„Mehr als 40.000 Kinder und Jugendliche benötigen eine Erziehungshilfe und knapp 13.000 Kinder leben in WGs, SOS-Kinderdörfer oder Pflegefamilien, als Maßnahme der Kinder- und Jugendhilfe. Ebenso gibt es heute keine Antwort auf die große Frage, warum es immer mehr Familien gibt, die mit der Pflege und Erziehung ihrer Kinder überfordert sind“, stellte heute FPÖ-Familiensprecherin NAbg. Rosa Ecker in ihrem Debattenbeitrag fest.
„Die Pflege und Erziehung wird an Pflegepersonen übertragen. Obsorge trägt die Kinder- und Jugendhilfe, die Einrichtung oder bleibt bei den leiblichen Eltern. Junge Erwachsene können vor dem 18. Lebensjahr um eine freiwillige Maßnahmenverlängerung bis maximal zum 21. Lebensjahr beantragen. Dabei kommt es auf die Bedürfnisse des Jugendlichen an und liegt im Ermessen der Behörde“, erklärte Ecker.
„Leibliche Eltern zahlen oft keinen ausreichenden Unterhalt an die Kinder- und Jugendhilfe als Ersatz für die Unterbringungskosten. Die Öffentlichkeit trägt schlussendlich die Kosten – auch für die ambulanten Hilfen. Und es braucht auch die Bereitschaft der Pflegeperson für eine Verlängerung. Und wer sich mit dem Pflegekinderwesen etwas befasst, weiß, dass Pflegeelternschaft oft eine enorme Herausforderung ist. Genauso ist das Heranwachsen in einer öffentlichen Erziehung kein leichter Weg für die Kinder und Jugendlichen, sondern eine Belastung. Einer österreichischen Studie, um diesen Bereich besser erforschen zu können, stehen wir grundsätzlich positiv gegenüber, man könnte diese ja etwas ausweiten“, betonte Ecker.
„Ich habe meine Masterarbeit mit dem Titel: ‚Pflegeeltern in Österreich – von unbezahlt bis bezahlt‘ geschrieben. Ich war viele Jahre im Betriebsrat von ‚planB‘, dem Anstellungsträger in Oberösterreich für Pflegeeltern. Die letzten Jahre war ich als Betriebsratsvorsitzende für etwa 340 Pflegeeltern wirklich die erste Anlaufstelle, wenn es schwierig wurde. Und ich weiß aus dieser täglichen Arbeit, dass Pflegepersonen sehr bemüht sind, die Kinder und Jugendlichen so auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit vorzubereiten, dass der Wechsel in die Eigenversorgung dann auch wirklich klappt. Vieles, was für manche Menschen selbstverständlich ist, wie etwa der Bettwäschewechsel, das Wäsche waschen, das Einkaufen bis hin zu finanziellen Dingen. Und natürlich auch das Arbeitsleben und das oft mit sehr viel mehr Engagement als dies in Einrichtungen geschieht“, sagte Ecker und weiter: „Einigen Jugendlichen fällt das sehr schwer, sie brauchen dafür länger und werden vielleicht immer diesen roten Faden brauchen, eine Begleitung auf dem Weg in die Selbstständigkeit, die beratend oder auch lenkend eingreift.“
„Aber auch Sozialarbeiterinnen verlassen sich oft darauf, dass Pflegepersonen ihre Schützlinge nicht einfach mit 18 Jahren rauswerfen, weil man sich auf ihre doch soziale elterliche Verantwortung verlässt und die Kosten für die Verlängerung spart“, so die FPÖ-Familiensprecherin.
„Pflegeeltern haben nur Pflichten, aber keine Rechte. Im Kontext der Studie könnte auch die Möglichkeit eines unterstützenden Betreuungssystems für Pflegeeltern geprüft werden, die auch die Kompetenz der Pflegepersonen nachhaltig nützt. Pflegepersonen, deren Pflegekinder herausgewachsen sind, könnten als Unterstützung für Pflegeverhältnisse eingesetzt werden. Und diese erfahrenen Pflegepersonen wären auch als Ansprechpartner und Begleiter für junge Erwachsenen bestens geeignet, die es eben alleine noch nicht schaffen, und die sonst keine familiäre Hilfe haben, die aus einer Einrichtung kommen oder die in der Pflegefamilie nicht bleiben werden – kostenlos wird das nicht gehen, das ist auch ganz klar“, betonte Ecker.
„Eines darf allerdings nicht passieren, wie uns ein Fall in Oberösterreich zeigt, dass ein Jugendlicher monatelang ins Ausland geschickt wird, wo Kosten von 80.000 Euro entstehen und das dann eigentlich wirkungslos ist“, erklärte Ecker.
„In Oberösterreich werden laut Zahlen aus dem Jahr 2020 jedem fünften betroffenen Jugendlichen Leistungen von den oberösterreichischen Bezirksverwaltungsbehörden bis zum 21. Lebensjahr bewilligt – also genau diese freiwilligen Verlängerungen, von denen wir heute hier sprechen. Und diese 20 Prozent wird auch die benötigte Anzahl real widerspiegeln. In Oberösterreich ist das Kinder- und Jugendhilfegesetz derzeit in Begutachtung und es kommt zu Verbesserungen für junge Erwachsene. So wird etwa im Einzelfall eine Hilfe für junge Erwachsene auch dann gewährt werden können, wenn nicht exakt am 18. Geburtstag eine Erziehungshilfe aufrecht ist – und das ist eine entscheidende Verbesserung, die ganz ohne Studie möglich wird“, so Ecker abschließend.
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