Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März 2024 hebt der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) die dringende Notwendigkeit hervor, strukturelle Probleme im Umgang mit geschlechtsbezogener Gewalt gegen Frauen anzugehen und die Gleichstellung der Geschlechter weiter voranzutreiben.
Die Gleichstellung der Geschlechter wurde in Österreich – zumindest auf dem Papier – bereits 1918 gesetzlich verankert. Traurige Realität ist aber, dass die Gleichstellung der Frau in keinster Weise – auch nicht 106 Jahre später – umgesetzt wurde und Österreich in Fragen zu Frauengerechtigkeit besonders schlecht, durchgehend unter dem europäischen Standard abschneidet. Frauen werden also nach wie vor benachteiligt und diskriminiert. Dies äußert sich insbesondere in Bereichen wie unbezahlter Care-Arbeit, Lohnungleichheit sowie den alarmierenden Zahlen von Femiziden und Gewalt. Die Zunahme an Gewalt und schlechte soziale Bedingungen schwächen die psychische Gesundheit von Frauen erheblich.
45 Tage unbezahlte Arbeit
In Österreich besteht im europäischen Vergleich ein alarmierend hohes geschlechtsspezifisches Lohngefälle zwischen Frauen und Männern. Aktuell beläuft sich der Gender Pay Gap auf 12,4 % das sind 45 Kalendertage, die Frauen rechnerisch unbezahlt arbeiten. Frauen übernehmen einen Großteil der unbezahlten Care-Arbeit und sind durch einen längeren Ausstieg aus dem Job mit 25% öfter von Altersarmut bedroht als Männer.
An der Tagesordnung: Femizide, seelische, körperliche und sexuelle Gewalt
Zum aktuellen Zeitpunkt werden sieben verlorene Frauenleben verzeichnet, und dies lediglich zu Beginn des neuen Jahres. Österreich ist demnach das einzige Land in der EU, in dem mehr Frauen als Männer von Männern getötet werden. Seelische, körperliche und sexuelle Gewalt schwächt die psychische Gesundheit von Frauen. Laut WHO haben Frauen, die Gewalt erfahren, ein doppelt bis dreifach so hohes Risiko an Depressionen zu erkranken als Frauen ohne Gewalterfahrung.
„Unabhängig von den vielen tragischen Einzelschicksalen, denen wir täglich gegenüber stehen, riskieren wir mit der Schwächung der Frauen eine dramatische Destabilisierung der Gesellschaft“, so BÖP-Präsidentin ao. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger. „Von der Stärkung der Frauen profitieren Männer und Frauen gleichermaßen. Es ist mir völlig unverständlich, wieso wir als Gesellschaft die Rahmenbedingungen für Frauen nicht essenziell verbessern“.
Frauenrechte sind Menschenrechte und Femizide sind strukturelle Gesellschaftsprobleme
Viele Frauen leben in dauerhafter Überforderung und Angst. Deshalb fordert der BÖP mehr Entlastungsangebote, Beratungsplätze und bessere soziale Rahmenbedingungen, welche für die eigenständige Existenzsicherung von Frauen dringend notwendig sind. Außerdem ist es von entscheidender Bedeutung, Femizide als ein tief verwurzeltes strukturelles Problem anzuerkennen, das in den Normen der Gesellschaft, kulturellen Überzeugungen und institutionellen Dynamiken verankert ist. Diese Gewalttaten werden durch patriarchale Strukturen und Wertesysteme begünstigt, die sich in verschiedenen Aspekten zeigen, darunter ein Mangel an angemessenem rechtlichem Schutz, eine ungleiche Verteilung von Macht, die Festigung stereotyper Geschlechterrollen und die Normalisierung von Frauenfeindlichkeit.
Es ist entscheidend, dass die Gesellschaft sich entschlossen für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzt und Frauen die gleichen Rechte und Chancen wie Männer erhalten, um ein Leben frei von Gewalt und Diskriminierung zu führen.
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