Heute, Mittwoch, ist der österreichische Physiker und Nobelpreisträger Anton Zeilinger im Rathaus zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt worden. Bürgermeister Michael Ludwig überreichte „Mr. Beam“ im Beisein zahlreicher Ehrengäste aus Politik und Verwaltung die Urkunde und Ehrenbürgernadel für die höchste Ehrung der Stadt Wien. Unter Ehrengästen befanden sich unter anderem mit Bundespräsident a.D. Heinz Fischer, Bürgermeister a.D. Michael Häupl und Vizebürgermeister a.D. Sepp Rieder drei Ehrenbürger der Stadt Wien sowie weiters Bundesminister Martin Polaschek. Im Anschluss an die Zeremonie – die vom Atmos Quartett mit Musikstücken von Franz Schubert und Johann Strauss III umrahmt wurde –, enthüllte Ludwig gemeinsam mit Zeilinger die nun um dessen Namen ergänzte, marmorne Ehrentafel vor dem Stadtsenatssitzungssaal im Wiener Rathaus.
Bürgermeister Ludwig hob in seiner Begrüßung die Fähigkeiten Zeilingers als „Volksbildner“ hervor, die dieser unter anderem auch wieder im vergangenen November bei einem Vortrag in der Volkshochschule Floridsdorf unter Beweis gestellt habe: „Sie haben den Zuhörenden das doch komplexe Thema Quantenphysik unterhaltsam und spannend nahe gebracht. Unter dem Motto ‚Bildung für alle‘ ist es auch der Stadt ein Anliegen, wissenschaftliche Erkenntnisse den Menschen verständlich zu vermitteln. Vor etwas mehr als 25 Jahren habe ich das große Bildungsprojekt ‚University Meets Public‘ gestartet, das universitäre Wissenschaft über die Volkshochschulen der Bevölkerung zu vermitteln“, erläuterte Ludwig. Professor Zeilinger hatte 2012 im Rahmen dieses Projekts einen Vortrag mit dem Titel „Die Welt der Quanten – Wo Einstein nicht recht hatte“ gehalten.
Besonders in einer Zeit der Wissenschaftsskepsis müsse man deutlich machen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse für den Fortschritt der Gesellschaft wichtig seien, so Bürgermeister Ludwig. Neben den vielen inhaltlichen Impulsen sei es Zeilinger gelungen, in der Inneren Stadt mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften einen Wissenschaftscampus zu schaffen, der auch für junge Wissenschaftler*innen attraktiv sei – „das ist wirklich bemerkenswert“. Großes nationales und internationales Interesse habe Zeilingers Quantenphysik-Experiment geweckt, mit dem der Physiker Lichtteilchen vom Wiener Prater bis auf die Donauinsel gebeamt hatte: „Vom Prater auf die Donauinsel – viel typischer für Wien geht es ja gar nicht.“ Ludwig unterstrich auch die Aussage Zeilingers, der große Vorteil der Forschung in Wien bestehe darin, dass abseits von kommerziellen Interessen Grundlagenforschung betrieben werden könne. „Und die bringen dann Ergebnisse, die man zu Beginn der Experimente nicht erwartet hatte“, schloss Bürgermeister Ludwig.
Die Laudatio auf den Geehrten hielt der renommierte Physiker Walter Kutschera, der in seiner Rede betonte, dass die Neugier und die Beharrlichkeit des Geehrten wohl seine wichtigsten Charaktereigenschaften auf dem Weg zum Olymp der Physik – dem Nobelpreis – seien.
Ehrenbürger Anton Zeilinger bedankte sich bei allen, die ihn auf diesem Weg begleitet hatten. Er sei viermal in Wien angekommen: Im Mai 1955 als Zehnjähriger aus Oberösterreich, 1983 nach seiner Rückkehr aus den USA, 1999 von seiner Professur für Experimentalphysik an der Universität Innsbruck und heute zum vierten Mal mit der Aufnahme in die Liste der Ehrenbürgerschaft.
Zur Person
Anton Zeilinger wurde 1945 in Ried im Innkreis geboren und kam als Zehnjähriger mit seiner Familie nach Wien. Von 1963 bis 1971 studierte er Physik und Mathematik an der Universität Wien, wo er promovierte und von 1999 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2013 Universitätsprofessor und Vorstand des Instituts für Experimentalphysik sowie von 2006 bis 2009 auch Dekan der Fakultät für Physik der Universität Wien war. Zu Beginn der 1980er-Jahre lehrte und forschte Zeilinger am Massachusetts Institute of Technology (MIT) als außerordentlicher Gastprofessor. Von 2013 bis 2022 war Zeilinger Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). 2022 erhielt Zeilinger den Nobelpreis für Physik für seine Experimente mit verschränkten Photonen und allgemein verschränkten Quantenzuständen, wobei er unter anderem Quantenteleportation nachwies.
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