Bereits 1966 wurde er zu einem der beiden ersten Leiter des damals gegründeten ÖAW-Instituts für Molekularbiologie in Wien bestellt. In seine Amtszeit als Wissenschaftsminister fällt die Eröffnung des Instituts für Molekulare Pathologie (IMP), welches den Nucleus des Vienna Biocenter darstellte. Tuppy war maßgeblich an der Konzeption und Gründung des IMBA (Institut für Molekulare Biotechnologie) beteiligt, welches eng mit dem IMP kooperiert. Als Mitglied im Aufsichtsrat begleitete er die erfolgreiche Aufbauphase des IMBA.
Erfolge als Akademiepräsident
Als Akademiepräsident verbuchte Hans Tuppy noch in der Zeit des Kalten Kriegs die gleichzeitige Teilnahme des Grazer Instituts für Weltraumforschung der Akademie an Projekten der ESA und NASA und am bisher größten Weltraumprojekt der damaligen UdSSR – dem Projekt VEGA – als besonderen Erfolg. Er unterstützte die Errichtung einer ÖAW-Forschungsstelle für Immunendokrinologie in Innsbruck (1986), die später in das Institut für Biomedizinische Alternsforschung umgewandelt wurde und dem Tuppy als Kuratoriumsobmann ein Jahrzehnt lang vorstand.
Hans Tuppy arbeitete bis ins hohe Alter, war täglich in seinem Büro am Biocenter anzutreffen und verfolgte die Forschung in seinem Bereich genau. Zuletzt leitete Tuppy jene Findungskommission, die die Wahl für die Nachfolge von Anton Zeilinger als ÖAW-Präsident vorbereitete und aus der Heinz Faßmann als neuer Präsident hervorging.
Preise würdigen Tuppy
Tuppys Leistungen in und für Wissenschaft und Forschung wurden unter anderem mit Ehrendoktoraten, hochrangigen Preisen wie dem Schrödinger-Preis 1973, der Aufnahme in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, in die Academia Europaea und in die Päpstliche Akademie der Wissenschaften sowie durch die Verleihung des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst gewürdigt.
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