Tschernobyl – 38 Jahre danach
Weitaus schlimmer wurde es am Folgetag und am 1. Mai. In unterschiedlichem Maße, je nach Niederschlag, wurde radioaktives Material aus der Luft ausgewaschen und verseuchte die Böden.
„Wegen der Niederschläge an den Tagen danach ist Österreich eines der am stärksten betroffenen Länder. Wer es miterlebt hat, wird sich mit Sicherheit auch noch an die Verunsicherung und an die weiteren Folgen in unserem Land erinnern“, sagt Manfred Doppler vom Anti Atom Komitee. „Die Bevölkerung hatte Angst vor Regen, weil damit die Verstrahlung weiter stieg und die Kinder sollten so wenig wie möglich ins Freie.“
Konsequenzen gab es vor allem bei Nahrungsmitteln und der Lebensmittelproduktion. Das Gras, Futter für Tiere, war den radioaktiven Niederschlägen besonders ausgesetzt. Die Kühe mussten bei weniger belasteten Futtermitteln im Stall bleiben. Der Verkauf von vor allem Schaf- und Ziegenmilch, ebenfalls von Gemüse, wurde eingeschränkt oder überhaupt verboten wie auch die Grünfütterung des Viehs oder der Verkauf von Wildfleisch.
Inzwischen ist die Verseuchung des Bodens wieder zurückgegangen, Nuklide mit kurzen Halbwertszeiten sind zerfallen, andere versickern langsam in der Erde. Alles ist nach 38 Jahren, wenn auch nur fast, wieder wie früher. Was aber wäre, wenn der Tschernobyl-Reaktor viel näher gewesen wäre?
„Angesichts der Tatsachen heutzutage Atomkraft als „Klimaretter“ anzupreisen ist nicht nur falsch, sondern eine Dreistigkeit und eine Verhöhnung all ihrer Opfer in den vergangenen Jahrzehnten und der Zukunft durch Krebs und Missbildungen obendrein“, stellt Gerold Wagner klar. „Durch die Unwirtschaftlichkeit von Atomkraftwerken kommt es immer wieder zu Laufzeitverlängerungen für überalterte Reaktoren. Besonders in Frankreich scheinen über 1000 meldepflichtige Vorfälle pro Jahr in den Uralt-AKWs niemand zu stören. Man setzt unbeirrt weiter auf Atomkraft und nimmt offensichtlich einen zunehmend wahrscheinlicher werdenden gravierenden Zwischenfall in Kauf.“
Manfred Doppler fügt hinzu: „Nicht vergessen werden darf auch das im Kriegsgebiet und unter Beschuss liegende AKW Saporischschja, wo neben Beschädigungen mit ständigem Hoch- und wieder Herunterfahren durch die russischen Besatzer aktiv am möglichen Desaster gearbeitet wird. Aktuell im „kalten Zustand“, müssen die Reaktoren weiter gekühlt werden, um eine Kernschmelze zu verhindern. Demnächst soll wieder „mindestens ein Reaktor“ hochgefahren werden … Das beschäftigt zunehmend auch die atomkraftfreundliche IAEA, die Internationale Atomenergieorganisation!“
Mit unserer heurigen Plakataktion für Schulen und Gemeinden soll die Erinnerung an die Katastrophe, die bis heute mit ihren Langzeitfolgen andauert, wieder aufgefrischt werden.
Mit dem Plakat wollen wir auch andere Atomunfälle ins Gedächtnis rufen, die weltweit leider ebenfalls passiert sind, aber ansonsten im Hintergrund stehen.
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