Wien (OTS) – Vier Kinder hatte eine Frau Anfang des 20. Jahrhunderts durchschnittlich in Österreich. Heute sind es statistisch weniger als eineinhalb. Anstelle der Großfamilie also die Kleinfamilie: oft mit Einzelkind, oft alleinerziehend. Immer wieder wurde versucht, mehr Frauen und Männer dazu zu bringen, Eltern zu werden. Aber ob Mutterkreuz oder Kindergeld – es blieb erfolglos. Robert Gokl und Viktoria Tatschl analysieren für die neue „Menschen & Mächte“-Dokumentation „Windeln, Wünsche, Wirklichkeit: 100 Jahre Muttertag“, die ORF 2 am Donnerstag, dem 9. Mai 2024, um 20.15 Uhr zeigt, Ursachen und Folgen des demografischen Wandels und treffen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen vom Mutterkreuz-Kind bis zu Paul Pizzera, dessen Song „Mama“ eine Liebeserklärung an seine Mutter Brigitte ist.
Selbstverständlich darf zum Anlass passend auch 2024 Harald Sicheritz’ legendäre Kult-Comedy „Muttertag“ (12. Mai, 20.15 Uhr, ORF 1) im ORF-Programm nicht fehlen. Auch das „Hallo OKIDOKI“-Kinderprogramm (8.00 Uhr, ORF 1) steht im Zeichen des Muttertags. Der „dokFilm“ (12. Mai, 23.05 Uhr in ORF 2) präsentiert eine etwas andere Annäherung an den Ehrentag und fragt „Müssen Frauen Mütter sein?“. „kreuz und quer“ (7. Mai, 22.35 Uhr, ORF 2) dokumentiert in „Was Mädchen wert sind“ die Lebensrealität einer Mutter im Iran. Eine Ausgabe von „Barbara Karlich – Talk um 4“ mit dem Titel „Mama, du bist die Beste!“ (10. Mai, 16.00 Uhr, ORF 2), die beiden themenaffinen österreichischen Filmproduktionen „Lieselotte“ und „Wink des Himmels“ am 12. Mai in ORF III sowie die Komödienklassiker „Muttis Liebling“ und „Seine Mutter und ich“ (11. Mai) und die Doku „Die Erfindung der guten Mutter“ (12. Mai )in 3sat ergänzen das diesjährige ORF-TV-Programmangebot.
Menschen & Mächte: „Windeln, Wünsche, Wirklichkeit: 100 Jahre Muttertag“
„Meine Mama ist meine Heldin!“ – Mutter zu werden ist eine der folgenschwersten Entscheidungen, Mutter zu sein eine der größten Aufgaben im Leben einer Frau. Vor 100 Jahren war die Situation vieler Mütter so prekär, dass Marianne Hainisch, bürgerliche Frauenrechtlerin und Mutter des ersten österreichischen Bundespräsidenten Michael Hainisch, den Muttertag in Österreich einführte. Ihr Vorbild dabei: Anna Marie Jarvis, Begründerin der Muttertags-Idee in den USA noch vor dem Ersten Weltkrieg. Von Anfang an wurde die Initiative kritisiert: Ein Tag im Jahr mit Kindergedichten und Blumengeschenken kann kein Ausgleich für die Arbeit, die Sorgen, die Nöte eines ganzen Jahres sein. In der Pflicht standen die Männer: Mitverantwortung und Mitarbeit in der Kindererziehung. Bis heute hat sich daran wenig geändert.
Im Nationalsozialismus wurden Frauen als Gebärmaschinen gesehen. So viele Kinder wie möglich – für Führer, Volk und Vaterland. Das war der Auftrag. Der Lohn dafür das Mutterkreuz, verliehen zum Muttertag. Helga Duffek ist eines von zehn Kindern, für die ihre Mutter das Mutterkreuz erhielt: „Das war sehr wertvoll für sie. Materieller Wert null, das war ja kein echtes Silber. Es hat nur so geglitzert.“ Die Realität hinter der verlogenen NS-Propaganda war oft furchtbar:
zerrissene Familien; Kinder, die ohne Vater aufwuchsen; Mütter, die als Soldatenwitwen ihre Kinder allein erziehen mussten.
In der Zweiten Republik kehrt wieder Ruhe in den Familienalltag ein. In den ersten Jahrzehnten dominiert weiter das Ideal einer „bürgerlichen“ Familie, in der die Mutter sich zu Hause um die Kinder kümmert. Der gesellschaftliche Wandel und die Sozialreformen der 1970er Jahre verdrängen dieses Ideal immer mehr. Pillenknick, Legalisierung der Abtreibung, höhere Bildung und zunehmende Berufstätigkeit von Frauen, steigende Scheidungsraten, immer mehr Alleinerziehende, immer mehr Patchwork-Familien … Der Familienalltag und die Rolle der Mütter werden bunter, diverser, offener. Die Inszenierung des Muttertags selbst ändert sich kaum, auch wegen der kommerziellen Interessen von Blumenhändler:innen, Konditor:innen und Juwelier:innen, denen der Muttertag jedes Jahr ein Umsatzhoch bringt.
In den 1990er Jahren wird der Muttertag Thema eines gleichnamigen Spielfilms. Alfred Dorfer: „Wir wollten etwas über familiäre Verlogenheit machen. Und der Muttertag war für uns das absolute Symbol von Heuchelei.“ Der Film wird ein Riesenerfolg. Und der Muttertag in der Gegenwart immer umstrittener. Heute gilt er als Überbleibsel einer patriarchalen Vergangenheit, der einer diversen Familienrealität von heute nicht mehr gerecht wird. Eltern-Tag, Familien-Tag, Danke-Tag … mehrere Vorschläge für eine neue und moderne Definition des alten „Muttertags“ werden diskutiert. „Windeln, Wünsche, Wirklichkeit“ – Eine emotionale Zeitreise rund ums Kinder-Kriegen und Kinder-Aufziehen, durch ein Jahrhundert des Muttertags, zwischen Mutterglück und Mutterleid, Kinderlachen und Kinderweinen, Emanzipation und Tradition.
Weitere Programmpunkte zum Muttertag: Kultkomödie „Muttertag“ am 12. Mai um 20.15 Uhr in ORF 1
Eine österreichische Kultkomödie aus dem Jahr 1993 zum Wiedersehen gibt es am 12. Mai um 20.15 Uhr in ORF 1: „Muttertag“ – das sind 48 Stunden im Leben der skurrilen Familie Neugebauer, die in einer Siedlung am Stadtrand von Wien lebt. Denn was ein friedliches Muttertagswochenende werden soll, endet im Hause Neugebauer im grotesken Familienkrieg. Schwelende Konflikte treten immer deutlicher zutage: Vatis Seitensprung, Muttis Kleptomanie, Opas Abschiebung ins Heim, Bubis perverse Hobbys. Und so kommt es, wie es kommen muss: In einem turbulenten Finale auf dem kleinen Gemeindebaubalkon der Neugebauers entladen sich die Spannungen. Monty Python stand bei Harald Sicheritz’ bitterböser, vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierter Verfilmung des gleichnamigen Stücks der Kabarettgruppe Schlabarett – mit deren Mitgliedern Alfred Dorfer, Roland Düringer, Reinhard Nowak, Eva Billisich und Andrea Händler in Mehrfachrollen – ebenso Pate wie Georg Kreisler und Felix Mitterer.
Auch das Kinderprogramm in ORF 1 widmet sich in „Hallo OKIDOKI“ am 12. Mai ab 8.00 Uhr dem Muttertag: Mütter werden an diesem Tag mit selbstgebastelten Geschenken, Briefen und Blumen überrascht. Doch seit wann gibt es den Muttertag? Und woher stammt die feierliche Tradition? Außerdem wird passend zum Muttertag der Buchtipp „Super-Mama“ von Anna Marshall vorgestellt.
„kreuz und quer: „Was Mädchen wert sind – Eine Mutter im Iran“, „Barbara Karlich – Talk um 4: Mama, du bist die Beste!“ und „dokFilm:
Müssen Frauen Mütter sein?“ in ORF 2
In ORF 2 zeigt „kreuz und quer“ am 7. Mai (22.35 Uhr) den preisgekrönten Dokumentarfilm „Was Mädchen wert sind – Eine Mutter im Iran“, in dem die iranische Filmemacherin Marjan Khosravi das einfühlsame Porträt einer hochschwangeren Frau zeichnet, der die Tradition ihrer Volksgruppe eine schwere Bürde auferlegt. „Mama, du bist die Beste!“ heißt es am 10. Mai bei „Barbara Karlich – Talk um 4“ (16.00 Uhr). Der „dokFilm“ präsentiert eine etwas andere Annäherung an den Muttertag und fragt „Müssen Frauen Mütter sein?“ (12. Mai, 23.05 Uhr). Der gleichnamige Dokumentarfilm von Inés Peris Mestre und Laura García Andreu geht von der kühnen Behauptung aus, dass Mutterschaft überbewertet sei und unterzieht – unterstützt von Betroffenen und Expertinnen – die Thematik einem Realitätscheck.
ORF III mit themenaffinen österreichischen Filmproduktionen „Lieselotte“ und „Wink des Himmels“
ORF III präsentiert am Muttertag, dem 12. Mai, zwei themenaffine österreichische Filmproduktionen: Johannes Fabricks „Lieselotte“ (12.05 Uhr) aus dem Jahr 1998 erzählt von Paula (Vasiliki Roussi), die keine Kinder bekommen kann – doch das bremst ihren Wunsch nach einem Kind überhaupt nicht: Dann wird eben adoptiert! Und dass es auch andere Mitbewerber um „Lieselotte“ gibt, macht die Aufgabe nur reizvoller. Tragische Umstände sind im nachfolgenden Film „Wink des Himmels“ (13.40 Uhr) von Karola Hattop der Ausgangspunkt: Der Architektin Paula (Elisabeth Lanz) fliegt auf einer Baustelle eine Brieftaube zu. Diese trägt eine Nachricht bei sich, die Paula sehr berührt: „Ich suche für meinen Papa eine neue Mami, die zu uns passt.“ Paulas Neugier ist geweckt, sie beginnt nach dem Absender des Briefes zu suchen – und findet ihn tatsächlich.
3sat zeigt Komödienklassiker „Muttis Liebling“ und „Seine Mutter und ich“ sowie Doku „Die Erfindung der guten Mutter“
3sat zeigt zum Muttertag u. a. am 11. Mai Xaver Schwarzenbergers Komödienklassiker „Muttis Liebling“ (16.00 Uhr) mit u. a. Gregor Bloéb, Monica Bleibtreu, Marie Bäumer, Friedrich von Thun und Ulrike Beimpold sowie Wolfgang Murnbergers Komödie „Seine Mutter und ich“ (17.30 Uhr) u. a. mit Marianne Mendt, Andreas Kiendl und Muriel Baumeister in den Hauptrollen. Wie ist eine gute Mutter und wer entscheidet das? Regisseurin Marion Priglinger begibt sich in der Dokumentation „Die Erfindung der guten Mutter“ (12. Mai, 11.30 Uhr) auf eine Zeitreise – auf die Spuren der zahlreichen Mythen, die sich um das Bild der Mutter ranken.
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