Caritas: Weckruf für die Politik! Absolute Armut in Österreich explodiert

Die heute veröffentlichten Zahlen zu Armut in Österreich 2023 bestätigen, worauf die Caritas seit Jahren hinweist, sagt Nora Tödtling-Musenbichler, Präsidentin der Caritas Österreich in einer ersten Reaktion: „Armut in Österreich verfestigt sich, die Lage für armutsbetroffene Menschen wird immer dramatischer. Auch, wenn in Österreich niemand verhungert oder erfriert, es gibt immer mehr Menschen, die hungern und frieren oder ihre Wohnungskosten nicht mehr tragen können – mitten unter uns. Die Daten bestätigen: Es ist höchste Zeit für eine Sozialstaatsreform!“ 

Situation von akut von Armut betroffenen Menschen hat sich massiv verschärft, Kinder und Jugendliche dramatisch betroffen
Aus unserer täglichen Arbeit wissen wir: Die Lage für immer mehr Menschen in Österreich spitzt sich zu – trotz der Teuerungshilfen der Bundesregierung. Im letzten Jahr haben wir alleine bei den Caritas Sozialberatungsstellen einen Anstieg von mehr als einem Drittel an Kontakten gesehen. 
Heute bestätigen das die Daten der Statistik Austria. Die Maßnahmen der Bundesregierung haben geholfen, um die Anzahl an armutsgefährdeten Menschen zu stabilisieren. Die Anzahl von akut von Armut betroffenen Menschen hat sich aber dramatisch verschärft. Heute sind 336.000 Menschen in Österreich absolut arm. Das sind 130.000 mehr als noch im letzten Jahr. Tödtling-Musenbichler: „Die bisherigen Maßnahmen haben Menschen nicht vor Armut bewahrt – das Gegenteil ist der Fall! Unser Sozialsystem hat massive Lücken, es versagt dabei, Menschen vor Armut zu schützen und schafft es noch weniger den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. Die aktuellen Zahlen sind ein klarer Weckruf für die Politik: Es braucht eine echte Sozialstaatsreform! 

Kinder und Jugendliche besonders betroffen
Besonders dramatisch ist der Anstieg von absoluter Armut bei Kindern und Jugendlichen, die sich auf 88.000 Kinder mehr als verdoppelt hat. Tödtling-Musenbichler: „Es geht hier um Kinder, die von Anfang an und in allen Lebensbereichen benachteiligt sind. Dass sich die Zahl der armutsbetroffenen Kinder gegenüber dem Vorjahr noch verdoppelt hat, ist nichts weniger als ein Skandal. Als Sofortmaßnahme muss der Zuschlag von 60 Euro pro Familie und Kind für vulnerable Gruppen sofort unbefristet verlängert werden. Die Politik muss hier mit Hochdruck tätig werden und strukturelle und präventive Maßnahmen – Stichwort Bildung, Stichwort Gesundheit setzen. Es braucht einen armutsfesten Sozialstaat, mit armutsfesten Familienleistungen.“ 

Strukturelle Armut erfordert eine Sozialstaatsreform
Die Bundesregierung hat in den letzten Monaten und Jahren viele Maßnahmen gesetzt, um die Teuerungswelle abzufedern und um noch größere Armut zu verhindern. Tödtling-Musenbichler: „Viele der beschlossenen Unterstützungen laufen mit Ende 2024 aus. Da gilt es, keine Zeit mehr zu verlieren! Das ist ein dringender Appell an die Politik, wirklich mit Hochdruck an einer Sozialstaatsreform zu arbeiten.“ 

Die Caritas hat in den letzten Monaten wiederholt darauf hingewiesen, dass im Bereich des Arbeitslosengeldes, der Notstandshilfe, der Sozialhilfe und Ausgleichszulage dringend Maßnahmen zu setzen sind. Tödtling-Musenbichler: „Die Maßnahmen für eine strukturelle und nachhaltige Armutsbekämpfung liegen am Tisch. Es braucht drei Hebel:

1. Die Ausgleichszulage muss schnellstmöglich auf die Höhe der Armutsgefährdungsschwelle angehoben werden. Aktuell liegt dieser Mindeststandard unseres Sozialsystems deutlich unter der für Österreich errechneten Armutsgefährdungsschwelle. Dies Lücke muss endlich geschlossen werden. Das ist ein wirksamer Hebel, um vielen Menschen schnell zu helfen.
2. Im Bereich des Arbeitslosengeldes braucht es dringend eine Erhöhung der Nettoersatzquote und eine Valorisierung der Notstandshilfe. Arbeitslose Menschen leiden besonders unter den explodierenden Kosten, mehr als jede*r zweite ganzjährig Arbeitslose war 2023 armutsgefährdet (78.000 Menschen, 56%).
3. Zuletzt brauchen wir alle Kraft für eine Reform der Sozialhilfe bzw. die Einführung einer neuen Grundsicherung, die einheitliche Mindeststandards definiert und sich an den konkreten Bedarfen der armutsbetroffenen Menschen orientiert. 

Tödtling-Musenbichler: „Wir kennen die Hebel zur nachhaltigen und wirksamen Armutsbekämpfung. Die heute veröffentlichten Zahlen sind ein klarer Weckruf und dringender Handlungsauftrag an die Politik in Bund und Ländern für eine echte Sozialstaatsreform! Es ist definitiv keine Frage des Könnens, sondern eine Frage des Wollens.“ 

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